Russland und der Krieg in der Ukraine: Diese Folgen haben die aktuellen Annexionen

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MODERATOR/IN
Nicole Köster
Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute (Foto: SWR)

Rüdiger von Fritsch hat als Botschafter in Russland Einblicke in den Machtapparat des Kreml erhalten.

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Gerade erst hatte Russland die ukrainische Krim annektiert, als Rüdiger von Fritsch Botschafter in Moskau wird. Fünf Jahre lang verfolgte er Russlands Weg mit tiefen Einblicken in den Machtapparat des Kreml. Heute ist von Fritsch eine wichtige Stimme in den politischen Beratungen um den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.

»Mit diesem Krieg und und der Reaktion in seinem Land riskiert er [Putin] das, was er am meisten fürchtet: Dass sich an einem bestimmten Punkt der Unmut in der Bevölkerung so vernetzt, dass es zu Protesten insgesamt gegen die Führung kommt.«

"Kommt es in der Ukraine zum Krieg?"

Diese Frage hatten wir Rüdiger von Fritsch bereits am 21. Dezember 2021 in SWR1 Leute gestellt. Seit dem 24. Februar 2022 ist die Antwort klar: Es ist Krieg in Europa, Putin hat die Ukraine überfallen. Die Folgen für Europa und die Welt sind unabsehbar. Und: auch die Einschätzung der Lage durch Rüdiger von Fritsch wandelte sich - musste sich wandeln, denn: Sie sei die Einschätzung im jeweiligen, damaligen Moment gewesen, wie er betont. "Die Wahrscheinlichkeit des Momentes" nennt er das. Deshalb auch eine weitere SWR1 Leute Sendung mit ihm - nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine:

Wie haben sich der Krieg in der Ukraine und Putins Ziele entwickelt?

Jetzt, weit über ein halbes Jahr nach Beginn von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, ein dritter Besuch in SWR1 Leute - die Ukraine hat deutliche Gewinne bei der Rückeroberung von Gebieten gemacht, die Auswirkungen des Kriegs sind mit Energiekrise und Inflation auch bei uns deutlich zu spüren, Putin hat eine große Teilmobilmachung angeordnet und auch das atomare Säbelrasseln Russlands hat deutlich zugenommen.

»Meine Hoffnung ist überdies, dass jemand wie der chinesische Staatsführer - so wenig er vielleicht auch in der Lage ist, diesen Konflikt zu beenden, weil er Russland auch nicht schwächen will - allzu sehr ihm doch gesagt hat: "lieber Wladimir, das lass mal bitte sein. Diesen letzten Tabubruch erspare uns".«

Wie bewertet Rüdiger von Fritsch die aktuelle Lage jetzt? Ein wichtiger Punkt könnte seine Einschätzung der (zur Zeit des Interviews noch nicht beendeten) Scheinreferenden sein - mittlerweile hat Putin die Annexion der vier ukrainischen Regionen durch seine Unterschrift auch formal vollzogen.

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»Mit einer Annexion der Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja würde er [Putin] nach seiner Logik grundsätzlich die Voraussetzung schaffen, um Massenvernichtungswaffen einsetzen zu können.«

Von Fritsch ist Partner des geostrategischen Beratungsunternehmens "Berlin Global Advisors" und Autor mehrerer Bücher zum politischen Russland. "Zeitenwende: Putins Krieg und die Folgen" ist sein neuestes Werk.