Sich erstmal treiben lassen

Annett Gröschner wird Mainzer Stadtschreiberin 2025

Stand

Von Autor/in Leonie Berger

Die Schriftstellerin Annett Gröschner ist Stadtschreiberin von Mainz: Mit scharfem Blick auf Geschichte und Gegenwart will die Wahlberlinerin im kommenden Jahr die Stadt literarisch erkunden.

Wahrscheinlich wird Annett Gröschner viel am Fenster stehen und auf den Marktplatz schauen. Die Stadtschreiberwohnung liegt mitten in der Mainzer Altstadt. Die Autorin mag es, Menschen zu beobachten, das Treiben in einer Stadt. Davon lässt sie sich inspirieren. 

 Texte, die in die Tiefe gehen

Bislang hat Berlin häufig die Hauptrolle in ihren Texten übernommen, denn dort lebt die 1964 in Magdeburg geborene Annett Gröschner seit über 40 Jahren.

Dabei interessiert sie sich nicht nur für die Menschen und wie sie ihren Alltag zur Zeit bewältigen, sondern auch für die Geschichte dahinter.

Mit ihren Texten will sie nicht an der Oberfläche bleiben, sondern in die Tiefe gehen. Sie schreibe besonders gerne Fußnoten, sagt sie, und sie mag es, in Archiven Hintergründe und Vergangenes zu recherchieren.

Gröschner ist eine gute Zuhörerin

Es ist auch die Abwechslung, die Annett Gröschner mag. Im Archiv sitzen, am Schreibtisch sitzen, aber auch rausgehen, mit Menschen reden.

Die Figuren in ihren Romanen sind Konglomerate aus vielen Menschen, aus Verwandten, aus Fremden, die sie interviewt hat, aus sich selbst. Daher wirken sie so lebendig, daher sprechen sie so, wie ihnen die Schnauze gewachsen ist, denn eine gute Zuhörerin ist Annett Gröschner auch. Teilnehmende Beobachterin, nennt sie das.

Drei Romane sind bislang so entstanden, „Moskauer Eis“, „Walpurgistag“ und jetzt ganz frisch „Schwebende Lasten“. Für einen Roman brauche sie lange, denn sie sei etwas unstet, sagt Annett Gröschner.

Zusammenarbeit ist Gröschner wichtig

Gröschner muss immer wieder aufstehen und etwas anderes machen. Zum Beispiel, mit anderen gemeinsam arbeiten. Auch das mag sie.

Mit dem Fotografen Arwed Messmer machte sie ein zweibändiges Werk über die Berliner Mauer; gemeinsam mit Peggy Mädler und Wenke Seemann entstand der Gesprächsband „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“, der zum Bestseller wurde.

Kein Wunder, dass jemand wie sie lange auch Dozentin war. Dem Nachwuchs möchte sie raten, sich aus dem digitalen Raum hinauszubewegen.

 Gröschner übernimmt auch die Mainzer Poetikdozentur

In Mainz hat Annett Gröschner auch die diesjährige Poetikdozentur angenommen, zu der ein Workshop mit Studierenden gehört. Es sieht so aus, als habe Mainz mit Annett Gröschner eine Stadtschreiberin gewonnen, die sich einbringen und bei Rundgängen inspirieren lassen will – eine vielversprechende Mischung. 

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