Ein Mann fürs Herz: über Herztransplantationen und andere Herzensangelegenheiten

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Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen (Foto: SWR)
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Moderator Torsten Helber aus dem SWR1 Team. Zu hören unter anderem im Musik Klub Country oder in SWR1 Die Nacht. (Foto: SWR)

Die weltweit erste Herztransplantation inspirierte Prof. Dr. Hermann Reichenspurner dazu, Medizin zu studieren. Mittlerweile leitet er das Herzzentrum am Universitätsklinikum in Eppendorf.

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Ich höre klassische Musik während der Operation, weil das die Spannung ein bisschen rausnimmt.

In Sachen Herz- und Gefäßchirurgie ist Prof. Dr. Hermann Reichenspurner international bekannt – viele Menschen kommen von weit her zu ihm nach Hamburg ins Universitätsklinikum Eppendorf, in dem er Ärztlicher Leiter des Herzzentrums ist.

Wie lange lebt man mit einem transplantierten Herz?

In seiner medizinischen Karriere hat Reichenspurner bereits rund 400 Herzen verpflanzt. Die Operationstechnik habe sich seit 1987 nicht wesentlich verändert. Deutlich verbessert haben sich die Medikamente und die Überwachung der Patienten.

Wir haben heute Überlebensraten von über 90 Prozent nach einem Jahr.

Nach fünf Jahren schlagen noch 70-75 Prozent der transplantierten Herzen. Die Überlebenschancen seien auf jeden Fall besser als ohne eine Transplantation, daher würden sich Patient:innen in der Regel immer für einen Eingriff entscheiden, meint der Experte.

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So wird entschieden, wer ein neues Herz bekommt

Es gibt zwei Listen für die Anwärter einer Organspende, sagt Reichenspurner. Bei der Warteliste geht es rein um die Zeit, wie lange jemand in einer Blutgruppe auf ein Organ wartet. Die zweite Liste ist die Dringlichkeitsliste, organisiert von der internationalen Organisation Eurotransplant in Holland.

Wird eine Dringlichkeit beantragt, entscheiden unabhängige Auditoren aus verschiedenen Ländern darüber, ob ein Dringlichkeitsstatus gewährt werden kann. Dabei spiele der Zustand des Patienten eine wichtige Rolle, so Reichenspurner.

Deutschland: Schlusslicht bei Organspenden

2022 wurden in Deutschland 358 Herzen neu verpflanzt. 700 Menschen warten auf eine Transplantation.

In Spanien ist die Zahl der Organspender viermal so hoch, in Österreich zweieinhalb mal höher. In beiden Ländern gilt die Widerspruchslösung, das bedeutet jeder ist automatisch Organspender, wenn zu Lebzeiten nicht widersprochen wird.

Reichenspurner würde auch in Deutschland eine solche Widerspruchslösung begrüßen, allerdings wurde sie 2020 vom Bundestag abgelehnt.

Vor allem junge Menschen machen sich zu wenig Gedanken über den Tod. Wenn man sie fragt, ob sie ihre Organe spenden würde, sagen sie "Ja", aber viele füllen keinen Organspendeausweis aus.

84 Prozent der Deutschen äußerten sich in einer Umfrage positiv über Organspende, aber nur 40 Prozent haben einen Organspendeausweis.

Berufswunsch Arzt durch erste Herztransplantation

Die erste Transplantation der Geschichte durch den Südafrikaner Christiaan Barnard im Jahr 1967 hat Reichenspurner schwer beeindruckt, als er sie als kleiner Junge auf flackernden Schwarz-Weiß-Bildern im Fernsehen damals sah. Später entschied er sich auch deshalb für das Medizinstudium und lernte zwei Jahre lang in Kapstadt bei Pionier Barnard die Kunst der Herzverpflanzung. Mittlerweile hat es Prof. Dr. Hermann Reichenspurner selbst auf diesem Gebiet zu Weltruhm gebracht.

Ich glaube, dass man als Herz-Arzt bewusster mit seinem Herz umgeht und Dinge macht, die für das Herz wichtig sind, wie Bewegung und gesunde Ernährung. Ich habe auch nur wenige Kollegen, die rauchen.

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