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„Belle": Ein visuelles Meisterwerk von Anime-Regisseur Mamoru Hosoda

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AUTOR/IN
Rüdiger Suchsland

Mamoru Hosoda, eine der bekanntesten Figuren der japanischen Anime-Szene, hat seinen neuesten Animationsfilm an das Märchen „Die Schöne und das Biest" angelehnt. Das Ergebnis ist ein sehr modernes und sehr japanisches visuelles Meisterwerk, geprägt von einer Ästhetik der Überwältigung, Emotion und Nähe zum jugendlichen Zielpublikum - essentielles Kino.

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Eine schmerzhafte Vergangenheit

Es beginnt mit dem Tagtraum eines unscheinbaren Schulmädchens. Suzu trägt die übliche japanische Schuluniform, sie ist ein bisschen schüchtern und sie hat eine beste Freundin, die sich ganz hervorragend mit Computern auskennt. Wir erfahren auch bald von einer schmerzhaften Vergangenheit Suzus: Die Mutter starb bei einem Rettungseinsatz für ein anderes Kind. Sie ertrank im Fluss, das Kind wurde gerettet. Dies ist ein Trauma, das unsere Helden mit sich trägt.

Filmstill (Foto: Koch Films)
Das Leben der 17-jährigen Suzu, die mit ihrem Vater in einem kleinen Dorf lebt, verändert sich schlagartig, als sie sich auf der Plattform „U“ anmeldet – in der virtuellen Welt mit fünf Millionen Nutzern kann jeder so aussehen, wie er möchte. Bild in Detailansicht öffnen
Der Avatar der schüchternen, von einem traumatischen Erlebnis in ihrer Kindheit gezeichneten Suzu, ist die schöne und anmutige Belle. Bild in Detailansicht öffnen
In der schützenden Anonymität der Online-Welt überwindet die junge Schülerin ihre Selbstzweifel und steigt über Nacht zum weltberühmten Star auf. Bild in Detailansicht öffnen
Die ganze Welt möchte wissen: Wer ist Belle? Bild in Detailansicht öffnen
Der Erfolg von Suzus Alter Ego wird schon bald in den Schatten finsterer Ereignisse gestellt: Ihr Konzertauftritt wird von der Ankunft eines mysteriösen Wesens unterbrochen. Bild in Detailansicht öffnen
Der „Drache“ treibt in den virtuellen Weiten von „U“ sein Unwesen und will die friedliche Atmosphäre zerstören. Fasziniert von dem bedrohlich aussehenden Unruhestifter macht sich Belle daran, das Rätsel um ihn aufzudecken. Bild in Detailansicht öffnen

„Die Schöne und das Biest“ trifft „Matrix"

Nach der Schule verschwindet Suzu in ein avantgardistisches und künstlerisch beziehungsreiches Szenario ein, eine futuristische virtuelle Parallel-Welt. Hier wird das unsichere Highschool-Mädchen zum Star. Bald aber trifft sie auf ein furchterregendes Biest, einen Drachen mit einem vernarbten Körper; nach anfänglichem Misstrauen entsteht eine tiefe Bindung zwischen den beiden. „Die Schöne und das Biest" trifft „Matrix" - so könnte man diesen Film zusammenfassen.

Essentielles Kino von Mamoru Hosoda

Dies ist ein Film, der synästhetisch, vielschichtig und von überwältigender Schönheit ist, und der der persönlichen und äußerst lebendigen Vorstellungskraft des Filmautors Hosoda entspringt. Es ist eine Ästhetik der Überwältigung, und der Bezauberung; eine Ästhetik des "inneren Erdbebens". Das emotionale Primat unter dem Hosodas Filme stehen, macht sie zu essentiellem Kino. Es sind großen Fragen, die dieser Film berührt: Was ist Starruhm, was Prestige, was machen die sozialen Medien, die Medien überhaupt mit uns?

Der Trailer zu „Belle“, ab 9.6. im Kino:

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Rüdiger Suchsland