Am Klinikum Friedrichshafen sind mehrere Assistenzärztinnen und -ärzte, gegen die die Staatsanwaltschaft Ravensburg ermittelt, vorläufig vom Dienst am Patienten freigestellt. Das teilte der Klinikverbund Medizin Campus Bodensee (MCB) am Donnerstagnachmittag mit. In den Ermittlungen geht es um mögliche ärztliche Fehlbehandlungen und den Verdacht des Abrechnungsbetruges. Die vorläufige Freistellung gilt bis Mitte Juli. Dann sollen laut MCB auch die Ergebnisse aus der vom Aufsichtsrat in Auftrag gegebenen internen Untersuchung vorliegen. Sollte diese die Ärzte bereits früher entlasten, könnte die Freistellung auch schon vorher beendet werden.
Amt am Klinikum Friedrichshafen ruht auf eigenen Wunsch
Bereits am Mittwoch teilte der Klinikverbund mit, dass der von Ermittlungen betroffene Chefarzt sein Amt vorerst ruhen lasse. Wie es in der Pressemitteilung heißt, hat der Chefarzt selbst angeboten, sein Amt solange ruhen zu lassen, bis die vom Aufsichtsrat in Auftrag gegebene interne Untersuchung abgeschlossen ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen, Andreas Brand (parteilos), erklärte, damit werde den im Raum stehenden Verdachtsmomenten, dem Interesse des Hauses und seiner Mitarbeitenden an einer Beruhigung der Situation und der auch für den Chefarzt geltenden Unschuldsvermutung angemessen Rechnung getragen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende verwies mit Blick auf die voraussichtlich langen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und Polizei auch darauf, dass Aufsichtsrat und Geschäftsführung in dieser Situation handlungsfähig sein müssten. Ein so langer Schwebezustand sei weder dem Haus und seinen Mitarbeitenden noch den beschuldigten Ärzten zuzumuten. Selbstverständlich kooperiere man mit den Ermittlungsbehörden in vollem Umfang. Parallel werde auch die interne Untersuchung intensiv vorangetrieben.
Ermittlungen gegen insgesamt fünf Ärzte
In der vergangenen Woche hatten Polizei und Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass sie insgesamt gegen fünf aktive und ehemalige Ärztinnen und Ärzte des Medizin Campus Bodensee in Friedrichshafen ermitteln. Dabei geht es um den Verdacht der fahrlässigen Tötung, Körperverletzung, der unterlassenen Hilfeleistung und des Abrechnungsbetruges. Schon zuvor hatte der Aufsichtsrat selbst die Aufarbeitung der Vorwürfe in Auftrag gegeben. Es gilt die Unschuldsvermutung.
So berichtete der SWR in der vergangenen Woche:
Verdacht ärztlicher Fehlbehandlungen Ermittlungen am Klinikum Friedrichshafen: Betroffene Ärzte weiter im Dienst
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen fünf aktive und ehemalige Ärztinnen und Ärzte des Medizin Campus Bodensee (MCB) in Friedrichshafen. Diese dürfen aber weiter ihrer Arbeit nachgehen.
Oberärztin in Friedrichshafen hatte Vorwürfe erhoben
Die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatte eine Ärztin: Sie hatte kritisiert, das medizinische Personal auf der Intensivstation sei überlastet gewesen und es habe vermeidbare Todesfälle gegeben. Darauf habe aber niemand reagiert. Die Frau hatte sich vergangenen Dezember mutmaßlich das Leben genommen.