Gespräch

„Maria Montessori“: Film über eine Vorreiterin ihrer Zeit

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INTERVIEW
Kristine Harthauer

„Es geht in allererster Linie um eine Frau ihrer Zeit, die um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts lebte“, sagt Filmkritiker Rüdiger Suchsland über Léa Todorovs Film „Maria Montessori“.

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Das Historiendrama „Maria Montessori“ von der Französin Léa Todorov handelt von der italienischen Ärztin, Psychologin und Reform-Pädagogin.

Filmstill Maria Montessori (Foto: © Neue Visionen Filmverleih)
Italien, um 1900: Die junge Ärztin Maria Montessori (Jasmine Trinca) hat es als eine der ersten Frauen geschafft, in der patriarchalen Gesellschaft um 1900 Medizin zu studieren und als Ärztin zu praktizieren. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill Maria Montessori (Foto: © Neue Visionen Filmverleih)
Niemand darf von der unehelichen Liebesbeziehung zwischen ihr und ihrem Arztkollegen Giuseppe Montesano (Raffaele Esposito) und dem gemeinsamen Sohn erfahren. Zusammen mit Giuseppe leitet die engagierte Ärztin ein Lehrerbildungsinstitut für Kinder mit Behinderungen. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill Maria Montessori (Foto: © Neue Visionen Filmverleih)
Die junge Prostituierte Lili d‘Alengy (Leïla Bekhti) hat ein wohlbehütetes Geheimnis: eine kleine Tochter, Tina, die geistig behindert ist. In Italien ist das Doppelleben als Prostituierte mit Kind riskant, besonders da Tina dringend spezifische Hilfe benötigt. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill Maria Montessori (Foto: © Neue Visionen Filmverleih)
In ihrer Verzweiflung wendet sich Lili an die junge Institutsärztin Maria Montessori (Jasmine Trinca). Maria nimmt die kleine Tina auf, die zum ersten Mal in ihrem Leben eine echte Chance erhält. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill Maria Montessori (Foto: © Neue Visionen Filmverleih)
Zwischen Maria Montessori (Jasmine Trinca) und Lili d’Alengy (Leïla Bekhti) entwickelt sich eine Freundschaft und sie werden zu schicksalhaften Verbündeten. Als Amüsierdame der Gesellschaft verkehrt Lili in den höchsten Kreisen. Mit ihrer Hilfe gelangt Maria in die Welt, in der das Geld die Macht verteilt. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill Maria Montessori (Foto: © Neue Visionen Filmverleih)
Lili arrangiert Begegnungen und ermutigt ihre Freundin, den feinen Damen ihre pädagogischen Visionen zu präsentieren. Die beiden Frauen schmieden eine kraftvolle Allianz, die nicht nur ein unabhängiges Leben ermöglicht, sondern auch den Weg ebnet für eine neue und freie Pädagogik. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill Maria Montessori (Foto: © Neue Visionen Filmverleih)
„Für eine 1870 geborene Frau reichte es nicht, brillant und begabt zu sein. Um die Welt zu erobern, war es notwendig, einen eisernen Willen zu haben, unbeugsame Entschlossenheit und eine klare Vision vom Erfolg.“ (Regisseurin Léa Todorov) Bild in Detailansicht öffnen

Er erscheint zeitgleich zu einer aktuellen Debatte um Montessori: Die Autorin Sabine Seichter kritisiert in ihrer Biografie „Der lange Schatten Maria Montessoris“ das einseitig positive Bild der Italienerin. Man müsse beachten, dass Montessori ein Kind ihrer Zeit war und sie auch von Rassendenken, eugenischen Prämissen und liberalem Optimierungsdenken beeinflusst wurde.

Maria Montessori: Eine Vorreiterin, geprägt von ihrer Zeit

Der Film, der nun zu Montessori erscheint, sei aber nicht „zu nüchtern“, kommentiert Suchsland. Er sei gut produziert, auch nach dem Mainstream-Geschmack „mit viel Musik, Liebesbeziehungen“.

Man müsse einige Fakten aus Maria Montessoris Leben in einen historischen Zusammenhang stellen. Der Film würde versuchen, „Maria Montessori aus ihrer Zeit heraus zu verstehen und nicht aus unserer Zeit“, so Suchsland.