50. Film von Woody Allen

„Ein Glücksfall“: Hommage an die Doppelbödigkeit des Kinos von Woody Allen

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Autor/in
Simone Reber
Simone Reber

Seit fünfzig Jahren dreht Woody Allen jedes Jahr einen Film – neben Meisterwerken manchmal auch solide Mittelklasse. An die Intensität seines Hauptwerks reicht auch sein neuer Film „Ein Glücksfall“ nicht heran. Hier treffen sich nach Jahren die Jugendfreunde Fanny und Alain in Paris wieder und beginnen eine Affäre. Als dann jedoch der Ehemann von Fanny – ein dubioser Geschäftsmann – verschwindet, wird der Film zu einer Kriminalgeschichte, der nur ein Glücksfall am Ende zu einem guten Ausgang verhilft.

Zufall oder Schicksal?

Zufall, Schicksal oder göttliche Fügung, vielleicht auch einfach Glück: nach Jahren treffen sich Fanny und Alain in den Straßen von Paris wieder. Die beiden sind zusammen zur Schule gegangen, damals in New York. Inzwischen ist Fanny verheiratet und Alain getrennt.

Lou de Laâge als Fanny und Niels Schneider als Alain wirken von Anfang an wie alte Vertraute. Ihr Haar glänzt im gleichen Goldbraun, sie kommen sich mit der körperlichen Unbefangenheit von Jugendlichen nahe. Alain gesteht Fanny, dass er immer für sie geschwärmt hat. Für ihn ist das Treffen ein Wink des Schicksals. Wenn die beiden in Erinnerungen schwelgen, hüllt Woody Allen sie in das Licht eines  goldenen Oktobers.

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Fanny ( Lou de Laâge) und Jean (Melvil Poupaud) scheinen auf den ersten Blick das perfekte Ehepaar zu sein. Beide haben Erfolg im Beruf, leben in einer prächtigen Wohnung in einem exklusiven Viertel von Paris und scheinen noch genauso verliebt zu sein wie am ersten Tag. Bild in Detailansicht öffnen
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Doch allmählich merkt Fanny, dass sie sich mit den oberflächlichen Freunden ihres Mannes nicht wohlfühlt und es langweilt sie, die Wochenenden auf dem Landsitz zu verbringen, um zu jagen oder Golf zu spielen. Bild in Detailansicht öffnen
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Als Fanny zufällig ihren ehemaligen Klassenkameraden Alain (Niels Schneider) trifft, ist sie hin und weg. Bald darauf sehen sie sich wieder und kommen sich immer näher. Bild in Detailansicht öffnen
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Sie ist wie verzaubert von Alain und es dauert nicht sonderlich lange, bis die beiden sich wiedersehen. Es ist nicht nur Alains Leidenschaft für sie, die sofort wieder aufflammt, sondern ihr wird auch immer deutlicher bewusst, dass sie nicht das Leben führt, für das sie bestimmt war, und dass sie für Jean zu einer Art Trophäe geworden ist, mit der er stolz in seinem Freundeskreis angeben kann. Bild in Detailansicht öffnen
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„Ich hätte mir nie vorstellen können, dass man mir anbieten würde, in einem Woody-Allen-Film mitzuspielen. Einmal Teil seiner Reise als Künstler zu sein, fühlte sich unglaublich an. Als ich das Drehbuch bekam, lag eine Notiz bei, in der Woody mir die Rolle anbot, aber meinte, dass ich es einfach sagen könne, wenn sie mir nicht gefiele. Eine solche Eleganz ist selten.“ Bild in Detailansicht öffnen
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„Ich spreche kaum Französisch und verstehe noch viel weniger, aber als ich das Drehbuch fertig hatte, dachte ich, dass es eine tolle Erfahrung wäre, den Film auf Französisch zu drehen“, sagt Allen. „Ich habe das europäische und französische Kino schon immer geliebt und als ich meinen Produzenten vorschlug, den Film auf Französisch zu drehen, reagierten sie enthusiastisch.“ (Woody Allen am Set mit Lou de Laâge und Niels Schneider) Bild in Detailansicht öffnen
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„Der größte Trick, um einen guten Film zu machen, ist, sich mit erstklassigen Mitarbeitern zu umgeben“, sagt Allen. „Man muss sie richtig aussuchen und ihnen dann die Freiheit lassen, sich künstlerisch auszudrücken. Mit Vittorio arbeite ich immer auf die gleiche Weise. Er liest das Drehbuch, wir führen ein Gespräch darüber, wie sich der Film anfühlen soll. Er ist ein großer Künstler und fast alles, was er macht, ist einfach wunderschön.“ (Woody Allen am Set mit seinem Kameramann Vittorio Storaro) Bild in Detailansicht öffnen

Dunkle Gerüchte um das Vermögen des Gatten

Ganz anders sieht das in der mondänen Wohnung aus, die Fanny mit ihrem Ehemann Jean bewohnt. Kühle Räume in grau und schwarz. Ein Zimmer ist für Jeans Spielzeug-Eisenbahn reserviert. Melvil Poupaud als Jean wirkt mit seinem stechenden Blick ein bisschen zu zwanghaft, um wirklich charmant zu sein. Und da sind dann auch noch die Gerüchte, die im sogenannten Freundeskreis zirkulieren. Das hindert aber niemanden, mit dem reichen Jean und seiner eleganten Frau das Wochenende auf dem Land zu verbringen, um zur Jagd zu gehen.

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„Ich spreche kaum Französisch und verstehe noch viel weniger, aber als ich das Drehbuch fertig hatte, dachte ich, dass es eine tolle Erfahrung wäre, den Film auf Französisch zu drehen“, sagt Allen. „Ich habe das europäische und französische Kino schon immer geliebt und als ich meinen Produzenten vorschlug, den Film auf Französisch zu drehen, reagierten sie enthusiastisch.“ (Woody Allen am Set mit Lou de Laâge und Niels Schneider)

Schon in einem seiner frühesten Sketche als Stand up Comedian hat Woody Allen die Geschichte von einer Elchjagd erzählt. Vielleicht schließt sich jetzt mit seinem fünfzigsten Film der Reigen. Viel aufregender als die Jagd findet Fanny allerdings ihre heimlichen Treffen mit Alain in Paris, die Stunden im Park, in den Straßencafés, in der Künstlermansarde. Und dann verschwindet ihr Geliebter auf einmal und die Geschichte wird zur Krimikomödie.

Das Drehbuch entscheidet für oder gegen ein Happy End

Kann man das Leben planen wie eine Spielzeugeisenbahn oder lässt man sich lieber treiben, fragt der heiter verbrämte Film. An die Intensität von Woody Allens Hauptwerk kommt „Ein Glücksfall“ nicht heran. Aber nach einer längeren Durststrecke interessiert sich der Regisseur wieder für seine Figuren, setzt überraschende Nahaufnahmen wie ironische Kommentare und spielt hintergründig mit der Doppelbödigkeit des Kinos, das Illusion als Realität anbietet. Am Ende durchkreuzt pures Glück eine teuflische Intrige. Das ist die Macht des Drehbuchautors. Im Film ist er es, der über das Happy End entscheidet. Ein Glücksfall.

Trailer „Ein Glücksfall“, ab 11.4. im Kino

Ein Glücksfall (Coup de Chance) - Trailer

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