Darüber spricht die Region

Wochenrückblick Stuttgart: Negative Internetkulturen und positiver Müll

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Autor/in
Kerstin Rudat
Kerstin Rudat

Warum Welten wie die rund um den Podcast "Hoss & Hopf" kein neues Internet-Phänomen sind und warum illegaler Müll und richtige Mülltrennung uns alle angehen - hier im Wochenrückblick.

Hallo, ich bin Kerstin Rudat und arbeite als Redakteurin im Studio Stuttgart. Was diese Woche in der Region Stuttgart wichtig war, erfahrt ihr hier.

Wie ihr die kommunale Abfallwirtschaft unterstützt und auch noch Geld spart

Sperrmüll in Corona-Zeiten in Stuttgart (Archivbild)
Sperrmüll in Corona-Zeiten in Stuttgart: Viele misteten bei sich aus. Aber nicht alles wurde zur Abholung angemeldet. (Archivbild)

Sie verursachen ruckzuck Brände in Privathaushalten, und sie bereiten der kommunalen Abfallwirtschaft sowie Entsorgungs- und Recycling-Unternehmen große Probleme: Lithium-Ionen-Akkus. Das Problem an sich ist schon schlimm, aber getriggert hat mich in dem Artikel eine Aussage: "Ein Mitarbeiter in Karlsruhe hat neulich ein ganzes E-Bike inklusive Akku in der Tonne gefunden." Äh, was? Das nenn' ich mal Wohlstandsmüll!

Während der Corona-Pandemie war das erhöhte Müll-Vorkommen ein großes Thema. 2022 entsorgte beispielsweise der Landkreis Ludwigsburg rund 373 Tonnen wilden Müll und musste sich beim Hausmüll um 392 Tonnen sogenannte Fehlwürfe kümmern, also Abfall, der eigentlich in eine andere Tonne gehört. Im Kreis Böblingen hätten sich die Mengen von 2012 bis 2022 von etwa 334 auf 778 Tonnen mehr als verdoppelt, sagt Sprecher Benjamin Lutsch. Das verursachte allein 2022 zusätzliche Kosten von mehr als 600.000 Euro. Warum ist der richtige Umgang so schwer? Was wie entsorgt wird, dazu gibt es beispielsweise in Böblingen eine gute Website und sogar eine App.

So lustig die alte Matratze mit Graffiti ist, so allgemein anerkannt die "Zu verschenken"-Kisten vorm Haus sind - je öfter und je wilder, desto mehr kostet es die Allgemeinheit. Von wegen "Weiß ja keiner, dass ich das war": Immer mehr Kommunen setzen "Müll-Detektive" ein. Die Bußgelder variieren nach Bundesland, in Baden-Württemberg können sie bis zu 5.000 Euro betragen: Hier ist vom Pappbecher bis zu mehreren Kubikmetern alles aufgelistet. Bei falscher Mülltrennung und wildem Müll in der Stadt kann der Vermieter belangt werden. Der wiederum hat unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, die Kosten für die Entsorgung auf die Mieter und Mieterinnen umzulegen. Und auch die Müllgebühren der Kommunen steigen natürlich an. Nicht schön für die Nebenkostenabrechnung.

So könnt ihr beim Müll Geld sparen:

Und wenn ihr euch für Recycling-Mythen und illegale Plastik-Exporte interessiert, dann schaut doch mal hier beim "Y-Kollektiv" vorbei.
Über die Probleme mit Lithium-Ionen-Akkus berichtete SWR1 BW am 20. Februar 2024.

Die Abstimmung ist bereits beendet.

Jetzt mal ehrlich: Trennt ihr euren Müll?

  • Naja.... Sagen wir so: Ich bemühe mich. 7,8%
  • Nee, das Meiste kommt doch später eh zusammen und wird verbrannt. Warum sollte ich also? 2,3%
  • Das fragt ihr ernsthaft?! Logisch, Mann. Und einen Wertstoffhof hab' ich auch schon mal von innen gesehen. 89,0%
  • Was denn für 'ne Mülltrennung? Ich mach' Upcycling und hab' eine Wurmkiste. 0,9%

Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.

Vergangene Woche wollten wir von euch wissen, was ihr über Mitbringsel aus dem Urlaub denkt. Die Mehrheit (53 Prozent) antwortete: "Mitbringsel ja - aber nur, wenn es was Nettes ist, nicht den x-ten Staubfänger.".

"Toxische Internetkultur" - wie alles begann

Zwei der berühmtesten Memes vereint: Pepe, der Frosch, und Harambe, der Gorilla (Archivbild)
Mit den Memes zu Pepe, dem Frosch, und Harambe, dem Gorilla, startete so einiges in Sachen toxischer Internetkultur. (Archivbild)

Der erfolgreiche YouTube- und Spotify-Podcast "Hoss & Hopf" steht weiterhin in der Kritik. Ein Experte, der den Podcast schon lange beobachtet, spricht von einer "toxischen Internetkultur". Sich giftig zu entwickeln war leider kein Problem, denn diese Internetkultur hatte mehr als 30 Jahre Zeit zu wachsen. Mehr noch: Die damalige Underground-Netzkultur der Trolle, die zuerst in Newsgroups waren und später dann auf 4Chan und tumblr, habe mit der Zeit auf den sozialen Netzwerken eine eigene, neue Netzkultur hervorgebracht, meint der Medienwissenschaftler und Netzaktivist Geert Lovink. Die natürlich nicht mehr "sozial" gewesen sei.

Und was hat das jetzt mit jungen Männern zu tun? Die haben sich schon immer hauptsächlich in der Welt der vielen und wilden Referenzen bewegt und mit Gruppen, Memes, Codes und deren ironisch-satirischer Deutung darüber bestimmt, wer dazu gehört und wer ausgeschlossen wird, schreiben etwa die Wissenschaftlerinnen Angela Nagle und Whitney Phillips in ihren Untersuchungen über die Entwicklung von Internetkulturen.

Aggressive Entwicklungen: "Incels und "GTOW"

Später hätten sich dann explizit aggressive Subkulturen wie die "Incels" und "GTOW" (Men going their own Way) herausgebildet, mit klarem frauenfeindlichen Anstrich und nicht selten als Supporter der Alt-Right-Bewegung beziehungsweise Trumps während seines Wahlkampfs 2015/16. Unterstützt worden sei dies durch Internet-Phänomene wie die Umdeutung von "Kony 2012", dem Vorfall mit Harambe, dem Gorilla oder die Meme-Bewegung rund um Pepe, den Frosch vom Web-Comic "Boy's Club", so Nagle.

Mit der Zeit wurde klar, dass die Aggressionen und Ideen nicht nur im Netz stattfinden. Beispielsweise wurde der Zoo-Direktor in Cincinnati bedrängt und gehackt, weil ihm die Schuld am Tod des Gorillas Harambe gegeben wurde. Nach dem "Orlando Shooting" gab es Angriffe auf BIPoC und queere Menschen. Tech-Unternehmer wie PayPal-Gründer Peter Thiel verfolgten jenseits ihres Geschäfts libertäre Ideen - Thiel wollte gerne einen eigenen Inselstaat vor der Westküste realisieren. Zahlreiche dieser Beispiele ließen sich auflisten, so Nagle. Später entstanden dann Doxxing und Co.; heute sei es hauptsächlich Manipulation durch inhaltliche Angebote mit Desinformation in sozialen Medien. In dieser Entwicklung habe es bis heute immer zwei Merkmale gegeben, schreibt Phillips: Es gehe um Macht über andere und ums Stören allgemeiner Ordnungen.

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Hinzu kommt: Wer einsam ist, neigt eher zur Radikalisierung, so einige aktuelle Studien. Über die Hälfte der jungen Menschen in Deutschland fühlt sich einsam. Und werde dann man mit der perfekten Welt online und der schnellen Selbstoptimierung konfrontiert.
Selbsttest beim WDR: Wie gefährlich immer nur die eigene Filterbubble ist:

Über "Hoss & Hopf" und die Sperrungen auf TikTok berichtete SWR4 BW am 16. Februar 2024.

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