Eigentlich wollten die zehn neuen Auszubildenden ihre drei Jahre Ausbildung bei iwis mechatronics in Schwaigern (Kreis Heilbronn) absolvieren. Doch kurz vor Ausbildungsbeginn spricht ihnen das Unternehmen die Kündigung aus. Die Ausbildung neuer Azubis werde vorübergehend ausgesetzt. Grund dafür sei die schlechte wirtschaftliche Lage, heißt es von iwis mechatronics. Die Azubis müssen sich jetzt bis Jahresende einen neuen Ausbildungsbetrieb suchen. Das Vorgehen der Firma stößt bei der Gewerkschaft IG Metall und dem Betriebsrat auf Unverständnis.
Schlechte wirtschaftliche Lage Grund für Kündigungen
Von iwis mechatronics heißt es in einer schriftlichen Mitteilung, dass ihre Produkte seit April 2024 weniger gekauft werden. Im August habe sich diese Situation noch mal verschärft. "Es besteht momentan und mittelfristig kein Bedarf an zusätzlichen Mitarbeitern", so der Geschäftsbereichsleiter Commercial, Daniel Melter. Deshalb könne das Unternehmen keine langfristige Übernahme nach der Ausbildung zusichern.
Azubis: "Situation ist schockierend"
Die betroffenen Azubis sind schockiert. Mit so einer Nachricht haben sie nicht gerechnet. "Ich glaube, es geht uns allen nicht so richtig gut damit", sagt Nadine Becker, Auszubildende zur Technischen Produktdesignerin. Ihre Kollegin Angelika Schilling, Auszubildende zur Industriemechanikerin, ergänzt: "Ich bin ein bisschen aufgewühlt." Auch ihre Ausbilder seien traurig über die Situation. Alle Azubis wären gerne bei iwis mechatronics geblieben, erzählen die beiden. Denn untereinander würden sie sich sehr gut verstehen.
IHK kennt Azubi-Kündigungen von Insolvenzen
Der Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer Heilbronn-Franken (IHK) ordnet die Situation ein: "Häufig sind Auflösungen von Ausbildungsverträgen in diesem Umfang nicht." In Einzelfällen komme die Kündigung von Azubis immer wieder vor, dann handele es sich zum Beispiel um Firmeninsolvenzen. Ohne Insolvenzgrund könnten nur Auszubildende gekündigt werden, wenn sie noch in der Probezeit seien. So ist es auch im Fall von iwis mechatronics.
Gewerkschaft kritisiert den Umgang
Die IG Metall Heilbronn-Neckarsulm ist mit dem Vorgehen von iwis mechatronics nicht einverstanden. Die Argumentation für die Kündigung sei nicht nachvollziehbar, sagt Gewerkschaftssekretär Niklas Anner. Dass die Kündigung so kurz vor Ausbildungsstart kam, sei kein respektvoller Umgang mit Menschen. Anner hätte sich gewünscht, dass den Azubis eine Chance gegeben worden wäre, sich noch vor Ausbildungsstart nach einem anderen Betrieb umzuschauen.
Betriebsrat: Nicht der richtige Weg
Der Betriebsrat bei iwis mechatronics ist der Meinung, dass die Kündigung von Azubis nicht der richtige Weg ist, das Unternehmen zu retten. Der Betriebsratsvorsitzende Martin Stäbe erklärt: "In einer Zukunft ohne Ausbildung sehen wir keinen Sinn." Er ist der Meinung, dass ohne junge Nachwuchskräfte das Wissen nicht weitergegeben werden kann. "So haben wir keine erfolgreiche Chance für die Zukunft", sagt Stäbe.
Immerhin: Zwei von zehn gekündigten Azubis haben bereits eine neue Stelle gefunden. Die anderen suchen mit der Unterstützung von Arbeitgeber und Gewerkschaft. Außerdem möchte iwis mechatronics laut Mitteilung die Ausbildung von jungen Menschen wieder aufnehmen, sobald sich die wirtschaftliche Lage erholt hat.