"Ein Pferd auf'm Flur", das kennt jeder aus dem bekannten Schlager. Ein Pferd in der Stadtbahn war neu. Deshalb wurde Gerhard Knauer aus Fellbach (Rems-Murr-Kreis) im Mai unfreiwillig zum Internetphänomen: Jemand hatte gefilmt, wie er mit seinem Pferd Sancho Pancho in die Stadtbahn in Fellbach einstieg.
Mitgefahren ist er am Ende nicht, weil es für Sancho zu eng in der Bahn geworden wäre und er sich nicht hätte umdrehen können. Als Reiter-Duo sind Knauer und Sancho in Fellbach aber schon längst bekannt.
Pferd ist in Fellbach schon bekannt
Wie ein Cowboy sieht der Fellbacher mit seinem Lederhut und Pferd aus. Knauer ist aber nur Freizeitreiter. "Es ist ein guter Ausgleich zur Arbeit und es ist ein schöner Erfolg, wenn man merkt, dass das Tier einen versteht", erzählt der Reiter. Mit dem Pferd kommt er immer wieder in die Innenstadt von Fellbach geritten - meist am Sonntagmorgen, wenn nicht viel los sei.
Ihr Stammcafé für ein kurzes Frühstück liegt ganz nah der Stadtbahn-Haltestelle Fellbach-Lutherkirche. Dort startet und endet vor allem die Linie U1. Und an jenem Mai-Sonntag habe er einfach ausprobieren wollen, ob Sancho Pancho wohl auch in die Bahn einsteigen würde. Da kaum Fahrgäste da waren, startete er den später im Netz viral gehenden Versuch. "Ich wusste, dass da nichts passiert und Sancho das könnte", so Knauer.
Die Markthalle ist der Lieblingsplatz von Sancho Pancho
In die Stadtbahn hat Sancho Pancho zwar nur gerade so hinein gepasst, in der Fellbacher Fußgängerzone ist aber genug Platz. Dort hat der Wallach auch schon seinen Lieblingsplatz: die Markthalle Fellbach. Hier bleibe er immer an der Schiebetür und ist schon bekannt. Von den Mitarbeitenden gibt es dann eine Möhre oder Banane zur Stärkung. "Er ist hier immer eine Attraktion und alle freuen sich, wenn er vorbeikommt", sagt ein Mitarbeiter, während der Karotten-Snack aus seiner Hand gefressen wird. "Sancho ist eine Bereicherung für Fellbach."
Pferd in der Stadtbahn war Training im Straßenverkehr
So ein Ritt durch die Stadt geht aber nicht einfach so. Gerhard Knauer hat mit Sancho extra trainiert, damit er "stadttauglich" wird und sich an Straßen, Autolärm oder Bahnen gewöhnt. Straßenverkehr begegnet den beiden immer wieder. Entweder, wenn sie auf Wanderritten für mehrere Tage unterwegs sind oder wenn sie um Fellbach herum nicht immer die gleiche Route durch den Wald reiten wollen. "Ich merke, ob er in bestimmten Situationen nur einfach nicht will oder wirklich Angst hat", sagt Knauer. Wenn letzteres der Fall ist, dann steige er ab und führe sein Tier eine Weile. "Er kann sich auf mich verlassen und ich kann mich auf ihn verlassen. Das ist wichtig."
Seit zwölf Jahren besitzt Gerhard Knauer Sancho Pancho schon. Und Reiten hatte der Familienvater davor durch Zufall gelernt. Seine Tochter lernte es und als ihr Trainingspartner eines Tages nicht kam, habe sich Knauer in der Reitstunde mit aufs Pferd geschwungen.