Symbolbild Wahlkreis 270 Aalen - Heidenheim Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg (Foto: SWR, Frank Polifke, Karte & Montage: SWR)

Seit 1965 nur Direktmandate für die CDU

Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg: Wahlkreis 270 - Aalen-Heidenheim

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Frank Wiesner

Bisher war es eine klare Sache: Seit 1965 gingen alle Direktmandate bei Bundestagswahlen an die CDU. Bleibt das auch so? Die SPD hofft auf einen Stimmungsumschwung.

Die politische Ausgangslage

Hat die SPD im Wahlkreis Aalen-Heidenheim Rückenwind? In den vergangenen Wochen jedenfalls standen in den beiden größten Städten im Wahlkreis, nämlich in Aalen und Heidenheim, Oberbürgermeisterwahlen an. Beide Male setzte sich überraschend der SPD-Kandidat schon im ersten Wahlgang durch. In Aalen bleibt das Rathaus in SPD-Hand, in Heidenheim wurde sogar die CDU verdrängt.

"Das ist nicht ganz vergleichbar mit der Bundestagswahl. Aber man kann doch feststellen: Die Stimmung ist gut", glaubt Leni Breymaier. Sie ist derzeit für die SPD Bundestagsabgeordnete und will dies auch wieder werden. "Ich werbe um jede Erst - und um jede Zweitstimme. Der Wahlkreis ist für die SPD ein gutes Pflaster", zeigt sich Breymaier zuversichtlich.

Aus dem Wahlkreis Aalen-Heidenheim sind seit den letzten Wahlen drei Abgeordnete im Bundestag. Roderich Kiesewetter (CDU) gewann das Direktmandat. Margit Stumpp (Grüne) und Leni Breymaier (SPD) zogen über die Listenplätze ins Parlament ein.

Insgesamt schlagen im Wahlkreis Aalen-Heidenheim eher bundespolitische als konkrete regionale Themen durch, beispielsweise "bezahlbarer Wohnraum". Für Breymaier (SPD) ein wichtiger Punkt, damit die Region für potentielle Arbeitnehmer attraktiv bleibt. Für Roderich Kiesewetter (CDU) zählt auch der Breitbandausbau dazu, der noch nicht überall im Wahlkreis umgesetzt werden konnte.

Margit Stumpp (Grüne) will mit ihrem Hauptthema Bildungspolitik punkten. Die Pandemie lege die Schwächen unseres Bildungssystems offen, kritisiert sie immer wieder und fordert den Ausbau der digitalen Infrastruktur - gerade auch für Schulen.

Die größten Herausforderungen vor der Bundestagswahl

Die größte Herausforderung für alle ist der Wahlkampf unter Pandemie-Bedingungen. Die Wähler und Wählerinnen zu mobilisieren, wird der zentrale und vielleicht ausschlaggebende Punkt für die Bundestagswahl am 26. September 2021 sein. Insgesamt ist der Wahlkampf im Wahlkreis Aalen-Heidenheim im Sommer noch sehr verhalten.

Die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten

Wir stellen hier die sechs Kandidatinnen und Kandidaten der im Bundestag vertretenden Parteien vor. Alle Weiteren finden Sie im SWR Kandidatencheck. Die Reihenfolge ergibt sich aus dem Endergebnis der Bundestagswahl 2017 in Baden-Württemberg.

Das vermeintlich größte Risiko trägt Roderich Kiesewetter von der CDU. Er tritt ohne Listenplatz an und setzt ganz darauf, erneut das Direktmandat zu gewinnen. Er ist Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags und hat einen Schwerpunkt seiner Arbeit in Außen- und Verteidigungspolitik. Kiesewetter sucht den Kontakt zur Bevölkerung und glaubt, dass die Erststimme bei der Bundestagswahl über "Persönlichkeit" entschieden wird.

Die beiden anderen amtierenden Bundestagsabgeordneten Leni Breymaier (SPD) und Margit Stump (Grüne) seien über ihre Listenplätze abgesichert und ohnehin so gut wie wiedergewählt, glaubt Kiesewetter.

Leni Breymaier (SPD) ist Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Entgeltgleichheit, Zwangsprostitution, EU-Gleichstellungs- und Frauenpolitik, Altersarmut und Demografischer Wandel.

Der Themenschwerpunkt von Margit Stumpp (Grüne) ist die Bildungspolitik. Sie ist bildungspolitische Sprecherin ihrer Partei. Häufig in Erscheinung tritt sie auch mit dem Thema "Pressefreiheit" bzw. "Medienpolitik". So wurde sie beispielsweise mehrfach als Beobachterin für den Deutschen Bundestag zu den Prozessen gegen Journalistinnen und Journalisten in die Türkei entsendet, unter anderem auch zum Prozess gegen die aus Ulm stammende Journalistin Meşale Tolu.

Arian Kriesch ist FDP-Stadtrat in Aalen. Der Naturwissenschaftler betreibt für seine Partei Wahlkampf im Internet, unter anderem mit öffentlichen Live-Diskussionen mit anderen Internetnutzern.

Jan-Hendrik Czada ist im Wahlkreis Aalen für die AfD bei den Landtagswahlen angetreten. Für den Einzug in den Landtag reichte es für ihn nicht. Nun tritt er bei der Bundestagswahl erneut an und macht vor allem Wahlkampf über Facebook.

Tim Steckbauer (Die Linke) setzt bisher auf Facebook im Wahlkampf. In seinen Posts thematisiert er unter anderem das Aussterben des Beutelwolfs oder des tasmanischen Tigers. Er fordert mehr ÖPNV im ländlichen Raum und setzt sich für Frieden ein.

Baden-Württemberg

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Die Top-Themen vor der Wahl

Das große Topthema, den großen Aufreger, gibt es im Wahlkreis Aalen-Heidenheim derzeit nicht. Die Region ist relativ wirtschaftsstark, es gibt viele Technologieführer und eine im Landesvergleich geringe Arbeitslosigkeit. Roderich Kiesewetter (CDU) allerdings weist auf den Umbruch hin, den vor allem Maschinenbauer und die Automobilzulieferer stemmen müssen. "Die müssen im Hinblick auf die Elektromobilität, die die großen Autohersteller angekündigt haben, ihr Produktportfolio anpassen, damit sie wettbewerbsfähig bleiben", so Kiesewetter.

Für die Grünen steht auch der Wahlkreis Aalen-Heidenheim unter der Gesamtüberschrift "Klimaneutralität". Margit Stumpp sieht vor allem den Ausbau der regenerativen Energien und die Transformation in der regional ansässigen Industrie als Schwerpunkte. Auch die bäuerlich geführte Landwirtschaft bei einem Anteil von 45 Prozent an der Gesamtfläche des Wahlkreises ist für Stumpp wichtig.

Darüber hinaus werden Verkehr und Mobilität gerne im Wahlkreis diskutiert, zum Beispiel der Ausbau der B19 bei Oberkochen. Allein hier am Standort hat Zeiss 10.000 Mitarbeiter, viele müssen pendeln. In diesem Zusammenhang weist Kiesewetter (CDU) auf die Pendlerpauschale hin, die er im Hinblick auf steigende Mobilitätskosten anpassen will. Auch die Elektrifizierung der Brenzbahn zwischen Aalen und Ulm ist ein großes Thema für CDU und SPD.

So gehen die großen Parteien in den Wahlkampf

Die CDU setzt auf Roderich Kiesewetter als Bundestagsabgeordneten, der erneut das Direktmandat holen soll. In vielen persönlichen Gesprächen wirbt er vor Ort für Vertrauen und klingelt dazu auch an bis zu 200 Haustüren pro Woche in Ortschaften seines Wahlkreises. Zusätzlich setzt er auf Präsenz in den Städten, zum Beispiel auf Wochenmärkten, ist aber auch im Internet und den sozialen Medien zu finden.

Die Grünen setzen ebenfalls auf Präsenzveranstaltungen, soweit es die Pandemiebedingungen zulassen, und holen dabei immer wieder prominente Grüne dazu, zum Beispiel Cem Özdemir und Claudia Roth. Margit Stumpp will außerdem viele persönliche Gespräche führen und mit Infoständen vor Ort präsent sein. Dazu gibt es Wahlkampf im Internet und in sozialen Medien.

SPD-Kandidatin Leni Breymaier hofft auf eine fortschreitende Impfkampagne, damit sie so viel Menschen wie möglich direkt erreichen kann. Sie will bei Fahrradtouren durch den Landkreis ins Gespräch kommen. Außerdem setzt sie neben den üblichen Flyern und Plakaten auch auf Formate in den sozialen Netzwerken, zum Beispiel auf "der Junge und die Alte", bei dem Breymaier zusammen mit ihrem 20-jährigen Kollegen Tim Schwab bei Instagram auftritt.

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