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„Die Schlange von Essex“: Historische Liebesschnulze mit einer Prise Mystery

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Karsten Umlauf

Claire Danes ist bekannt geworden als CIA-Ermittlerin mit bipolarer Störung in der Serie „Homeland“. Jetzt ist sie in der Apple TV+ Serie „Die Schlange von Essex“ zu sehen, als Witwe im viktorianischen England, im Jahr 1893. Sie betätigt sich als Hobby- Wissenschaftlerin und geht dem Gerücht nach, an Englands Küste treibe eine riesige Seeschlange ihr Unwesen. In der Provinz trifft sie auf viel Aberglauben, unglückliche junge Mädchen und einen Pfarrer, von dem sie nicht mehr loskommt.

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Endlich Witwe

Cora Seaborne ist frisch verwitwet und glücklich. Befreit von einem Mann, der sie zwar mit Schmuck überhäuft aber auch misshandelt hat. Jetzt blüht sie auf in ihrer Leidenschaft für Fossilien und Naturgeschichte. Die „Schlange von Essex“ ist für sie erst mal ein Zeitungsgerücht. Angeblich en Riesenvieh, ein menschenfressender Seedrache. Cora macht sich auf den Weg an die englische Ostküste.

Die Schlange als touristisches Highlight

An der schlammigen Küste von Essex ist ein Mädchen verschwunden. Die bibeltreue Bevölkerung macht die Schlange verantwortlich. Und glaubt an eine Erscheinung des Teufels. Es wird gebetet, Kreuze mit rituellen Opfergaben aufgestellt. Die Schlange wird zur Touristenattraktion.

Cora kann mit ihren Versuchen, das ganze rational zu erklären, hier nicht durchdringen. Sie lernt den örtlichen Pfarrer Will kennen und die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen, obwohl Will glücklich verheiratet ist.

Historische Liebesschnulze mit einer Prise Mystery

Natürlich schlägt die Serie aus dieser verbotenen Liebesgeschichte sehr viel Kapital. Zumal Tom Hiddleston und Claire Danes die zupackenden, aber auch in sich und ihrer Zeit gefangenen Liebenden sehr bewegend verkörpern.

„Die Schlange von Essex“ ist eine historische Liebesschnulze, die in den Dialogen manchmal etwas literarisch rüberkommt. Dass sie sich dennoch nicht in den Vordergrund drängt, liegt an dem Hauch von Mystery und Gefahr, mit dem Regisseurin Clio Barnard vor allem die Natur inszeniert hat.

Serie überzeugt mit britischer Nonchalance

Die Serie überzeugt aber mit ihrem ruhigen Erzähltempo, das die modernen Themen der Zeit geschickt und mit britischer Nonchalance mitnimmt: die Entdeckung der Psychologie, die sozialen Umbrüche im viktorianischen England, der Aufbruch in Medizin, Naturwissenschaft und Technik auf der einen, die in alten Geschichten und biblischen Mythen verhaftete Landbevölkerung auf der anderen Seite.

Neu verhandelt werden dabei aber auch Begriffe wie Freundschaft oder Partnerschaft, Abhängigkeit, Freiheit, Selbständigkeit. Verbunden mit der Erkenntnis, dass auch der Weg zu einer neuen Sprache der Gefühle in Schlangenlinien verläuft.

Trailer „Die Schlange von Essex“ auf Apple TV+

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Karsten Umlauf