Es soll die Energiewende voranbringen und ist aktuell das größte Infrastrukturprojekt in Deutschland. In Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis) hat am Freitag der Spatenstich für einen weiteren Abschnitt der Stromtrasse SuedLink stattgefunden, die "grünen" Windstrom vom Norden in den Süden bringt.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bewertete das Projekt vor Ort positiv: "Die Anbindung an die riesigen Windparks im Norden wird uns zu mehr Sicherheit und Unabhängigkeit verhelfen." Letztlich sollen bei dem Abschnitt auf gut 80 Kilometern von Großrinderfeld (Main-Tauber-Kreis) bis nach Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn) Erdkabel vergraben werden.
Bereits hier zeigt sich im Kleinen, warum es etwa doppelt so teuer wird, die Kabel unter der Erde und nicht über oberirdische Stromtrassen zu verlegen. Suedlink muss mehrere Flüsse, darunter die Tauber queren. Das Gleiche nur in deutlich größerem Maßstab, steht ganz im Norden für die Elbquerung an. Über 10 Milliarden Euro wird die Stromautobahn kosten. Sie führt durch sechs Bundesländer: von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Hessen und Thüringen bis nach Bayern und Baden-Württemberg. Eine der Leitungen endet in Leingarten (Kreis Heilbronn), die andere Verbindung führt ins bayrische Bergrheinfeld.
Kritik an Planungszeiten
Auch in Leingarten wird bereits an dem derzeit größten Infrastrukturprojekt der Energiewende gebaut. Dort entsteht für einen dreistelligen Millionenbetrag ein Konverter, der den Gleichstrom der Leitung in Wechselstrom umwandeln soll. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte die Bauarbeiten dort vor gut einem Jahr eröffnet und dabei kürzere Planungszeiten versprochen.
SuedLink sollte eigentlich schon längst fertig sein
SuedLink ist eines der Projekte, die die Energiewende ermöglichen sollen. Bis zum Atomausstieg Ende 2022 sollte alles fertig sein, damit die Kernenergie zum Teil mit Windstrom aus dem Norden ersetzt werden kann und keine neuen fossilen Kraftwerke gebaut werden müssen. Nach massiven Protesten gegen oberirdische Hochspannungsleitungen, vor allem in Bayern, wurden die Planungen 2015 umgeworfen und auf die deutlich aufwendigere Verlegung unter der Erde gesetzt. Bis die Bauarbeiten für den ersten SuedLink Abschnitt starten durften, hat es allerdings knapp acht Jahre gedauert. Ohne Atomstrom und ohne SuedLink importiert Deutschland viel Strom, trotzdem ist der Strommix sauberer geworden. Die neue Trasse soll "grünen" Strom aus dem windreichen Norden nach Süddeutschland transportieren und zehn Millionen Haushalte mit Ökostrom versorgen.
Teure Maßnahmen wegen Verzögerungen
Rund drei Milliarden Euro mussten die Netzbetreiber und damit letzten Endes die Deutschen Stromkunden im letzten Jahr für sogenannte Redispatches ausgeben. Die werden immer dann nötig, wenn im Norden zu viel Windstrom produziert wird, der nicht in den Süden transportiert werden kann. Dann werden dort Windkraftanlagen abgeschaltet, müssen aber trotzdem bezahlt werden. Weht dagegen in Nord- und Ostsee bei hohem Verbrauch zu wenig Wind, müssen im Süden Kraftwerke zugeschaltet werden. SuedLink soll mit seiner 4-Gigawatt-Leitung helfen, solche Redispatches zu verhindern. In welcher Höhe die eingesparten Kosten am Ende an die Verbraucher weiter gegeben werden könnten, ist nach Auskunft von TransnetBW derzeit aber noch nicht abzusehen.
Hochspannung im Salzbergwerk
Im ersten genehmigten Bauabschnitt zwischen Bad Friedrichshall und Leingarten sollen die Hochspannungskabel in einer Tiefe von rund 200 Metern in den Stollen der Südwestdeutschen Salzwerke verlegt werden. Vor kurzem folgte der Planfeststellungsbeschluss für die restliche Strecke bis nach Bayern. Damit sind rund 100 Kilometer und damit der gesamte Verlauf in Baden-Württemberg genehmigt. Allerdings hat die Stromautobahn eine Gesamtlänge von etwa 700 Kilometern. Für den weiteren Streckenverlauf stehen die Baugenehmigungen noch aus. In Niedersachsen übernimmt ein weiterer Netzbetreiber bis zur Nordsee. TransnetBW geht davon aus, dass SuedLink bis Ende 2028 fertig gestellt wird.