Der peruanische Schriftsteller und Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa ist im Alter von 89 Jahren in Lima verstorben. „Er hat das Schreiben zu seinem Lebenszweck gemacht – mit Romanen, Essays und journalistischen Kommentaren“, sagt Südamerika-Experte Peter B. Schumann im Gespräch mit SWR Kultur.
Chronist Lateinamerikas
Vargas Llosa begann früh, die politischen Tragödien Lateinamerikas literarisch zu verarbeiten. „Er hat in seinen Romanen das Abgründige in Gesellschaft und Politik bloßgelegt“, erklärt Schumann. Dabei habe er sich mit der vorherrschenden Gewalt auf dem Kontinent als zentrales Problem befasst.
Einst moralische Instanz, später nach rechts abgedriftet
Mit „Die Stadt und die Hunde“ wurde er international bekannt. Schumann betont: „Er war nicht nur Literat, sondern auch eine moralische Instanz – gerade weil er sich einmischte.“ Dabei war Vargas Llosa politisch durchaus umstritten. „Er war zunächst links und driftete später nach rechts ab – das war einzigartig unter seinen Kollegen“, sagt Schumann. Besonders kritisiert wurde seine Unterstützung Jair Bolsonaros.
Ein Werk mit Tiefgang
Der Roman „Harte Jahre“ schildert den Sturz eines Präsidenten in Guatemala durch die CIA. „Das ist sein politisch interessantestes Buch der letzten Jahre“, meint Schumann. „Er zeigt darin, wie historische Fehlentscheidungen die Demokratie verhindert haben.“ Gerade vor diesem Werk sei es unverständlich, weshalb Vargas Llosa am Ende seines Lebens politisch rechtsgerichtete Akteure wie Bolsonaro oder Javier Milei unterstützt hat.
Weltweite Anerkennung
Vargas Llosa erhielt alle bedeutenden Literaturpreise des spanischsprachigen Raums und war Mitglied zahlreicher Akademien. „Er gehörte sogar zu den 'Unsterblichen' der Académie Française – ohne je auf Französisch veröffentlicht zu haben“, so Schumann.
Aber auch ohne den Literaturnobelpreis von 2010 ist klar: „In der Komplexität seines Werkes gehört er zu den ganz großen Schriftstellern Lateinamerikas.“
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