Filmfestival Cannes 2023

„Das weiblichste Cannes aller Zeiten“: Am Ende zählt die Qualität der Filme

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INTERVIEW
Rüdiger Suchsland
MODERATOR/IN
Max Knieriemen

Der Kostümfilm „Jeanne du Barry“ von Maïwenn mit Johnny Depp als Ludwig XV. hat die 76. Ausgabe des Filmfestivals in Cannes eröffnet. Der Film erzählt die Geschichte einer königlichen Mätresse am französischen Hof. Kein besonders guter Film, aber anständig, urteilt SWR2 Filmkritiker Rüdiger Suchsland im Gespräch aus Cannes.

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Eröffnungsfilm als Kommentar der Festspiele in Cannes

Regisseurin und Hauptdarstellerin Maïwenn zeigt den Hof von Versailles in einer überlebensgroßen Inszenierung. Das könne man durchaus auch als Kommentar auf die Festspiele in Cannes begreifen. „Daher ist es ein guter Eröffnungsfilm“, meint Suchsland.

Trailer zum Eröffnungsfilm „Jeanne du Barry“

Ein Festival ist auch Politik

Cannes gehört zu den wichtigsten Festivals der Filmbranche und steht im Wettbewerb mit der Berlinale, der Biennale Venedig und vielen anderen Festivals. Dabei habe sich Cannes behauptet, meint Suchsland. Vor allem weil dort ausschließlich Filme zu sehen sind, die ins Kino kommen. Produktionen ausschließlich für Streaming-Plattformen sind ausgeschlossen.

Dieses Verhalten sei hart kritisiert worden, aber jetzt haben sich die Verhältnisse verändert, die Plattformen „kriechen zu Kreuze“, meint Suchsland. Das liege auch daran, dass die Streaming-Anbieter gerade einen riesigen Haufen Schulden anhäufen würden, um relevanten Content zu produzieren.

Cannes 2023 (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / abaca | Urman Lionel/ABACA)
Elle Fanning auf dem Weg zur Premiere des Eröffnungsfilms „ Jeanne du Barry“ der 76. Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Beim „weiblichsten Cannes aller Zeiten“ stammen ein Drittel der Filme im Wettbewerb von Regisseurinnen.

Ist es wirklich das weiblichste Cannes aller Zeiten ?

Die diesjährige Ausgabe des Festivals wurde als das „weiblichste Cannes aller Zeiten“ angekündigt. Und in der Tat gibt es mit der Halbdeutschen Iris Knobloch zumindest eine Präsidentin. Ein Drittel der Filme im Wettbewerb kommen von Regisseurinnen.

„Das ist nicht schlecht per se“, sagt Suchsland, betont er aber auch, dass es um die Qualität der Filme gehe, nicht um das Geschlecht der Filmschaffenden. „Erst am Ende des Festivals werden wir beurteilen können, wie ihre Filme waren“, so der Filmkritiker.

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