Tagespflegepersonen, umgangssprachlich auch Tagesmütter oder Tagesväter genannt, sind für viele Eltern eine bessere Alternative zu Krippen oder Kitas: Tagesmütter bieten oft flexiblere Betreuungszeiten an, was vielen berufstätigen Eltern zugutekommt. Im Rhein-Neckar-Kreis befürchten jetzt aber einige Eltern, dass sie sich Tagesmütter nicht mehr leisten können. Der Landkreis hat den Elternbeitrag für Tagesmütter plötzlich um mehr als die Hälfte erhöht.
60 Prozent teurer: Erhöhung des Beitrags für Tagesmütter kam überraschend
Wer sein Kind bei einer Tagesmutter oder bei einem Tagesvater betreuen lässt, zahlt pro Kind und Stunde einen Betrag ans Jugendamt, das wiederum die selbstständigen Tagespflegepersonen bezahlt. Vor 2025 lag dieser Elternbeitrag im Rhein-Neckar-Kreis bei 1,82 Euro pro Kind pro Betreuungsstunde. Seit Januar wurde dieser Satz vom Kreis auf 60 Prozent erhöht, liegt jetzt also bei 2,87 Euro.
Das ist aber nicht der einzige Betrag, den die Eltern bezahlen müssen: Hinzu kommen noch weitere Kosten in Höhen von ca. zwei bis vier Euro, die direkt an die Tagesmutter gehen. Davon bezahlt sie z. B. das Essen für die Kinder oder auch ihre Nebenkosten. Sowohl für die Tagespflegepersonen als auch für die Eltern kam die Kostenerhöhung im Januar sehr überraschend. Für manche Eltern ist der neue monatliche Betrag, den sie zahlen müssen, nicht stemmbar. Sie überlegen, die Betreuungsstunden bei ihren Tagesmüttern zu reduzieren oder ganz zu kündigen.
Jetzt gehe ich nur noch für die Kinderbetreuung arbeiten. Das kann ich mir nicht leisten.

Eltern können es sich nicht mehr leisten: Tagesmütter haben Existenzängste
Bei mehreren Tagesmüttern im Rhein-Neckar-Kreis haben die Eltern bereits angekündigt, dass sie ihre Betreuungsstunden reduzieren müssen. Manche Eltern haben ihr Kind bereits ganz abgemeldet. So auch bei Elisabeth Paar aus Dielheim.
Eigentlich war sie bis 2026 mit ihrer Kindertagespflege ausgebucht. Mittlerweile haben ihr aber so viele Familien die Betreuung abgesagt, dass sie nicht weiß, wie es für sie ab Mai weitergehen soll. Am meisten ärgert sie, dass die Beitragserhöhung nicht im Vorfeld kommuniziert wurde. Im Januar hätten alle Eltern "plötzlich über Nacht und ohne jegliche Vorwarnung einen Brief bekommen", der rückwirkend ab dem 1. Januar gilt.
Mir macht mein Job Spaß, aber ich muss auch davon leben können.
Elisabeth Paar hat bereits eine Online-Petition gegen die gestiegenen Beiträge gestartet, bei der schon knapp 5.000 Menschen unterschrieben haben. Außerdem seien die Tagesmütter im Rhein-Neckar-Kreis gut miteinander vernetzt, sagt Paar. Sie wollen die Situation so nicht hinnehmen. Es laufen bereits Gespräche mit dem Jugendamt und den jeweiligen Gemeinden. In manchen Ortschaften sei ein Krippenplatz durch die Erhöhung im Vergleich sogar günstiger geworden, als ein Platz bei einer Tagespflegeperson. Die Tagesmütter hoffen durch die Gespräche auf eine gute Lösung für alle.
Landratsamt verteidigt enorme Zunahme der Beiträge: "Erste Erhöhung seit zehn Jahren"
Laut Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis hat es seit zehn Jahren keine Erhöhung des Elternbeitrags für Tagespflegepersonen gegeben. Es wäre also nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der Beitrag angepasst wird. Da der Kreis vor allem während der Corona-Pandemie andere Probleme bei der Kinderbetreuung gehabt hätte, habe man sich zu der Zeit nicht um eine stufenweise Erhöhung gekümmert, so Fabian Scheffczyk.
Er ist Leiter des Dezernats Jugend und Soziales im Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises. "Und was den Kostenbeitragssatz im Jahr 2025 betrifft, wären wir bei einer stufenweisen Erhöhung auf der gleichen Höhe, wie jetzt auch. Wir hätten uns dem nur sukzessive genähert.“
Es ist keine Überraschung, dass Kostenbeiträge angepasst werden.
Folgen für Tagesmütter und Eltern: Landkreis hat nicht mit Absagen der Eltern gerechnet
Fabian Scheffczyk sagt, man habe nicht vorhergesehen, dass manche Eltern ihre Kinder durch die Beitragserhöhung bei den Tagesmüttern abmelden würden. "Das ist das Letzte, was wir uns davon erhoffen", so Scheffczyk. Das Landratsamt stehe allen Eltern und Tagespflegepersonen mit einer Fachberatung zur Verfügung. Man wolle die Tagesmütter weiterhin unterstützen.