FIFA Fußball WM in Katar – warum nur? Thomas Hitzlsperger auf der Suche nach Antworten

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Moderator/in
Jens Wolters
Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen

Warum findet die Fußball-WM in Katar statt? ARD-Experte Thomas Hitzlsperger kritisiert die Vergabe, machte sich vor Ort ein Bild von Menschenrechten und deutscher Doppelmoral.

Warum darf die FIFA Fußball WM in Katar stattfinden?

Die Entscheidung der FIFA steht schon lange: die nächste Fußball-WM wird erstmals im Winter angepfiffen, im Wüstenstaat Katar. Die Verwunderung über die Vergabe war und blieb groß. Fans, Spieler und der überwiegende Teil der Weltöffentlichkeit fragen sich: "Mit welchen Mitteln ließ sich die FIFA davon überzeugen, die WM dort auszutragen?" Damit ist die WM in Katar zur bislang umstrittensten Fußball Weltmeisterschaft.

TV-Reportage von Hitzlsperger zeigt Menschenrechtslage in Katar

Thomas Hitzlsperger ist WM-Experte der ARD. Als ehemaliger Nationalspieler und Bundesliga-Verantwortlicher des VfB Stuttgart steht er dieser WM-Vergabe kritisch gegenüber und ist vorab ins Gastgeberland gereist. In seiner Reportage wollte er verstehen, warum die WM in Katar stattfindet.

»Ich habe so eine große Leidenschaft und liebe Fußball und schaue trotzdem die WM, weil ich mich in jeglicher Hinsicht vorbereitet habe. Ich habe eine kritische Haltung zu dem Gastgeberland, ich habe eine kritische Haltung zur FIFA und ich möchte es einfach nicht zulassen, dass Katar und FIFA meine Leidenschaft abtöten.«

Hitzlsperger suchte in Katar nach Arbeitern, die die Stadien mitgebaut haben und ihm aus erster Hand von den dortigen Zuständen berichten konnten. In Nepal, am Fuße des Himalaya, traf er außerdem Hinterbliebene der verstorbenen Arbeiter, die in Katar unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten.

Homosexuell in Katar - Repressionen sind Alltag

Hitzlsperger lebt mit seinem Partner offen schwul – in Deutschland kann er das. Schon deshalb hatte der frühere Nationalspieler ein Interesse daran, sich mit Menschenrechtler:innen und Mitgliedern der LGBTQ-Gemeinde auszutauschen. Homosexualität ist in Katar verboten, Repressionen und Angst sind Alltag im Wüstenstaat.

Über Katar wird viel gesprochen, doch selten mit Katarern – und schon gar nicht mit Frauen. Eine von ihnen ist Noof Alabdulla: Hitzlsperger lud sie zu sich nach Hause ein. Sie erklärte ihm die Besonderheiten der arabischen Kultur und die Rolle der Frauen.

Welche Verantwortung haben Politik und Wirtschaft bei dieser WM?

Auch die Doppelmoral deutscher Außen- und Handelspolitik spielt in Hitzlspergers WM-Reportage eine Rolle: Einerseits kritisiert die Politik die Verletzungen der Menschenrechte, andererseits nutzen 150 deutsche Unternehmen die milliardenschweren Verträge wie die zum Bau der WM-Infrastruktur.

Neuer und Gündogan über den sportlichen und ethischen Spagat

Gesprächspartner in Hitzlspergers WM-Reportage sind auch DFB-Kapitän Manuel Neuer und Mittelfeldmann Ilkay Gündogan – mit ihnen spricht er über den Spagat zwischen sportlicher Erwartungshaltung und ethisch angemessener Haltung gegenüber Turnier-Gastgeber Katar.