Erdgaszuleitungen sind vor dem Heizkraftwerk 3 Stuttgart-Gaisburg zu sehen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Bedarfsprüfung bei Einrichtungen wie etwa Krankenhäusern

Wie umgehen mit der drohenden Gasknappheit? Akteure in Baden-Württemberg wollen sich vorbereiten

Stand

Bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen an die kalte Jahreszeit denken? Angesichts der drohenden Engpässe beim Gas ist dies aktueller denn je.

Das baden-württembergische Innenministerium prüft, wie viel Gas Krankenhäuser und andere Einrichtungen benötigen, die zur kritischen Infrastruktur zählen. Diese Informationen sollen in ein "Hinweispapier" für Kommunen fließen, so eine Ministeriumssprecherin am Montag. Darin sollen Maßnahmen zur Einsparung von Energie im Bereich der öffentlichen Hand stehen. Es geht aber auch um technische Möglichkeiten zum Umrüsten.

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Gasverbrauch einschränken - Planungen laufen

Angesichts der Drosselung russischer Gaslieferungen hatte auch der Landtag in Baden-Württemberg angekündigt, Energie einsparen zu wollen. Derzeit würden entsprechende Gespräche laufen, so Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne). Bereits vergangene Woche hatte das Finanzministerium erklärt, dass es wegen der Drosselung russischer Gaslieferungen mit explodierenden Heizkosten für eigene Gebäude rechnet und mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen gegensteuern will.

Viele Städte im Land bereiten sich unterdessen auf massive Probleme bei der Gasversorgung vor. In Tuttlingen wurde nach Auskunft eines Stadtsprechers ein Krisenstab eingerichtet. Dieser soll verschiedene Eskalationsstufen prüfen, etwa wie die Stadt mit sofortiger Wirkung ihren eigenen Verbrauch spürbar senken kann - oder welche städtischen Einrichtungen im Fall einer Abschaltung vom Netz genommen werden würden. Im Ostalbkreis will das Landratsamt im Falle einer Gasknappheit dafür sorgen, dass alle Städte und Gemeinden gleich behandelt werden. Eine Taskforce erarbeitet derzeit entsprechende Pläne.

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Gasknappheit: Wärmehallen für den Winter Thema in der Politik in BW

Wärmehallen, wie sie etwa in Ludwigsburg für den Ernstfall durchgespielt werden und in denen sich Menschen aufwärmen könnten, falls ihnen im Winter das Gas abgeschaltet werden sollte, seien am Freitag auch im Interministeriellen Verwaltungsstab der Landesregierung ein Thema gewesen. Das teilte ein Sprecher des Umweltministeriums am Montag mit. Man müsse sich auf alle erdenklichen Szenarien vorbereiten. "Dazu gehören auch die Wärmehallen, die dann gebraucht werden würden, falls auch bei den geschützten Kunden, also bei den Haushalten, das Gas abgeschaltet werden müsste." Man hoffe, dass es zu diesem äußersten Notfall nicht kommen werde.

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Städtetag will enge Zusammenarbeit mit dem Land

Der baden-württembergische Städtetag will unterdessen, dass die Kommunen im Notfall mitentscheiden, wo genau Gas eingespart wird. Bisher sei die allgemeine Wahrnehmung, dass diese Vorgabe ausschließlich vom Bund komme, betonte Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, am Montag in Stuttgart.

Die Kommunen müssten aber vor Ort prüfen, wie viel Gas sie im Notfall einsparen und wo sie konkret darauf verzichten könnten. So gebe es beispielsweise Gebäude, die auch mit einer alternativen Energiequelle beheizt werden könnten. Derzeit gibt es nach Angaben des Städtetags keinen landesweiten Überblick dazu. Das sei aber notwendig, um sich auf den Winter vorzubereiten, so Heute-Bluhm.

Laut Städtetag muss die Analyse der Energielage vor Ort durch die Kommunen erfolgen und die Ergebnisse dann gemeinsam mit dem Land bearbeitet werden. Dafür sei es wichtig, genau zu ermitteln, wie die Energieversorgung aufgestellt sei, welche Schule, welches Krankenhaus, welches Altenheim am Gas hänge. "Uns geht es nicht nur um eine Datenabfrage", sagte Heute-Bluhm. Sondern wichtig sei, rechtzeitig Notfallpläne zu haben, wo Verzicht möglich sei. "Die Gesamtschau in Baden-Württemberg ist wichtig", sagte sie.

Vorschlag: App zur Steuerung des Gasverbrauchs

Außerdem schlug Heute-Bluhm eine App vor, in der Menschen ihren Gasverbrauch überblicken und steuern können. Damit könnte man beispielsweise ausrechnen, wie viel Geld man sparen würde, wenn man weniger heizen würde. Dafür müssten Stadtwerke und Energieversorger allerdings die Kundendaten bereitstellen. "Es geht darum, den Bürger jetzt schon zu erreichen, bevor es in einen möglichen harten Winter geht", sagte Heute-Bluhm. Das Land habe bereits Interesse an der App-Idee signalisiert. Wärmehallen sind laut Städtetag nicht das vorrangige Thema beim Umgang mit der Krise. Über solche Hallen müsse im Einzelfall entschieden werden.

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