Symbolbild Wahlkreis 290 Tübingen Bundestagswah l2021 in Baden-Württemberg (Foto: SWR)

Vier von fünf Kandidaten haben sehr gute Chancen

Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg: Wahlkreis 290 - Tübingen

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Andrea Schuster

Tübingen in grüner Hand? Die Stadt ja, das Umland nein. Bisher sitzt die CDU fest im Sattel. Doch wer weiß. Der Wahlkreis hat wohl auch künftig mehrere Abgeordnete im Bundestag.

Die politische Ausgangslage

Fünf Abgeordnete aus dem Wahlkreis Tübingen sind derzeit in Berlin vertreten. Vier von ihnen werden es wahrscheinlich wieder ins Parlament schaffen, weil sie von ihren Parteien auf vordere Listenplätze gesetzt wurden. Annette Widmann-Mauz (CDU), die aus Balingen (Zollernalbkreis) kommt, hat bei der letzten Wahl fast 36 Prozent der Wählerstimmen und damit das Direktmandat geholt und das, obwohl die urgrüne Stadt Tübingen mitten in ihrem Wahlkreis liegt. Das erwartbare grüne Votum der Unistadt plus der grüne Trend auch im Umland könnte dem Grünen-Kandidaten Chancen eröffnen. Sollte er gewinnen, wäre das ein Aufreger, weil Annette Widmann-Mauz schon seit 2002 die direkt gewählte Abgeordnete ist.

SWR Reporterin Stefanie Assenheimer berichtet über den Wahlkreis Tübingen.

Die größten Herausforderungen vor der Bundestagswahl

Sich für bezahlbaren Wohnraum einzusetzen, ist für alle Kandidatinnen und Kandidaten quasi Pflicht. Denn im Wahlkreis Tübingen leben viele Menschen, und es gibt nicht genügend Wohnungen. Vor allem in der Stadt Tübingen, aber auch in nahen Städten wie Rottenburg am Neckar sind Wohnungen teuer und Häuser nur für Gutbetuchte bezahlbar geworden. Darüber hinaus ist der Klimaschutz in der Politik Tübingens ein großes Thema. Die Unistadt mit ihrem grünen Oberbürgermeister Boris Palmer hat ihn als ihr wichtigstes Ziel. Die eher kleineren Gemeinden im Umland versuchen nach wie vor Industrie anzusiedeln. Das wird beim Straßenverkehr zum Problem: Tübingen will deutlich weniger Autoverkehr und stattdessen die Regionalstadtbahn, die 21 kleineren Städte und Gemeinden wünschen sich oft ausgebaute (Umgehungs-)Straßen.

Die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten

Die Reihenfolge der Kandidierenden ergibt sich aus dem Endergebnis der Bundestagswahl 2017 in Baden-Württemberg.

Annette Widmann-Mauz (CDU) ist seit drei Jahren Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration im Kanzleramt; ist also nah dran an Angela Merkel. Seit 2015 ist die Mittfünfzigerin auch Vorsitzende der CDU-Frauenunion. In der Partei ist sie im Wahlkreis Tübingen fest verwurzelt. Sie war schon früh in der Jungen Union aktiv und pflegt ihre langjährigen Kontakte zwischen ihrem Heimatort Balingen und dem Wahlkreis Tübingen. Nur so konnte sie sich ihr Mandat all die Jahre in diesem grün gefärbten Wahlkreis sichern. 2017 holte sie 35,7 Prozent der Erststimmen. Ihr Listenplatz der Landespartei: zwei.

Martin Rosemann (SPD) konnte mit 17,3 Prozent bei der Wahl 2017 eine beachtliche Stimmenzahl verbuchen. Der Volkswirt mit Doktortitel ist 45 Jahre alt und Mitglied im Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales. Da er in Tübingen aufwuchs, hier studierte und auch heute noch mit seiner Familie dort lebt, ist er im Wahlkreis gut vernetzt. Die SPD hat ihn mit Listenplatz vier versehen.

Chris Kühn (Grüne) lag 2017 bei 19,1 Prozent. Möglicherweise kann er aber den Schwung mitnehmen, den seine Partei bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg erlebt hat und in diesem Jahr ein besseres Ergebnis erzielen. Direkt gewählt zu werden, dürfte aber schwer sein. Der 42-Jährige stammt aus Göppingen, hat in Tübingen Politikwissenschaft studiert und wohnt seither im Wahlkreis. Er war schon einmal Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg. Mit Listenplatz vier ist er auf jeden Fall wieder in Berlin dabei.

Julian Grünke (FDP) ist mit seinen 26 Jahren der jüngste Bundestagskandidat im Wahlkreis Tübingen. Der Jungliberale studiert in Tübingen Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaft. Auf Listenplatz 18 dürfte es mit einem Mandat vermutlich nicht klappen.

Für die AfD kandidiert der Rechtsanwalt Ingo Uwe Reetzke, der im Reutlinger Kreistag sitzt. Als eines seiner Schwerpunktthemen nannte er bei der Landtagswahl 2021 "Wohnen und Soziales".

Auch Heike Hänsel (Die Linke) tritt zum wiederholten Mal als Bundestagskandidatin an. Mit dem fünften Platz auf der Landesliste ihrer Partei wird sie - ein gutes Gesamtergebnis für die Partei vorausgesetzt - Abgeordnete bleiben. Sie leitet bei den Linken den Arbeitskreis "Außenpolitik". Schon während ihres Studiums hat sie an internationalen Projekten gearbeitet und ist seit über 30 Jahren in der Friedensbewegung aktiv.

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