Eva Umlauf: als Zweijährige überlebte sie Auschwitz und den Holocaust

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Nabil Atassi
Moderator Nabil Atassi aus dem SWR1 Team. Zu hören in der Talk-Sendung SWR1 Leute - immer 2 Stunden für einen Gast mit interessanten Themen. (Foto: SWR)

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Als Kind im Konzentrationslager Auschwitz

In Auschwitz gehörte Eva Umlauf zu den Jüngsten. Als sie am 2. November 1944 mit ihrer Mutter in das Konzentrationslager der Nationalsozialisten deportiert wird, ist die in der heutigen Slowakei geborene Eva Umlauf noch nicht einmal zwei Jahre alt. Ihre Mutter ist damals im 4. Monat schwanger.

Musikpassagen Silent Tears – Holocaust-Frauen erinnern sich

Von Marlene Küster

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Knapp dem Tod in der Gaskammer entkommen

Nur zwei Tage, bevor Eva und ihre Mutter im KZ angekommen wären, wurden noch Mütter mit Kindern in die Gaskammern getrieben und ermordet. Der Grund: Die Rote Armee rückte bereits vor und die Vertuschungsversuche der Nazis waren in vollem Gange. Nur knapp entging Eva Umlauf dem Tod in der Gaskammer. Dabei war das Glück auf der Seite der Familie, denn die Lok, in der Eva mit ihrer Mutter saß, hatte einen technischen Defekt und hätte eigentlich drei Tage früher in Auschwitz ankommen sollen.

Wegen einer Verspätung dieser Lok um drei Tage sind wir am Leben geblieben.

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Erinnerungen an den Holocaust prägen bis heute

Später studierte Eva Umlauf in Bratislava Medizin und zog in den 1960er Jahren mit ihrem Mann nach München. Sie wurde Kinderärztin und Psychotherapeutin und Mutter dreier Kinder. 21 Jahre lang arbeitete sie als Kinderärztin. Die Wurzel für diesen Berufswunsch lag in ihrer Kindheit: Die Ärzte sahen nach der Befreiung aus dem KZ keine Überlebenschancen für sie, da sie chronisch krank war, abgemagert und nicht mehr laufen konnte.

Woran ich noch mit zwei Jahren bestimmt nicht gedacht habe: dass ich Kinderärztin werde. Aber später – das hat sich so eingebissen in meine Seele und in meinen Körper, diese Erfahrung. Auch wenn man keine bewusste Erinnerung hat.

An die Monate in Auschwitz bis zur Befreiung durch die Rote Armee im Januar 1945 kann sie sich nicht erinnern. Die Ereignisse aber prägen ihr Leben bis heute. Erst 2014, nachdem sie einen Herzinfarkt erleidet, beginnt sie, ihre Geschichte öffentlich zu teilen. Sie ist eine der jüngsten Holocaust-Überlebenden. Heute ist sie regelmäßig auf Lesungen und Infoveranstaltungen unterwegs. Allerdings immer häufiger unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen.

Nach dem 7. Oktober sind alle meine Lesungen unter Polizeischutz. Es ist schrecklich, dass man das machen muss.

So wird sie ihre Geschichte auch am Abschlussabend des Stuttgarter Spoken Arts Festival am 13. Dezember im Theaterhaus Stuttgart erzählen - zusammen mit den Holocaust-Überlebenden Ernst Grube, Leon Weintraub und Eva Szepesi.

Als Zeitzeugin gegen zunehmenden Antisemitismus

In SWR1 Leute sprechen wir mit Eva Umlauf über ihre bewegende Geschichte, jüdisches Leben heute und den zuletzt wieder zunehmenden Antisemitismus in Deutschland.

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