Ein 34-Jähriger steht seit Dienstag in Heidelberg wegen Mordes vor Gericht. Er soll im September 2023 eine Frau in der Innenstadt von Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) erstochen haben. Der Beschuldigte war zuvor aus dem Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN) geflohen. Zu Prozessbeginn schloss das Landgericht Heidelberg die Öffentlichkeit bis zur Urteilsverkündigung aus.
Angeklagter Patient soll an paranoider Schizophrenie leiden
Am Dienstagmorgen begann der Prozess unter starker Medienpräsenz und mit viel Publikum im Saal. Der Angeklagte, ein 34-jähriger Somalier, erschien mit einem regungslosen Gesichtsausdruck und wirkte ruhig. Er setzte sich neben seinen Dolmetscher und hörte aufmerksam zu.
Noch vor der Anklageverlesung stellte die Verteidigung den Antrag, die Öffentlichkeit vom Prozess auszuschließen. Diesem Antrag stimmten Staatsanwaltschaft und Nebenklage zu. Die Begründung des Gerichts: Es gehe um eine mögliche Unterbringung in eine psychiatrische Anstalt. Der Mann leidet laut Anklage unter paranoider Schizophrenie. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann zum Zeitpunkt der Tat aufgrund seiner Erkrankung nicht in der Lage war, das Unrecht seines Handelns einzusehen. Damit wäre der Mann schuldunfähig.
Vor der Tat war er seit knapp drei Jahren im Psychiatrischen Zentrum in Wiesloch untergebracht. Er war bereits bei anderen Taten als schuldunfähig eingestuft worden. Dazu gehörten sexuelle Belästigung und gewaltsame Übergriffe.
Frau in Wiesloch war zufälliges Opfer
Als der Beschuldigte Anfang September vom Klinikgelände entkommen konnte, lief er in ein Geschäft in der Wieslocher Innenstadt. Dort soll er sich dann ein Schälmesser genommen und mehrfach auf eine fremde 30-jährige Frau eingestochen haben. Sie starb noch am selben Tag an ihren Verletzungen.
Sicherheit im Wieslocher PZN
Der Vorfall hat eine breite Debatte um Sicherheitsvorkehrungen in der forensischen Psychiatrie ausgelöst. Stadt und Psychiatrisches Zentrum haben nach eigenen Angaben an den Sicherheitsvorkehrungen gearbeitet.
Wenn ein Patient sich unerlaubt aus dem Maßregelvollzug entfernt, sollen zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Unterstützung angefordert werden, so das PZN und die Stadt Wiesloch. Bereits vor der Tat hatten alle Beschäftigten der Klinik Notruftelefone, mit denen sie gleichzeitig viele Kolleginnen und Kollegen alarmieren können. Außerhalb der Stationsgebäude hätten die Beschäftigten ein zusätzliches Handy. Wie viel Personal konkret im Einsatz ist, dazu sind keine Zahlen bekannt. Das PZN spricht von einer Besetzung auf "einem qualitativ und quantitativ bedarfsgerechten Niveau".
Zum Schutz der Bevölkerung gebe es einen SMS-Bürgerinformationsservice. Dieser werde aber erst nach Absprache mit der Polizei ausgelöst, damit Polizeimaßnahmen nicht beeinträchtigt werden. Diese SMS bekommen allerdings auch nur Menschen, die den Service abonniert haben.
Landtagsausschuss diskutiert über Sicherheit in Psychiatrischen Zentren OB Elkemann: "PZN gehört zu Wiesloch und das soll auch so bleiben."
Eine Woche nach dem tödlichen Messerangriff in Wiesloch beschäftigt sich der Sozialausschuss des Landtags mit dem Vorfall. Das Ereignis bestimmt weiter die Gespräche in der Stadt.
Maßregelvollzug in Psychiatrien
Für die Unterbringung psychisch kranker Straftäter gibt es ein gestuftes Sicherungssystem, so das Sozialministerium gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Das PZN in Wiesloch sei spezialisiert auf Menschen mit sehr hohem Sicherungsbedarf. Die Sicherheit in Psychiatrien könnte an Mittwoch erneut Thema im Sozialausschuss des Landtages sein. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) will sich zur Situation im Maßregelvollzug äußern.