»Rassismus beginnt nicht erst mit der Bluttat. Rassismus beginnt mit Blicken, Vorurteilen und Gedanken.«
"Vielfalt macht Deutschland aus. Toleranz nicht unbedingt."
Diese Erfahrung haben 45 prominente Menschen gemacht und über ihre persönlichen Erlebnisse geschrieben: im Buch "People of Deutschland". Alle sind sich einig: Eingewanderte und ihre Nachkommen erleben täglich Ablehnung und Benachteiligung bei uns – und das in alltäglichen Situationen: Bei der Fahrscheinkontrolle in Bus und Bahn, bei der Wohnungssuche oder in Bewerbungsgesprächen.
Rassistische Witze und Diskriminierung
Der Designer Jim Aydin, geboren 1979 in Kassel, verbrachte seine ersten fünf Lebensjahre in Deutschland, zog dann zu seinem Vater in die Türkei und kam mit 12 wieder zurück nach Deutschland.
»Im Kindergarten war ich der einzige Türke und wurde behandelt wie ein Außerirdischer. Ich war der 'Kümmeltürke' oder 'Kanake' ... [In der Türkei] hörte der Rassismus nicht auf, denn hier war ich plötzlich der Deutsche oder Nazi. Ich besuchte trotz allem Gegenwind ein Elite-Gymnasium. ... Zurück in Deutschland war ich gerade mal gut genug für die Realschule. Gleich am ersten Tag fragte mich der Direktor: 'warum seid ihr überhaupt hierhergekommen. Wieso gehst du nicht in deinem Land zur Schule?'«
Publizist Michel Friedman | 12.9.2022 So stark verletzt Alltagsrassismus
In seiner Biografie "Fremd" legt Michel Friedman offen, wie verletzend es ist, sich nicht zugehörig zu fühlen. Er wünscht sich: Wir müssen etwas gegen Alltagsrassismus tun.
»Wir wollen Menschen erreichen, die von sich selbst möglicherweise gar nicht das rassistische Verhalten sehen und sich eigentlich dafür gar nicht interessieren.«
Gegen Rassismus im Alltag in Deutschland
Zusammengetragen haben diese Texte Martina Rink und Simon Usifo, etwa von Musikerin Joy Denalane, Ex-Fußballer Hans Sarpei oder dem früheren Viva-Moderator Mola Adebisi.
»[Das Cover der CD] zeigte eine schlecht gemachte Fotomontage. Drei Menschen hingen am Galgen: Campino, Farin Urlaub - und ich. Ich las den Titel der CD: "12 doitsche Songs". Darunter der Name der Band: Zillertaler Türkenjäger. ... von 'Affen gibt's genug im Zoo' über das N-Wort bis hin zu 'Deutschland braucht Dich nicht' wurde ich hier aufs Übelste beleidigt.«
Schockierend sei es, so die Autoren, wie stark Rassismus immer noch den deutschen Alltag durchziehe.
Diversity-Tag am 23. Mai Gemeinsam sind wir Vielfalt
Menschen machen unterschiedliche Erfahrungen mit dem Thema Diversität – von Diskriminierung und Ausgrenzung bis hin zu Anerkennung und Interesse. Manche von ihnen teilen ihre Erlebnisse und machen Mut. Dem widmen wir uns, geben Menschen eine Plattform und zeigen: Gemeinsam sind wir Vielfalt.
People of Deutschland: Betroffene erzählen
Solche Erfahrungen seien allerdings schwer nachzuempfinden, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Die persönlichen Geschichten der Prominenten sollen einen Einblick in die gesellschaftliche Vielfalt Deutschlands geben und Mut machen, Alltagsrassismus entgegenzutreten.
»Wenn die Visionen, die in diesem Buch vereint sind, Wirklichkeit werden, wird Deutschland eine lebenswerte Gesellschaft für alle.«