Martin Hecht über soziale Geschmeidigkeit in der Gesellschaft
Geschmeidigkeit und Selbstdarstellung gehört zum Menschen dazu, sagt der Journalist und Politologe Martin Hecht. Es gehe darum, sich in bestimmten Situationen, beispielsweise in einem Restaurant, geschmeidig und angemessen zu verhalten.
Zur Geschmeidigkeit gehöre es, im jeweiligen Moment Stimmungen aufzufangen und zurückzuspielen. Aber: Geschmeidigkeit kann auch etwas "Schmieriges und Glitschiges" haben, wenn wir uns zu weit von unserem eigenen Kern entfernen.
Selbstdarstellung und Selbstvermarktung in Social Media
Unser ganzes Leben müssen wir heutzutage "performen", kritisiert Martin Hecht. Social Media trage im hohen Maß dazu bei. So hätten wir eine ganze Generation, die "nichts mehr tut, als sich an jedem Ort zu fotografieren, der halbwegs prominent ist oder sich verkaufen lässt".
Soziale Medien bieten eine Fläche für Inszenierung und Schönheit. Gleichzeitig zeige sich darin aber auch der enorme Druck auf Menschen, die sich "bemüßigt fühlen, permanent etwas zu posten und zu zeigen: Schaut doch mal, nehmt mich wahr! Schaut, wie schön, toll, klug oder was auch immer ich bin“, so Hecht.
Der Schönheits-Druck lässt sich empirisch an der Zahl von Schönheits-OPs zeigen und betrifft ebenso Männer. Es habe wohl nie eine Zeit gegeben, in der Männer so viele Fläschchen, Wässerchen und andere Dinge im Badeschrank hätten, wie heutzutage, meint Martin Hecht.
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Wege aus einer Gesellschaft voller Selbstdarstellung?
Individualismus und Selbstdarstellung an sich sind nicht verkehrt, haben aber eine Fehlentwicklung genommen, ist Hecht überzeugt. Eine Lösung könne sein, die selbst gebaute Blase zu verlassen und aus der Idee der Selbstoptimierung herauszukommen.
Auch Demütigkeit sei entscheidend und würde vielen Menschen helfen sich wieder einzunorden, ist Hecht überzeugt. Viele machten es sich zu einfach, wenn sie Frust auf andere Dinge abladen, statt sich zu hinterfragen: Was sagt mir meine Situation und wie kann es weitergehen?