Würdigung einer deutschen Ikone

Kinodoku über Hildegard Knef – „Ich will alles“ feiert die Schauspielerin, Sängerin und Autorin

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Von Autor/in Julia Haungs

Hildegard Knef ist einer der wenigen deutschen Weltstars – als Schauspielerin, Sängerin und Autorin. In der Kinodoku „Ich will alles“ würdigt Regisseurin Luzia Schmid Hildegard Knef als unerschrockene Künstlerin, die sich nach Rückschlägen immer wieder neu erfunden hat.

Multibegabte Künstlerin und erster deutscher Nachkriegs-Filmstar

Hildegard Knefs ständiger Begleiter ist die Widersprüchlichkeit. Sie liebt den großen Auftritt und vergeht doch jedes Mal vor Lampenfieber. Sie sucht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und leidet doch darunter. Die Doku „Ich will alles“ zeichnet das Porträt einer multibegabten Künstlerin, die sich immer wieder neu erfindet. 1946 wird die 20-Jährige durch den Film „Die Mörder sind unter uns“ zum ersten deutschen Filmstar der Nachkriegszeit.

Ein paar Sekunden nackter Haut schaden ihrer Karriere

Doch Knefs Versuch, auch in Hollywood Fuß zu fassen, scheitert. Für den Film „Die Sünderin“ kehrt sie 1950 nach Deutschland zurück. Ein paar Sekunden nackter Haut machen sie allerdings im prüden Adenauer-Deutschland zur Verfemten. Sie zieht erneut in die USA, hat Erfolg am Broadway. In den 60er-Jahren startet Knef als Chansonsängerin durch – mit originellen, oft selbst geschriebenen Texten, die das eigene Leben spiegeln. 

 

Ein Leben zwischen Triumph und Katastrophe

Die Schweizer Regisseurin Luzia Schmid lässt fast ausschließlich Hildegard Knef selbst zu Wort kommen. Neben ihren Songs nutzt sie dazu lange Ausschnitte ihrer autobiographischen Bücher. Lakonisch-selbstironisch reflektiert Knef darin über ihr Leben zwischen Triumph und Katastrophe. Bebildern kann Schmid das mit einer Fülle an Archivmaterial: Bühnenauftritte, Home Stories und vor allem unzählige Interviews zeigen eine unerschrockene Künstlerin. 

„Ich will alles. Hildegard Knef“
In der Kinodoku „Ich will alles“ würdigt Regisseurin Luzia Schmid Hildegard Knef als unerschrockene Künstlerin, die sich nach Rückschlägen immer wieder neu erfunden hat. Im Dezmeber 2025 wäre Hildegard Knef 100 Jahre alt geworden.

Ich hab eigentlich nie eine Mittellage gehabt. Ich hab entweder sehr großen Erfolg gehabt oder ganz bedeutenden Misserfolg und wurde dann sehr angegriffen.

„Ein gewisser Glamour, eine Zeitlosigkeit, die von Männern nie verlangt wird.“

Überraschend offenherzig gibt Hildegard Knef in den Interviews Auskunft über Privates ihre drei Ehen, über ihre Brustkrebserkrankung und ihren kosmetischen Operationen. Den oft unverschämt herablassenden Fragestellern begegnet sie selbstbewusst und wirkt dabei sehr heutig. Zum Beispiel, als sie sich 1980 für ihre Gesichtsstraffung rechtfertigen soll.

„Ich will alles. Hildegard Knef“
Hildegard Knef litt unter der übergriffigen Berichterstattung, befeuerte diese aber auch durch ungefilterte Einblicke in ihr Privatleben immer wieder selbst.

Zwiespältiges Verhältnis zu ihrem Leben in der Öffentlichkeit

„Ich will alles“ arbeitet Knefs zwiespältiges Verhältnis zu ihrem Leben in der Öffentlichkeit heraus: wie sie an der übergriffigen Berichterstattung leidet, diese aber durch die ungefilterten Einblicke in ihr Privatleben immer wieder selbst befeuert. Der Film endet mit der letzten Tournee 1986, einem tränenverhangenen „Für mich soll’s rote Rosen regnen“.

Von den letzten 16 Jahren bis zu ihrem Tod mit 76 Jahren erfährt man dagegen nichts mehr – also von der deutlich weniger glamourösen Zeit, in der Knef durch Talkshows tingelte, mit Schulden, Krankheiten und Schmerzmittelabhängigkeit zu kämpfen hatte. „Ich will alles“ ist ein vielleicht etwas konventionelles, aber doch gelungenes Porträt zum 100.Geburtstag. Man staunt über eine Frau, die über sich sagte, sie habe immer nur überlebt, aber nie gelebt. Nach der Doku hat man eher den Eindruck: Hildegard Knef lebte so viele Leben, dass sie 100 Minuten Film sprengen.

Trailer „Ich will alles. Hildegard Knef“

ICH WILL ALLES. HILDGARD KNEF - offizieller Kinotrailer - ab 03.04.2025 im Kino

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