Petra Kelly war überzeugt davon, dass ein einzelner Mensch die Welt verändern kann. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges 1982 brachte sie Hunderttausende auf die Straße, um gegen die Stationierung von Atomraketen auf westdeutschem Boden zu protestieren. Sie war Kämpferin für den Frieden, Umweltaktivistin der ersten Stunde und Mitbegründerin der Partei „Die Grünen“. Nun gibt es einen neuen Film über sie.
Petra Kelly: Role Model für heutige Klimaaktivisten
Für ihren Dokumentarfilm „Petra Kelly – Act now!“ hat die Regisseurin Doris Metz vier Jahre lang recherchiert und präsentiert darin neue Erkenntnisse über den internationalen Politstar. Die Filmemacherin beschreibt, wie Kelly damals als das grüne Enfant terrible die deutsche Politik aufmischt und heute wieder als „Vorbild für eine neue Generation junger Klimaaktivistinnen“ taugt, so die Regisseurin.
Glaube an eine aktive Zivilgesellschaft
Für Petra Kelly habe eine aktive Zivilgesellschaft immer eine große Rolle gespielt, so Metz, auch noch nachdem sie mit den „Grünen“ 1983 in den Bundestag eingezogen war. Dieser Appell und dieser Glaube an die Zivilgesellschaft besitze heute eine große Aktualität, so die Regisseurin.
Wenn man sehe, wie Umweltgruppen wie Fridays for Future, Greenpeace und die deutsche Umwelthilfe die Bundesregierung wegen unzureichender Klimapolitik in Karlsruhe verklagten, dann verstehe man auch, dass die Zivilgesellschaft von heute „die letzte Hoffnung ist, die Pariser Klimaziele zu erreichen.“
„Wir müssen uns selbst riskieren“
Petra Kelly habe immer gesagt: „Wir müssen uns in diesen Zeiten selbst riskieren“, so Metz. Und tatsächlich habe das Kelly selbst mit einer Leidenschaftlichkeit, Unbeirrbarkeit und Unbestechlichkeit getan, die junge Menschen heute beeindrucke.
„Das sind Tugenden, die man sich von heutigen Politikern mehr wünschen würde“, so die Regisseurin, die in den 1960ern und 70ern im Allgäu aufwuchs.
Vorbild damals und heute
Für Doris Metz selbst spielte Petra Kelly damals bereits eine große Rolle. Im „tiefschwarzen Franz-Josef-Strauss-Bayern“ war die Grünen-Politikerin in ihrer ganzen Art, „rotzfrech und mutig“, kämpfte für Frauen und war in diesem Sinne „ein Gegenentwurf, zu dem, was ich bis dato kannte“, erzählt Doris Metz in SWR Kultur.
Sie habe für eine andere Politik gestanden und, so Metz, „hat uns einfach mitgerissen und fasziniert.“
Schon Petra Kelly war Hass und Gewalt ausgesetzt
Regisseurin Doris Metz hat für ihre Doku 150 Regalmeter Archivmaterial gesichtet. Dabei habe sie herausgefunden, wie sehr Kelly bereits in den 1980er-Jahren Hass und Gewalt ausgesetzt war.
Die rechtsextreme US-amerikanische Gruppierung um den US-Politiker Lyndon LaRouche habe Kelly „quasi über den Globus gejagt und verfolgt von irgendeinem Gasthof- Hinterzimmer im tiefsten bayerischen Süden bis nach Südafrika“. Die Aktivistin sei damals schon „einer Mischung aus Psychoterror und Morddrohungen“ ausgesetzt gewesen, was bis heute gänzlich unbekannt sei, so die Regisseurin.
Trailer „Petra Kelly-Act Now!“, ab 12.9. in ausgewählten Kinos
Mehr zu Petra Kelly
21.6.1985 Petra Kelly – Aushängeschild der Grünen
21.6.1985 | Petra Kelly war die Ikone der deutschen Friedens- und Anti-Atombewegung. Eine Grüne der ersten Stunde. Gründungsmitglied der Partei, mehrere Jahre Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete bis 1990. Hier ein ausführliches Interview mit ihr aus der SDR-Sendung „Von Zehn bis Zwölf“. Petra Kelly im Gespräch mit Moderator Rüdiger Becker. – archivradio.de