Hoden, Prostata und Co.: Deshalb sollten Männer viel öfter zum Urologen

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Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen
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Moderator Torsten Helber aus dem SWR1 Team. Zu hören unter anderem im Musik Klub Country oder in SWR1 Die Nacht.

Jens Rassweiler ist Urologe und möchte das Thema Männergesundheit aus der Tabuzone holen. Auch junge Männer sollten öfter Hoden und Prostata untersuchen lassen.

Jede Früherkennung eines Tumors ist ein Segen, weil man den Tumor dann möglichst wenig invasiv behandeln kann. Deswegen ist es so wichtig, die Vorsorge zu machen.

Krebsvorsorge: Mach den Hoden-Check!

Höchstens 25 Prozent der Männer gehen zur Vorsorgeuntersuchung, sagt Urologe Jens Rassweiler: "das ist natürlich zu wenig". Hodenkrebs ist der häufigste Tumor bei Männern im erwerbsfähigen Alter. Jährlich gibt es rund 4.200 Fälle in Deutschland.

Wichtig sei schon in jungen Jahren regelmäßig die Hoden zu überprüfen, um Veränderungen möglichst früh zu bemerken. Mit seiner Band "The Mannheim Uroband" hat Jens Rassweiler einen Motivationssong aufgenommen, der sich insbesondere an 20- bis 40-jährige Männer richtet: "Check your balls"!

Wird ein Tumor rechtzeitig erkannt, kann der betroffene Hoden entfernt werden und das "normale Leben weitergehen", betont Rassweiler. Hat der Krebs allerdings schon mit Metastasen gestreut, braucht es eine Chemotherapie. Eventuell müssen die behandelten Lymphknoten auch operiert werden. Die Medikamente der Chemotherapie können die Lungenfunktion beeinträchtigen und gefährden beispielsweise eine Sportlerkarriere. Deswegen ist die Früherkennung so wichtig.

Wie taste ich meine Hoden ab, um Krebs zu erkennen?

Am besten geht das unter der Dusche, erklärt Jens Rassweiler. Dazu die Hoden von unten tasten, darüberstreichen und erfühlen, ob sich etwas komisch anfühlt. Es gehe darum, ein Gespür zu entwickeln, um zu bemerken, wenn sich etwas verändert.

Ein Tumor lässt sich möglicherweise als (nicht schmerzhafte) Verhärtung erfühlen. Veränderungen müssen aber nicht zwingend Krebs bedeuten, es könne sich auch um eine Zyste oder Wasseransammlung um den Hoden herum handeln. Wichtig sei, dass Männer Auffälligkeiten nicht zur Seite schieben nach dem Motto "ach, das ist schon nichts", sondern zum Urologen gehen und es abklären lassen.

Wie oft sollte ich meine Hoden abtasten?

Das muss man sicherlich nicht bei jedem Duschen machen, meint Jens Rassweiler. Regelmäßig etwa jedes halbe Jahr ganz bewusst kontrollieren, ob es Veränderungen gibt, sei absolut ratsam.

In welchem Alter tritt Hodenkrebs am häufigsten auf?

Hodenkrebs ist kein Altherren-Problem. Besonders gefährdet sind Männer zwischen 25 und 45 Jahren, "eher jünger". Die Tumore in jungen Jahren sind oft gefährlicher und streuen schneller. Die zweite gefährdete Gruppe: Männer ab 60.

Was sind Risikofaktoren für Hodenkrebs?

Wer einen Leistenhoden hatte (ein Hoden, der nicht nach unten in den Hodensack gewandert ist), hat ein ca. 10-fach erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken. Das betreffe aber nur den Leistenhoden. Wurde dieser entfernt, besteht für den anderen Hoden, wenn dieser normal liegt, kein erhöhtes Risiko.

Hodenkrebs scheint nach derzeitigem Stand nicht vererbt zu werden. Bislang ist zumindest kein Gen bekannt, das für Hodenkrebs verantwortlich wäre, so Jens Rassweiler.

Wie läuft die Behandlung von Hodenkrebs ab?

  1. Zunächst wird für die Diagnose ein Ultraschall der Hoden durchgeführt.
  2. Es folgt die Planung der Operation zur Entfernung des betroffenen Hodens.
  3. Während der OP wird der Tumor mit den Gefäßen entfernt.
  4. Anschließend erfolgt die histologische Diagnose. d.h. eine feingewebliche Untersuchung.
  5. Mit einem CT (Computertomographie) von Lunge und Abdomen (der Bereich zwischen Brustkorb und Becken) wird festgestellt, ob die Lymphknoten befallen sind oder sich Metastasen gebildet haben.
  6. Nach der Operation werden drei verschiedene Tumor-Marker beobachtet. Sie müssen zurückgehen. Gehen sie nicht ausreichend zurück, muss noch eine Chemotherapie gemacht werden.

Man hat [bei der Behandlung von Hodenkrebs] mehrere Möglichkeiten und kann das auf den Patienten gezielt zuschneiden.

Hat jemand, der Hodenkrebs hatte, ein erhöhtes Risiko erneut zu erkranken?

Wird in einem Hoden ein Tumor festgestellt, wird im anderen Hoden eine Biopsie (Gewebeentnahme) durchgeführt. In über 95 Prozent der Fälle ist diese unauffällig. In diesem Fall besteht für den anderen Hoden kein erhöhtes Risiko, zu erkranken.

Was bedeutet die Entfernung eines Hoden für die Sexualität: Lustempfinden, Potenz, Orgasmusfähigkeit?

Die Entfernung eines Hodens hat normalerweise keinen Einfluss auf die sexuelle Aktivität, so Rassweiler. Allerdings: Vor einer Chemotherapie sollte auf jeden Fall Sperma eingefroren werden, da dieses unter der Chemotherapie leiden kann.

Wenn Lymphknoten auf beiden Seiten entfernt werden (normalerweise reiche eine Seite), kann es sein, dass Patienten keinen echten Samenerguss mehr haben.

Prostatakrebs: Welche Bedeutung hat der PSA-Wert?

Ein erhöhter PSA-Wert deutet auf ein Problem der Prostata hin. Das muss nicht Krebs bedeuten, sondern kann auch durch eine Entzündung der Prostata oder zum Beispiel viel Fahrradfahren ausgelöst werden. Ein PSA-Wert um 4 im Alter von 65 Jahren sei gerade so an der Grenze, dass man nachschauen sollte, ob ein Tumor vorliegt.

Ich habe einen Patienten gehabt, der hatte in diesem Alter [ca. 65 Jahre] einen PSA-Wert von 11. Der war Fahrradfahrer. Dem habe ich erstmal gesagt: neuer Sattel und mal nicht Fahrrad fahren und dann ist der Wert wieder runtergegangen. Also: Es muss nicht immer unbedingt ein Krebs dahinterstecken.

Keine Angst vorm Urologen

Männer und Arztbesuche: für viele ein spezielles Thema. Wenn es um den Intimbereich geht, steigt die Hemmschwelle zusätzlich. Prof. Dr. Jens Rassweiler hat jahrzehntelang als Urologe gearbeitet, sich international einen Namen gemacht und war zuletzt als Direktor im SLK-Klinikverbund Heilbronn tätig.

Er betont: Ein Urologe schaue nicht nur auf Tumore, sondern kümmere sich um den Mann als Ganzes. Dabei spielten auch Themen wie Erektionsstörungen eine Rolle. Treten Durchblutungsstörungen auf, könnten das auch mögliche Anzeichen für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung sein.

Der Penis ist die Antenne des Herzens.

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