Ex-Türkei-Korrespondent Christian Buttkereit

5 weitere Jahre Erdoğan: Wohin steuert die Türkei?

Stand
MODERATOR/IN
Dr. med. Nabil Atassi
Moderator Nabil Atassi aus dem SWR1 Team. Zu hören in der Talk-Sendung SWR1 Leute - immer 2 Stunden für einen Gast mit interessanten Themen. (Foto: SWR)

Nach der Stichwahl in der Türkei am 28. Mai ist der neue der alte Präsident: Recep Tayyip Erdoğan. Ex-Türkei-Korrespondent Christian Buttkereit analysiert die Zukunft des Landes.

Audio herunterladen (37,2 MB | MP3)

Neuer alter Präsident in der Türkei: Erdoğan

Die international wohl bedeutendste Wahl des Jahres ist entschieden: Am 28. Mai hat die Türkei ein zweites Mal gewählt – zum ersten Mal gab es dabei eine Stichwahl. Recep Tayyip Erdoğan bleibt nach 20 Jahren Präsidentschaft für weitere fünf Jahre an der Macht in der Türkei.

Im SWR1 Leute Interview spricht Christian Buttgereit darüber, wie gespalten die Türkische Gesellschaft ist und wie sich die Spaltung unter Erdogan verhärtet hat.

Die Türkische Gesellschaft ist seit Jahren gespalten. Erdogan hat das immer weiter vorangetrieben. Also ich kenne noch Zeiten in der Türkei, Ende der 80er war das, wo es auch die beiden Lager gab, die aber nicht so verfeindet waren. Man hat miteinander noch mehr gesprochen. Das hat sich extrem verhärtet, vor allem nach dem gescheiterten Militärputsch 2016.

Die Zukunft: Wohin steuert die Türkei?

Zeit für eine Analyse und einen Blick in die Zukunft des Landes an der Schwelle zwischen Asien und Europa, das weltpolitisch so wichtig ist wie selten und wirtschaftlich mit schwersten Problemen kämpft. Christian Buttkereit hat für den SWR und die ganze ARD fast fünf Jahre lang aus der Türkei berichtet. Der gebürtige Ostwestfale war in der Türkei, als es dort, nach dem gescheiterten Putschversuch gegen Staatspräsident Erdoğan im Juli 2015 zu zahlreichen Verhaftungen mutmaßlicher Putschisten und tausendfachen Entlassungen politisch Andersdenkender kam.

Einordnung: Das Wahlergebnis der in Deutschland lebenden Türk:innen 

Die Menschen, die eben zu uns gekommen sind als Gastarbeiter damals, kamen eher aus den ländlich geprägten, konservativen Regionen in der Türkei. Wenn man jetzt sagt das ist familienmäßig so geblieben das Mindset über die Generationen, dann verwundert es auch nicht, dass die Menschen eher konservativ wählen.

Video herunterladen (885,2 MB | MP4)

Kritik an der Wahl, Meinungsfreiheit und Demokratie

Auch jetzt gibt es wieder Kritik an den Umständen der Wahl, aber auch an der verbalen Eskalation beider Kandidaten, Recep Tayyip Erdoğan und Kemal Kılıçdaroğlu. Gespannt wird jetzt erwartet, wohin die Türkei, gerade mit Blick auf demokratische Strukturen, Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit hinsteuern wird, aber auch, wie sich die Beziehungen zu Deutschland und Europa in den kommenden Jahren entwickeln könnten.

Christain Buttgereit über die Anhängergruppen der verschiedenen Parteien in der Türkei und wie sich die wenigsten von anderen Parteien überzeugen lassen.

Ein Kollege sagte mal: Politik ist in der Türkei wie Fußball, du wirst praktisch mit dem einen Club geboren und zu dem stehst du, in guten und in schlechten Zeiten.