Autorin Ulrike Draesner

Adoption in Deutschland: Wenn das Kind aus dem Ausland kommt

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Nicole Köster
Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute
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Torsten Helber
Moderator Torsten Helber aus dem SWR1 Team. Zu hören unter anderem im Musik Klub Country oder in SWR1 Die Nacht.

Das Buch "zu lieben" von Ulrike Draesner ist ein autobiografischer Roman über die Adoption ihrer Tochter aus Sri Lanka. Wie lernen Eltern und ein Kind sich kennen und lieben?

Nach Fehlgeburten entscheidet sich Ulrike Draesner für Adoption

Ihre Tochter Mary ist drei Jahre alt, als sie 2009 aus einem Kinderheim in Sri Lanka nach Deutschland kommt. Bis dahin war es ein langer weg. Autorin Ulrike Draesner – eine der profiliertesten Schriftstellerinnen der Gegenwart – erzählt sehr offen von ihrer Lebensreise: von großem Glück, aber auch vom Scheitern und schlimmen Erfahrungen.

Nachdem sie vier Fehlgeburten hatte, fehlte ihr die Kraft, das noch einmal zu erleben, sagt sie. Gleichzeitig trug sie den großen Wunsch in sich, "Eltern und Mutter zu werden". Sie und ihr Mann beschlossen, sich um eine Adoption zu bemühen.

Ich wollte gerne mit einem Kind leben und diese Erfahrung über Jahre hinweg machen. Einem Kind den Raum geben, in dem es wachsen und sich entwickeln kann. Es kam mir nicht primär darauf an, meine Gene weiterzugeben.

So schwierig ist die Adoption eines Kindes aus dem Ausland

Da sie und ihr Mann bereits über 40 waren, war für sie klar, dass es eine Auslandsadoption werden würde. In Deutschland gebe es deutlich mehr Eltern, die Kindern adoptieren möchten, als Kinder, die zur Adoption zur Verfügung stehen. Daher würden hier jüngere Paare bevorzugt.

Ab 40 wird jedes deiner eigenen Lebensjahre auf das Alter des Kindes gerechnet. Also es war dann auch deutlich, dass wir kein Baby bekommen werden, sondern ein älteres Kind. Und da man Kinder, die älter sind als 5 Jahre, nicht mehr zur Adoption gibt, ist da eigentlich nur noch ein kleines Zeitfenster, was ziemlich viel Stress ausgelöst hat.

Patchwork & Co: Was bedeutet Familie und Elternschaft?

Es gibt in unserer Gesellschaft zunehmend Möglichkeiten, "soziale Elternschaften" zu leben, bei denen Eltern also Verantwortung für nicht-leibliche Kinder übernehmen, meint Ulrike Draesner. Viele Menschen seien in Patchwork-Konstellationen: zum Beispiel bei homosexuellen Paaren oder Paaren, die keine eigenen Kinder bekommen können.

Ulrike Draesner regt an, darüber nachzudenken, was Elternschaft in unserer Gesellschaft heutzutage bedeutet. Sie beschreibt ihre Erfahrungen als "bunte Familie" in Deutschland und spart auch Themen wie Fremderfahrung und Rassismus nicht aus.

Wie geht man mit einem Kind um, das so deutlich nicht wie ein leibliches Kind aussieht? Und das auf der Straße von so denkenden Menschen als fremd oder 'nicht bio-deutsch' – um dieses schreckliche Wort zu benutzen – wahrgenommen wird?

Ulrike Draesners Tochter kommt aus einem Kinderheim in Sri Lanka

Ein Kind wurde bereits 2009 erst zur Auslandsadoption freigegeben, wenn es zuvor fünf inländischen Paaren vorgeschlagen wurde, die es abgelehnt haben, sagt Ulrike Draesner.

Für uns war das ganz wichtig, das im Vorfeld zu wissen, weil man ja auch darüber nachdenkt, 'Was tu ich hier eigentlich? Nutze ich irgendein ganz schiefes Machtverhältnis zwischen dem Norden und dem globalen Süden aus? Wirken sich da irgendwelche altkolonialen Strukturen zu meinen Gunsten aus?' Das wollten wir auf keinen Fall.

Draesner und ihrem Mann war sehr wichtig, dass der gesamte Ablauf der Adoption regulär und überwacht abläuft und nicht etwa mit Geld verbunden ist.

Es sollte deutlich sein: "Wenn wir das Kind aus seinem kulturellen Kontext reißen, ist das nicht die beste aller Möglichkeiten, aber zum damaligen Zeitpunkt und für die Möglichkeit, die das Kind hat, eine gute Möglichkeit". Denn, so Ulrike Draesner, wäre ihre Tochter anstonsten einfach im Heim geblieben und hätte sehr früh anfangen müssen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei hätte sie keine Lebensentwicklungsaussichten gehabt.

Über die Zeit hinweg merkte ich, dass in dem Kinderheim etwas fehlt. Nicht, weil irgendjemand das nicht leisten kann, sondern weil das strukturell fehlt in einem Heim: Das ist die individuelle Liebe und all das, was man aus Liebe einem Menschen gegenüber extra tut. Sodass die Kinder schon auch entsprechende Störungen mit sich bringen.

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Es ging niemals darum so zu tun, als wären wir eine Nicht-Adoptions-Familie.

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