Der französische Regisseur Jacques Audiard hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr sein Kino Diversität und gesellschaftliche Minderheiten schätzt. In seinem neuen Film führt er uns ein neues, modernes Paris. Dort bringt der Regisseur drei sehr unterschiedliche Figuren zusammen, und verwickelt sie in ein komplexes Abenteuer aus Liebe Sex, Enttäuschung und Lebenswendepunkten.
Drei Geschichten verbinden sich
Émilie, eine in China geborene Uni-Absolventin, arbeitet in einem Callcenter. Sie sucht einen Mitbewohner für ihr Appartement. So tritt Camille, ein charmanter Uni-Dozent, in ihr Leben. In kürzester Zeit entwickeln Émilie und Camille eine verworrene, undefinierte Beziehung.
Nora, ebenfalls Anfang dreißig, versucht derweil, sich als vergleichsweise "alte" Studentin in die Universitätsgemeinschaft einzufügen. Doch sie wird zum Opfer einer Verwechslung mit einem Porno-Star und damit des moralischen Puritanismus der braven Bürgerkinder. Im Verlauf des Films verbinden sich diese drei Geschichten.
Paris abseits der Touristenpfade
Der Film ist auf den ersten Blick ein typischer Paris-Film: Sinnlich, ekstatisch, musikalisch. Es ist aber auch ein Paris abseits der touristischen Attraktionen. Schauplatz ist das 13. Arrondissement, von den Parisern „Les Olympiades" genannt. Ein junger, multikultureller Ort, bewohnt von der aufstrebenden jungen Mittelschicht und von Studenten der nahen Uni. Jüngere Menschen, die nicht so viel Geld haben, und mit einem sehr hohen Anteil nicht-weißer, zum Teil migrantischer Bevölkerung.
Hommage an die Nouvelle Vague
Dies ist auf eine ganz eigenwillige Weise auch eine Neuinterpretation dessen, was vor 60 Jahren François Truffaut, Jean-Luc Godard, Agnes Varda und andere vorgemacht und vorgedacht haben: Die Verbindung vom ganz alltäglichen, dokumentarischen Blick und außer-alltäglicher Leidenschaft. Wie in der Nouvelle Vague: Die Figuren lieben und verlieben sich, debattieren über diese Liebe, lieben sich wieder oder ändern ihre Liebe, sind schockiert über Erlebnisse, und verlieren dabei nie die Tatsache aus den Augen, dass das Leben für die meisten Menschen auf der Welt in anderen Bahnen verläuft.
Millennials auf der Suche nach echter Liebe
So ist dies auch ein Film über die Millennials, der behauptet, dass diese sich trotz der ganzen künstlichen Konsumkultur ihres Alltags letztlich nach anderen, vermeintlich echteren Verbindungen sehnen. In eindrucksvollem Schwarz-Weiß photografiert erzählt der Film so den Zeitgeist junger Menschen in einer leidenschaftliche Geschichte.
Trailer „Wo in Paris die Sonne aufgeht" von Jacques Audiard, ab 7.4. im Kino
Film Volker Schlöndorffs Kino-Doku „Der Waldmacher“: Wie Tony Rinaudo aus der Karst-Wüste Bäume wachsen lässt
Im Alter von 83 Jahren hat Regisseur Volker Schlöndorff seine erste Kino Doku gedreht. In „Der Waldmacher“ stellt er den australischen Agrarwissenschaftler Tony Rinaudo vor. Seit Jahrzehnten forstet er in Afrika auf, wundersamerweise ohne einen einzigen Baum zu pflanzen.
Film „A Hero: Die verlorene Ehre des Herrn Soltani“ — Asghar Farhadi über Graustufen der Moral
Ein Verurteilter wird zum ehrlichen Finder und als solcher von den Medien wie von seiner Familie und Nachbarschaft gefeiert. Doch bald gerät das perfekte Bild dieses sozialen Held wieder ins Zwielicht. Asghar Farhadis satirische Fabel zeigt, dass es auch in der Moral kein Schwarz-Weiß sondern viele Grautöne gibt.