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„Sissi“ 2.0: Der Romy-Schneider-Klassiker neu verfilmt

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Karsten Umlauf

Es kommt Bewegung ins festgefahrene Filmprogramm der Weihnachtsfeiertage: Sissi, der Romy- Schneider-Klassiker aus den 1950er Jahren ist in einer Neuverfilmung mit Desiree Nosbusch, Jannik Schümann und Dominique Devenport in ihrer ersten großen Rolle bei RTL+ zu sehen. Ein gelungenes Debüt, mit tollen Kostümen, überraschend wenig Kitsch und bemerkenswert viel Sex!

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„Sisi“mit nur einem „S“ – das klingt geheimnisvoller

Sissi mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm hat ausgedient, der Liesl von Possenhofen geht es jetzt massiv an den Kragen: Netflix wird wohl im Januar eine Sissi-Adaption herausbringen, eine weitere entsteht noch in den USA, und RTL+ greift mit seiner ersten Sisi-Staffel gleich frontal im Weihnachtsgeschäft an. „Sisi“, nur mit einem „S“ geschrieben, das ist historisch korrekter und klingt auch gleich geheimnisvoller.

Gewalt, Sex und fast kein Kitsch

Die junge Dominique Devenport ist als Sisi eine Entdeckung. Sie spielt sie natürlich nicht verrucht, sondern sehr einnehmend als neugierige, moderne junge Frau, freiheitsliebend und willensstark. Und auch Kaiser Franz, gespielt von Jannik Schümann, ist hier eine andere, viel politischere Figur: etwas linkisch, aber machtbewusst, verhandelt er mit dem russischen Zaren und Napoleon und schlägt unnachgiebig den Aufstand der Ungarn nieder. Europa in den unruhigen 1850er Jahren, Gewalt und Sex und dazwischen eine größtenteils schmalzbefreite Liebesgeschichte.

Den Kitsch nimmt die Serie, so soll es wohl rüberkommen, eher billigend in Kauf. Sie erzählt lieber von Bordellbesuchen des Kaisers, von Unterrichtsstunden mit Dildo und Dessous, für die Sisi dann gar eine Prostituierte zu ihrer Zofe macht, aber auch von politischen Diskussionen ihres liberal eingestellten Vaters, der die Intrigen in Wiener fürchtet.

Diese „Sisi“ kann mithalten mit „The Crown“ und „Bridgerton“

Zwei Folgen waren im Vorfeld verfügbar. Sie sind bis auf die aussagelose Wabermusik im Hintergrund vielversprechend. Und wer schon mit Adels-Serien Erfahrung hat: diese „Sisi“ mag zwar nach dem großen Sittenbild von „The Crown“ schielen, im Inneren scheint sie aber eher dem Edel-Eskapismus von „Bridgerton“ zugetan, keine schlechten Vorbilder. Und Zeit für neue Verwicklungen ist genug, eine zweite Staffel ist schon bestellt. Wer will, kann ja trotzdem auch mit der alten Sissi unterm Weihnachtsbaum sitzen.

Trailer: „Sisi“ von Sven Bohse

Forum Sisi für das 21. Jahrhundert – Was bleibt von der Kaiserin der Herzen?

Gregor Papsch diskutiert mit
Alfons Schweiggert, Autor, München
Mag. phil. Katrin Unterreiner, Historikerin und Kunsthistorikerin, Wien
Dr. Martina Winkelhofer, Historikerin, Wien

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