Bühne

Aus dem Westerwald auf die große Bühne: Tatort-Kommissarin und Fotografin Margarita Broich

Stand
AUTOR/IN
David Kirchgeßner

Die in Neuwied geborene Margarita Broich ist als Kommissarin im Frankfurter ARD-Tatort und als Theaterschauspielerin bekannt. Immer wieder kehrt sie aber auch zu den Anfängen ihres künstlerischen Schaffens als Theaterfotografin zurück: Ihre intimen Porträts zeigen Schauspieler in Ausnahmezuständen nach der Vorstellung oder dem Filmdreh.

Audio herunterladen (3,5 MB | MP3)

Margarita Broich als Fotografin (Foto: SWR, David Kirchgeßner)
Margarita Broich bei ihrer Arbeit als Theaterfotografin.

Als Schauspielerin vertraut mit dem Gefühl vor der Kamera

Margarita Broich ist selbst Schauspielerin: Theater, Kino, Tatort. Das hilft, um einen Zugang zu finden zu dem Gefühl und den Menschen vor der Kamera. Wie bei Klaus Maria Brandauer nach einer zehnstündigen Wallenstein-Vorstellung, barfuß, im dunklen Bademantel, die Bierflasche in der Hand. Oder wie bei Otto Sander, mit Zigarette und müdem Blick vor dem erleuchteten Spiegel seiner Theatergarderobe,

Klaus Maria Brandauer (Foto: SWR, David Kirchgeßner, Margarita Broich)
Klaus Maria Brandauer, fotografiert von Margarita Broich.

„Bühnenschauspieler, die fünf Stunden gespielt haben, sehen aus wie wenn sie zehn Stunden am Bau gearbeitet hätten. Und dann kommt so ein entspannter, leerer vielleicht auch glücklicher Moment, wenn man dann da so alleine in der Garderobe sitzt. Und das ist, glaube ich, der Moment, der mich da interessiert ...“

Otto Sander (Foto: SWR, David Kirchgeßner, Margarita Broich)
Otto Sander, fotografiert von Margarita Broich.

Die Idee zu diesen Kollegen-Porträts kam ihr vor zehn Jahren nach einem Stück von Regisseur Christoph Schlingensief. Da wurde sie auf offener Bühne erschossen, hatte Blutkonserven in der Hand. Jedes Mal, wenn sie sich so im Spiegel sah, erschrak sie: „Obwohl ich ja nun wusste, in welchem Stück ich mitspiele, habe ich einen wirklichen Schrecken bekommen, weil ich aussah wie nach dem Verkehrsunfall.“

Margarita Broich (Foto: SWR, David Kirchgeßner)
Margarita Broich fotografiert sich selbst.

Auch als Tatort-Kommissarin mit Kamera in der Hand

Ihre Porträts zeigt sie in Bildbänden und Ausstellungen, zuletzt auch in Neuwied. Aktuell ist Margarita Broich im Tatort Frankfurt zu sehen. Seit 2015 spielt sie dort die Kommissarin Anna Janneke. Die hat auch fast immer ihre Kamera dabei – eine persönliche Note, die Margarite Broich selbst in die Rolle eingebracht hat.

„Und dann dachte ich: schießen ist jetzt eigentlich nicht so mein Thema … ja gut, dann schieße ich halt mit der Kamera.“ 

Der Fotografie begegnete die Jüngste von vier Geschwistern über ihren Vater. Der hatte eine Dunkelkammer zu Hause fotografiert eigentlich ständig. „Ich glaube, wir sind die am besten dokumentierte Westerwälder Familie.“

Von der Dunkelkammer ins Licht der Bühne

Nach dem Abitur in Neuwied und einem Fotodesign-Studium wird Margarita Broich in den 80ern Theaterfotografin in Bochum bei Claus Peymann. Irgendwann stört es sie, dass sie nachts alleine in der Dunkelkammer steht, während die Schauspieler im Licht auf der Bühne standen.

Sie zieht nach Berlin, lässt sich zur Schauspielerin ausbilden, spielt lange Theater. Erst mit Anfang Vierzig wird die zweifache Mutter auch fürs Kino entdeckt. Und ist manchmal selbst noch überrascht von ihrer Karriere.

„Toll, dass mein erster Beruf den zweiten Beruf sozusagen so die Hand gibt. Ich hätte diese Fotos nie machen können, wenn ich nicht selber Schauspieler wäre. […] Da bin ich selber von berührt und denke: was für ein toller Beruf, also Schauspieler[…] in den meisten Fällen.“

Kamera statt Spitzenschuh Roman Novitzky aus Stuttgart: Vom Ballettstar zum Fotografen

Wenn Roman Novitzky im Ballettsaal Fotos macht, wird er von den Tänzern des Stuttgarter Balletts kaum wahrgenommen. Jedenfalls nicht als Fotograf. Denn bis zum letzten Sommer war er selbst Mitglied der weltberühmten Truppe.

Mehr Beiträge zum ARD Tatort

Film Tatort „Gold“: Gelungener Mix aus Nibelungen-Sage und Sonntagabend-Krimi

Der Nibelungenmythos fasziniert seit über 800 Jahre: Liebe und Macht, Helden, Götter und ein mysteriöser Schatz. Das beschäftigt nicht nur die jährlichen Nibelungefestspiele in Worms sondern auch jede Neuinszenierung von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“. Worms und Wagner finden nun im neuen Ludwigshafen Tatort „Gold“ zusammen. Nichts für humorlose Wagner-Verehrer, statt dessen endlich mal ein leichtfüßiger Lena-Odenthal-Tatort.

SWR2 Journal am Morgen SWR2

Gespräch Tatort-Game: Die Krimiserie nicht nur gucken, sondern spielen

Der Tatort ist die bekannteste und erfolgreichste Krimiserie Deutschlands. Am 18. Juni darf man selbst aktiv werden, und versuchen, einen Fall zu lösen. Beim neuen Tatort-Game.

SWR2 Kultur aktuell SWR2

Stand
AUTOR/IN
David Kirchgeßner