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„Borgen: Macht und Ruhm“ – Neue Staffel der dänischen Politserie auf Arte

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AUTOR/IN
Karsten Umlauf

Nach knapp zehn Jahren ist Birgitte Nyborg zurück! Die sympathische Politikerin ist in der neuen, inzwischen vierten „Borgen“-Staffel dänische Außenministerin und hat mit einem Ölfund in Grönland zu kämpfen. Dabei geraten Energiepolitik, weltpolitische Interessen und ihre Überzeugungen in Konflikt. Die großartige Fortsetzung ist nah an der politischen Aktualität und die Hauptfigur kämpft mit ungewohnt harten Bandagen.

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Serie „Borgen - Macht und Ruhm“: Torben (Søren Malling) und Birgitte (Sidse Babett Knudsen) treffen sich auf einen Kaffee. Birgitte möchte mit ihm einen journalistischen Deal aushandeln, der sich in Grauzonen bewegt. (Foto: arte, © Mike Kollöffel)
Mit "Borgen - Macht und Ruhm" kehrt der dänische Publikumserfolg mit aktuellen Themen und spannendem Drama zurück. Birgitte (Sidse Babett Knudsen) möchte mit Torben (Søren Malling) einen journalistischen Deal aushandeln, der sich in Grauzonen bewegt.

Die Spitzenpolitikerin ist härter und berechnender geworden

Birgitte Nyborg hat Schweißausbrüche, Hitzewallungen, manchmal hilft der Föhn unter den Achseln, manchmal muss eine neue Bluse her. Birgitte Nyborg ist dänische Außenministerin in einer Koalitionsregierung und sie ist in den Wechseljahren.

Was für sie kein allzu großes Problem ist. Aber es zeigt auch denen, die Borgen bisher noch nicht kannten, wie diese Serie funktioniert: hier ist eine Spitzenpolitikerin, die ein ganz normaler Mensch bleibt: zu Hause ist die geschiedene Mutter von zwei Kindern meist allein, es sei denn ihr Sohn Magnus kommt vorbei.

Sidse Babett Knudsen verkörpert sie vom ersten Moment an als ungemein aufgeräumte Figur, die härter erscheint als früher, berechnender und damit vielleicht sogar noch ein bisschen interessanter

Serie „Borgen - Macht und Ruhm“: Birgitte (Sidse Babett Knudsen, re.) spricht mit Aktivistinnen und Aktivisten einer Klimademonstration. (Foto: arte, Foto: Mike Kollöffel)
Als dänische Außenministerin will Birgitte Nyborg (Sidse Babett Knudsen) die Erschließung eines riesigen Ölfeldes in Grönland aus ökologischen Gründen verhindern. Sie spricht mit Aktivistinnen und Aktivisten einer Klimademonstration.

Ein riesiger Ölfund in Grönland bringt Nyborg in Bedrängnis


Ins Schwitzen bringt die Vorsitzende der Neuen Demokraten auch ein riesiger Ölfund in Grönland. Umwelttechnisch hochproblematisch. Aber die Grönländer erhoffen sich, damit die vollständige Unabhängigkeit erlangen zu können.

Die Beteiligung eines russischen Oligarchen an der Ölfirma bringt Nyborg in Bedrängnis. Die überzeugte Klimapolitikerin sitzt plötzlich zwischen vielen Stühlen, wird medial in die Mangel genommen und muss schließlich ihre Politik ändern, um im Amt zubleiben

Mit "Borgen - Macht und Ruhm" kehrt der dänische Publikumserfolg mit aktuellen Themen und spannendem Drama zurück. Katrine (Birgitte Hjort Sørensen) beginnt ihre neue Stelle in der Chefposition des Nachrichtensenders TV1.  (Foto: arte, © Mike Kollöffel)
Katrine (Birgitte Hjort Sørensen), ambitionierte Fernsehjournalistin und Freundin von Brigitte, tritt ihre neue Stelle in der Chefposition des Nachrichtensenders TV1.

Erzählerisch so gut wie die Vorgänger-Staffeln

Von der erzählerischen Qualität knüpft de Serie von Drehbuchautor Adam Price nahtlos an die alten Staffeln an. Das liegt vor allem an den lebendigen, nie nur schwarzweiß gezeichneten Figuren: da ist der unerfahrene, aber sympathisch-intelligente Arktisbotschafter Asger; der stolze aber auch etwas naive grönländische Außenpolitiker Hans oder die der Wahrheit, aber auch dem Prestige verpflichtete Journalistin Katrine, die noch mit ihrer neuen Führungsposition fremdelt

Serie „Borgen - Macht und Ruhm“: Die dänische Außennministerin Birgitte Nyborg (Sidse Babett Knudsen) hält eine Rede zu Ehren der dänisch-chinesischen Partnerschaft. (Foto: arte, © Mike Kollöffel)
Die Serie kann die Balance aus Geopolitik, Intrigen und zwischenmenschlichen Spannungen gut halten, weil Sidse Babett Knudsen ihre Hauptfigur weiterentwickelt hat: Hier hält sie eine Rede zu Ehren der dänisch-chinesischen Partnerschaft.

Was macht gute politische Führung aus?

Natürlich wird Politik hier auch verkürzt und zugespitzt dargestellt. Aber trotzdem hat man den Eindruck, dass die Frage, was gute politische Führung ausmacht, sehr ernsthaft durchgespielt wird – entlang aktueller politischer Debatten wie Klimapolitik, Postkolonialismus, selbst der Ukrainekrieg spielt mit hinein.

Verderben „Macht und Ruhm“ also doch den Charakter?

Und die Serie kann die Balance aus Geopolitik, Intrigen und zwischenmenschlichen Spannungen gut halten, weil Sidse Babett Knudsen ihre Hauptfigur weiterentwickelt. Nicht mehr nur als nahbares und progressives Gegenbild zu einer vielleicht spröden Angela Merkel, jetzt geht sie auch mal in Gerhard Schröder Nonchalance über Argumente und Menschen hinweg und entwickelt ein erotisches Verhältnis zur Macht.

Verderben „Macht und Ruhm“ also doch den Charakter? In einem Slogan über die dänische Regierung heißt es zu Anfang: „Die Zukunft ist weiblich“. Das mag sein. Aber es macht die Zukunft nicht automatisch sympathisch.

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