Platz 7 (31 Punkte)

Han Kang: Unmöglicher Abschied

Stand

Nicht nur vor Gericht und auf hoher See, sondern auch beim Literaturnobelpreis ist man ganz offensichtlich in Gottes Hand. Mit Salman Rushdie hätten sehr viele Beobachter in diesem Jahr gerechnet; auf Haruki Murakami warten seine Fans seit vielen Jahren und mutmaßlich auch in Zukunft vergeblich. Stattdessen wurde die 1970 geborene Südkoreanerin Han Kang mit der Auszeichnung bedacht, was teils für Verwunderung, bei ihrer wachsenden Leserschaft hingegen für Begeisterung sorgte.

Ihr bekanntestes Buch, „Die Vegetarierin“, im Original 2007 erschienen, erzählt von einer Frau, die in Auflehnung gegen ihren Mann, ihre Familie und die streng traditionell verfasste südkoreanische Gesellschaft eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen.

„Unmöglicher Abschied“ ist im Original vor drei Jahren erschienen. Der Roman verbindet die Erzählung einer Frauenfreundschaft mit einem historischen Ereignis, das zu den dunklen Flecken der koreanischen Geschichte gehört. Inseon hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus von Seoul. Sie bittet ihre Freundin Gyeongha, auf die Insel Jeju zu fahren, um sich dort um ihren Vogel zu kümmern. Dorthin, in ein einsam gelegenes Bergdorf, ist Inseon vor Jahren zurückgekehrt, um bei ihrer gebrechlichen Mutter sein zu können.

Gyeongha reist nach Jeju und gerät dort mitten in die Familiengeschichte ihrer Freundin hinein: Zwischen April 1948 und August 1949 töteten die südkoreanische Polizei und Armee mindestens 27 000 Bewohner beim so genannten „Jeju-Massaker“. Über Jahrzehnte hinweg war die Erinnerung an diese Gräueltat verboten; erst 1999 setzte die Regierung eine Untersuchungskommission ein. Han Kang beschwört die Geister der Vergangenheit, ohne dafür zu plumpen Gewaltdarstellungen zu greifen.

Erstmals Preisträgerin aus Südkorea Literaturnobelpreis 2024: Han Kang erhält renommierten Literaturpreis

Der Literaturnobelpreis gilt als der wichtigste Literaturpreis der Welt. Die Schwedische Akademie in Stockholm hat nun die Preisträgerin 2024 verkündet: die Südkoreanerin Han Kang.

Gespräch Han Kang - Weiß

Im 2020 erschienenen Buch der Erfolgsautorin und seit Oktober 2024 Literaturnobelpreisträgerin Han Kang ist alles „Weiß“. Die reine Farbe Weiß ist in Korea die Farbe der Trauer. In zahlreichen sehr persönlichen Episoden denkt Han Kang über ihre älteste Schwester nach, die bereits als Baby starb.

Buchkritik Han Kang – Griechischstunden

Der neue Roman der südkoreanischen Autorin Han Kang löst schlichte Kausalitäten auf und erzählt in sich vernetzenden Motiven von Verlust und Einsamkeit, aber auch von Wandlung.

Diskussion über vier Bücher SWR Bestenliste Januar mit Büchern von Paul Lynch, Lucy Fricke, Botho Strauß und Han Kang

In Deutschland erscheinen ungefähr 90.000 Buchtitel pro Jahr, das sind rund 250 Titel am Tag. Eine Jury aus derzeit 30 renommierten Literaturkritiker*innen wählt jeden Monat zehn Bücher auf die "SWR Bestenliste", denen sie möglichst viele Leserinnen und Leser wünscht. Während die üblichen Bestsellerlisten auf das Bekannte und Etablierte vertrauen, ist die "SWR Bestenliste" auf der Suche nach Neuentdeckungen, nach unbekannten Autoren, für die nicht gleich der große Werbeetat eines Verlags zur Verfügung steht, die aber Aufmerksamkeit verdienen: Das garantiert monatlich immer wieder Neues, Überraschendes und Unterhaltendes.
Über folgende Bücher wird diskutiert:
Platz 2: Paul Lynch: Das Lied des Propheten, Klett-Cotta-Verlag
Platz 3: Lucy Fricke: Das Fest, Claassen Verlag
Platz 5: Botho Strauß: Das Schattengetuschel, Hanser Verlag
Platz 7: Han Kang: Unmöglicher Abschied, Aufbau Verlag

Stand
Autor/in
SWR