Diese Barrieren müssen blinde Menschen im Alltag meistern

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Moderator/in
Jens Wolters
Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen

Andreas Bethke ist als Kind erblindet. Im Alltag muss er auf andere Sinnesorgane vertrauen und setzt sich als Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands für mehr Barrierefreiheit ein.

Deutschland ist inklusiver geworden, aber wir sind noch sehr weit weg von der Umsetzung einer gleichberechtigten und vollständigen Teilhabe.

Nützliche Technik für blinde und sehbehinderte Menschen

Sitze ich im richtigen Bus? Wo finde ich im Supermarkt meinen Lieblingskäse? Für die meisten Menschen sind solche alltäglichen Fragen kein Problem. Aber durchs Leben zu gehen ohne zu sehen, das ist die tägliche Herausforderung für blinde und sehbehinderte Menschen.

Dabei helfen inzwischen eine ganze Reihe von Apps, sagt Andreas Bethke, Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Sie können morgens beim Anziehen beispielsweise die Farbe eines Kleidungsstücks ansagen. Das sei nützlich, "auch wenn es nicht immer perfekt funktioniere und bei gestreifter oder gemusterter Kleidung schwieriger werde".

Bei Alltagsgegenständen wie einem Herd, ist es hilfreich, wenn sich an den Knöpfen erfühlen lässt, welche Temperatur eingestellt ist.

Haushaltsgeräte sind für uns immer ein schwieriges Thema, weil es dafür keine Regelungen gibt, sie wirklich bedienbar zu machen. Alles was nur mit Display und schlechten Kontrasten kaum lesbar ist, ist schwierig.

Barrierefreiheit muss besser werden

Damit es Barrierefreiheit gibt, braucht es Regeln, sagt Andreas Bethke. So sollte viel häufiger das "Zwei-Sinne-Prinzip" berücksichtigt werden. Es bedeutet, dass Dinge zum Beispiel nicht nur sicht- sondern auch hör- oder tastbar sind und so die Bedienung zum Beispiel eines Smartphones auch blind möglich ist.

Bis 2022 hätte der ÖPNV in Deutschland barrierefrei werden sollen, erläutert Bethke. Er wünscht sich mehr konkrete Vorgaben für Länder und Kommunen.

Oft gibt es Barrierefreiheitsvorschriften, die aber nicht verbindlich sind. Da bräuchten wir viel mehr Verbindlichkeit, um voranzukommen.

Gleiche Bildungsmöglichkeiten für Blinde

Ein angeborener Grauer Star hat bei Andreas Bethke zu Beginn seiner Schulzeit zur Erblindung geführt. Er besuchte ein spezialisiertes Internat und hat Biologie studiert. Als Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes setzt er sich nun für barrierefreie Bildungsangebote ein.

Wir haben im Bildungssystem heute ja ganz viel mit Digitalisierung zu tun und kämpfen sehr darum, dass blinde und sehbehinderte Kinder dadurch nicht ausgegrenzt werden.

Leider fehle es beispielsweise an verlässlichen Vorschriften, dass digitale Bildungsplattformen der Schulen barrierefrei sein müssen. Gleiches gelte für digitale Schulbücher. Man ringe sehr mit den Kultusministerien darum, dass das ernst genommen wird und es Regelungen gibt, damit blinde und sehbehinderte Menschen weiter Bildungsabschlüsse machen können, so Bethke.

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Seit 2006 gibt es die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Dabei geht es um eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Bildung, Freizeit, Beruf etc. Dies sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, betont Andreas Bethke.

Wir brauchen viel mehr Respekt und Zutrauen, dass Menschen mit Behinderung auch dazugehören und etwas leisten können und wollen. Und dass wir einfach sagen 'Ja, denen geben wir eine Chance'.

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