Lebende Slamlegenden vs tote Dichter*innen

Von coolen Rappern und toten Dichtern – Slampoetry „Dead & Alive“ zum Auftakt der Literaturtage Karlsruhe 2024

Stand
Autor/in
Marie-Dominique Wetzel

Tote und quicklebendige Autorinnen und Autoren im direkten Wettstreit miteinander – Beim Slam-Poetry „Dead & Alive” in Karlsruhe treten Schauspielende mit Texten verstorbener Künstler*innen gegen heutige Slam Poet*innen an. Das Format ist so beliebt, dass es bereits zum 40. Mal stattfand.

Diesmal hat besonders die junge Autorin Johanna Bauer mit ihrem trockenen Humor und ihren Texten über komplizierte Beziehungen und Jobsuche überzeugt. Aber auch die Texte des großen Satirikers Kurt Tucholsky fanden beim Publikum großen Anklang. Am meisten Stimmen räumte aber der Slam Poet Lars Ruppel ab, mit einer Verballhornung von Fontanes Ballade „John Maynard“.

Claudia Hübschman als Kurt Tucholsky
Claudia Hübschmann vom Badischen Staatstheater gab Kurt Tucholskys Text „Zur soziologischen Psychologie der Löcher“ aus dem Jahr 1931 zum Besten.

Das ganze Haus ist voller eingefleischter Slam-Poetry-Fans

Ausverkauftes Haus und ein etwas anderes Publikum als man sonst im Badischen Staatstheater antrifft, viele sind eingefleischte Slam-Poetry-Fans. Der preisgekrönte Slam-Poet Philipp Herold erklärte als Moderator des Abends nochmal kurz die Spielregeln.

Schnell ist aus dem Publikum heraus eine Jury gewählt. Natürlich wird auf Diversität wert gelegt – kein Problem, denn das Publikum ist bunt gemischt. Und dann ging es auch schon los mit dem ersten Text. „Zur soziologischen Psychologie der Löcher“ von Kurt Tucholsky aus dem Jahr 1931, gesprochen von Claudia Hübschmann, Ensemble-Mitglied des Badischen Staatstheaters.

Johanna Bauer
Johanna Bauer begeisterte mit ihrem Text über eine schwierige Beziehung.

Die junge Slam-Poetin Johanna Bauer haut ihre Sätze raus

Wie gut, dass mit der Schauspielerin Claudia Hübschmann noch eine zweite Frau auf der Bühne stand, auch wenn es natürlich besser gewesen wäre, wenn sie auch den Text einer Dichterin hätte präsentieren dürfen.

Die einzige weibliche Autorin an diesem Abend war die junge Slam Poetin Johanna Bauer. Mit ihrem Text über eine schwierige Beziehung versetzte sie das Publikum kurz vor der Pause zum ersten Mal so richtig in Begeisterung. In Oversize-Sweatshirt, Jeans und großer Brille stand sie starr vorm Mikro und haute ihre Sätze raus. Auch das war wohl bewusster Teil ihrer Performance.

Valerio Moser
Valerio Moser hatte mit seinem schweizerdeutschen Dialekt eindeutig einen Vorteil.

Schweizerdeutsche Lautmalereien über unreife Sojabohnen

Ganz anders der Schweizer Valerio Moser, er machte eine richtige Show aus seinen Beiträgen – selbst wenn es nur um lautmalerische Spiele über unreife Sojabohnen geht: Moser hatte mit seinem schweizerdeutschen Dialekt eindeutig einen Vorteil. Obwohl die leiseren Texte seines Landsmanns, des Liedermachers Manni Matter, der 1972 tödlich verunglückte, trotz dieser Mundart nicht ganz so gut ankamen. Ebenso wie die etwas schwierigeren Songtexte von David Bowie.

Auf der Bühne, Lars Ruppel
Die meisten Stimmen holte Slam Poet Lars Ruppel mit einer Verballhornung von Fontanes Ballade „John Maynard“.

Am Ende siegen die komischen Beiträge

Und es zeigte sich mal wieder: Rülpsen kommt nicht nur im Kindertheater gut an. Slam-Poet Lars Ruppel holte die meisten Stimmen mit einer verballhornten Version von Fontanes „John Maynard“, wobei sein Held Mike Lüpke heißt und statt eines brennenden Schiffs eine von fettigem Essen verpestete Straßenbahn steuert.

Mehr Beiträge zunm Badischen Staatstheater

Bühne Platte Kapitalismuskritik – Tom Kühnel inszeniert „Die rote Mühle“ am Badischen Staatstheater

Schon die 100 Jahre alte Original von Ferenc Molnár ist scharfe Kapitalismuskritik. In der Karlsruher Uraufführung der Neufassung von Nis-Momme Stockmann betreibt eine Firma Greenwashing und korrumpiert ihre Angestellten. Doch in der Inszenierung von Tom Kühnel gerät Stockmanns Parabel viel zu holzschnittartig und zu simpel.

SWR Kultur am Morgen SWR Kultur

Karlsrue

Bühne Miss Golden Dreams – Anna Bergmann inszeniert das Leben von Marilyn Monroe am Staatstheater Karlsruhe

Wie die schüchterne Norma Jeane Baker zum glamourösen Filmstar Marilyn Monroe wurde, hat die Autorin Joyce Carol Oates unter andere in dem Theaterstück „Miss Golden Dreams“ ausgelotet. Schauspieldirektorin Anna Bergmann hat das Stück jetzt am Badischen Staatstheater Karlsruhe inszeniert.

SWR2 Journal am Mittag SWR2

Probenbericht Ethel Smyths Oper „The Wreckers“ in Karlsruhe – viel zu entdecken

Für Opernfans gibt es bei „The Wreckers“ viel zu entdecken. Und weil es so viel ist, hat das Badische Staatstheater vorab zu einer Stückeinführung mit Probenbesuch eingeladen.

Treffpunkt Klassik SWR Kultur

Literatur Martina Hefter erhält Deutschen Buchpreis 2024 für „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“

Martina Hefter erhält für den Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ den Deutschen Buchpreis 2024. Hefters Roman übe eine ganz eigene Anziehungskraft aus, so die Jury.

Erstmals Preisträgerin aus Südkorea Literaturnobelpreis 2024: Han Kang erhält renommierten Literaturpreis

Der Literaturnobelpreis gilt als der wichtigste Literaturpreis der Welt. Die Schwedische Akademie in Stockholm hat nun die Preisträgerin 2024 verkündet: die Südkoreanerin Han Kang.

Stand
Autor/in
Marie-Dominique Wetzel