Schon seit Jahren macht die wachsende Abhängigkeit von Opioiden in den USA Schlagzeilen - und dazu zählen nicht nur Heroin, sondern auch bestimmte Schmerzmittel, die allzu häufig verschrieben werden. Auch in Deutschland gibt es seit Jahren den Trend, immer häufiger das Schmerzmittel Tilidin zu verschreiben - ein Opioid, das abhängig machen kann.
Missbrauch von Tilidin kann zu Atemlähmung führen
Tilidin in Kombination mit Cannabis hätten auch die drei jungen Männer konsumiert, so die Pforzheimer Drogenberatung Plan B, die in den vergangenen Monaten wohl an einer Überdosis gestorben seien. Die Todesursache sei nicht eindeutig belegt, doch man gehe davon aus, dass eine Mischung an Drogen zu ihrem Tod geführt habe, sagte der Leiter der Drogenberatung Plan B, Harald Stickel, gegenüber dem SWR.
Zwei der Toten waren in der Beratung in Pforzheim, der Dritte war ein Freund einer dieser beiden. Stickel weist daraufhin, dass zuviel Tilidin kombiniert mit anderen Drogen, beispielsweise Alkohol, zu einer Atemlähmung führen kann.
Schmerzmittel Tilidin ist ein Opioid - Vorsicht bei Mischkonsum
Tilidin ist ein Schmerzmittel für starke bis sehr starke Schmerzen und wird verschrieben, wenn herkömmliche Mittel wie Ibuprofen nicht mehr wirken. Aber Tilidin ist eben ein Opioid, kann also abhängig machen und sollte zurückhaltend verschrieben werden.
Doch gerade bei jungen Menschen, so Harald Stickel von der Pforzheimer Drogenberatung, sei zu beobachten, dass sie immer mehr mischen bei ihrem Drogenkonsum - da ist Tilidin ein Baustein, um wieder zur Ruhe zu kommen.
Auch Aline Blanchot, Leiterin der Drogenberatung bei der Stadt Karlsruhe, kennt diesen Mischkonsum gerade bei jungen Leuten. Da werde ausprobiert, was geht. Viele wüssten aber nicht, welche Gefahren der Missbrauch dieses Schmerzmittels berge, so Blanchot.
Schwarzmarkt, Internet oder gefälschte Rezepte
Harald Stickel berichtet aus Pforzheim, dass rund ein Viertel aller 15- bis 25-Jährigen, die in die Drogenberatung Plan B kommen, Tilidin schon mal ausprobiert haben. Die Wege der Beschaffung sind vielfältig: Wer beim Arzt nichts bekommt, geht ins Internet oder bestellt die Tabletten oder das Rezept auf dem Schwarzmarkt.
Junge Menschen sind bei Drogen risikofreudiger geworden
Und der Therapeutische Leiter der Suchtklinik in Gaggenau-Freiolsheim, Wolfgang Indlekofer, sieht eine nachwachsende Generation, die nicht wie früher über Heroin oder Cannabis in die Drogenabhängigkeit geraten, sondern eben über Opioide, wie das Tilidin.
Dennoch, sagt Indlekofer, sei nicht alles schlechter als früher. Der Anteil Jugendlicher, die gut mit Suchtmitteln umgehen, sei deutlich größer geworden, auch was Alkohol und Tabak betreffe. Dafür seien die jungen Menschen, die zu Drogen greifen, risikofreudiger und jünger geworden.