Die "Säntis" war ein Seitenraddampfer und wurde absichtlich im Bodensee versenkt.

Zweiter Versuch, das Schiff vom Grund zu holen, gescheitert

"Säntis"-Bergung im Bodensee ist vorerst beendet

Die Bergung des Dampfschiffs "Säntis" aus dem Bodensee ist gescheitert. Es gab technische Probleme, die Bergeplattform sank in die Tiefe. Das ist nun vorerst das Ende des Projekts.

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Nach dem erneuten Scheitern der Bergung des Dampfschiffs "Säntis" vom Grund des Bodensees hat der Schiffsbergeverein Romanshorn am Montag auf seiner Homepage bekanntgegeben, dass damit das Projekt nicht weitergeführt wird. Trotz des Einsatzes moderner Technologie sei es nicht gelungen, das Wrack zu heben.

Die Kosten und Risiken für die beteiligten Personen stiegen, während die Chancen auf Erfolg sanken. Nach mehreren technischen Rückschlägen beschlossen die Verantwortlichen schweren Herzens und nach reiflicher Überlegung, die Bergung einzustellen.

Silvan Paganini, Präsident des Schiffsbergevereins, sagte, für ihn sei das Projekt gestorben. Tausende Arbeitsstunden und ein Großteil des Budgets seien in die beiden Bergungsversuche geflossen. "Ich kann nicht mehr diesen Aufwand betreiben." Wenn sich aber eine Türe öffne und ein Großspender auftauche, könne man über alles reden.

Im Gespräch mit dem SWR erzählt Paganini, woran das Projekt gescheitert ist und warum es vorerst nicht weiter geht.

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Technische Probleme beim zweiten Bergungsversuch der "Säntis"

Am Sonntag war der zweite Anlauf gescheitert, das Dampfschiff aus 210 Meter Tiefe bis dicht unter die Oberfläche und dann in Richtung Ufer zu ziehen. Der Grund: Die Bremsen einer Seilwinde versagten - die Bergeplattform sank unkontrolliert auf das Schiffswrack.

Bergeplattform soll als nächstes aus dem Bodensee geborgen werden

Die Bergeplattform müsse nun geborgen werden, erklärte Paganini. Auch ein Tauchroboter sei mit in die Tiefe gezogen worden. Mehr als 150.000 Euro an Material liegen nach Angaben von Paganini am Grund des Sees. "Das ist richtig viel Geld da unten." Man versuche, den finanziellen Schaden aufzufangen. Arbeitsintensive Aufräumarbeiten stünden bevor. Das Fazit: Die Bergung der "Säntis" sei nach wie vor machbar, sagte Paganini. Doch der Verein habe stets betont, nur so lange weitermachen zu wollen, wie die Risiken und Kosten kalkulierbar seien. 

Das Schiff habe sich so gut für das Projekt geeignet, weil die "Säntis" eines der Wracks im Bodensee sei, das noch genug "Fleisch und Knochen" habe, sagte Paganini, der auch als technischer Betriebsleiter Nautik/Werft bei den Schweizerischen Schiffsbetriebe (SBS) arbeitet. Es sei aus Stahl gefertigt, was ein weiterer Faktor für die Bergung gewesen sei. "Stahl kann man einfach und kostengünstig konservieren. Das geht bei Holz nicht."

Eine Grafik zeigt, wie die "Säntis" gehoben werden sollte.
Diese Grafik zeigt, wie die "Säntis" gehoben werden sollte.

Auf der Bergeplattform befestigt waren zwei große Tanks sowie acht gelbe Luftsäcke. Tanks und Säcke sollten mit Wasser geflutet oder mit Druckluft gefüllt werden, je nachdem, ob die Plattform absinken oder später mit dem Wrack aufsteigen sollte.

So sollte die Hebung der "Säntis" ablaufen:

Bereits zweiter Fehlversuch

Es war bereits der zweite Versuch, das 126 Tonnen schwere, in 210 Metern Tiefe auf dem Seegrund zwischen Romanshorn und Langenargen ruhende Dampfschiff auf zwölf Meter unter der Wasseroberfläche zu heben. Der erste Versuch war Mitte April wegen technischer Probleme bei den Vorbereitungen gescheitert.

Romanshorn

Technische Probleme verzögern den Start Bergung des Dampfschiffs "Säntis" aus dem Bodensee vorerst abgesagt

Wegen technischer Probleme ist der geplante Start der Bergung des historischen Dampfschiffs "Säntis" vom Grund des Bodensees verschoben worden. Das Wrack liegt seit 91 Jahren in 210 Meter Tiefe.

Das Wrack der "Säntis" war 2013 bei der Tiefenvermessung des Bodensees wiederentdeckt worden. 2023 wurde es für einen symbolischen Franken an den Schiffsbergeverein Romanshorn verkauft, dieser sammelte über Crowdfunding 260.000 Franken für die Hebung und Konservierung des Schiffs. Für ein noch sicheres Verfahren mit sogannten Litzenhebern hätte noch mehr Geld zusammen kommen müssen.

Das Projekt wurde von vielen Unternehmen unterstützt - auch mit Material. Von den Behörden gab es für beide Bergungsversuche grünes Licht. Romanshorn hatte sich von der Bergung einen touristischen Effekt erhofft. Die Stadt bedauere sehr, dass es trotz des immensen Einsatzes des Vereins und vielen zusätzlichen Helferinnen und Helfern die Zielerreichung nicht geglückt sei, teilte ein Sprecher mit.

Paganini: "Säntis"-Bergung war "Low-Budget-Projekt"

Für die Bergung gebe es sicher technisch bessere Lösungen, so Paganini. "Aber das war ein Low-Bugdet-Projekt, wir mussten die günstigste Methode wählen, um zum Ziel zu kommen." Im Nachhinein würde Paganini mehr Zeit in die Beschaffung von Spenden investieren, um mehr Geld für eine bessere Bergungsmethode zu sammeln, sagte er. "Aber im Nachhinein ist man immer schlauer."

Historiker kritisiert die Hebung der "Säntis"

Das seit Monaten laufende, ehrgeizige Projekt, den historischen Schaufelraddampfer vom Seegrund zu holen, fand weit über die Bodenseeregion viel Aufmerksamkeit und Zuspruch. Allerdings gibt es auch Zweifel am langfristigen Sinn der Aktion. Es sei großartig, was die Initiatoren leisteten, sagte der Historiker und Leiter der Städtischen Museen Konstanz, Tobias Engelsing, gegenüber dem SWR. "Aber es wäre sinnvoller, dieses Denkmal der Verkehrsgeschichte in seinem Grab zu belassen."

Ich glaube, man tut diesem Denkmal konservatorisch keinen Gefallen, wenn man das Schiff aus dem Meer aus der sicheren, sauerstofffreien Tiefe an die Luft holt.

Auf diesem Video des Schiffsbergevereins ist das Wrack der "Säntis" auf dem Grund des Bodensees zu sehen:

Plan war es, die "Säntis" nach der Bergung in der Werft in Romanshorn zu reinigen und konservieren.

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