Am 9. Februar ist J.M. Coetzee, der südafrikanische Literaturnobelpreisträger des Jahres 2003, 80 Jahre alt geworden. In Deutschland fällt dieses Ereignis zusammen mit dem Erscheinen der Übersetzung eines bemerkenswerten Projekts, das sich von Coetzees voran gegangenem Schaffen abhebt: Nach „Die Kindheit Jesu“ und „Die Schulzeit Jesu“ hat Coetzee nun mit „Der Tod Jesu“ eine Trilogie vollendet, in der der Name des Heilands, abgesehen vom Titel, überhaupt nicht vorkommt und in der der biblische Bezug als Folie dennoch deutlich erkennbar ist.
Die Hauptfigur hört auf den Namen David (auch das schon kein Zufall) und ist zu Beginn des Zyklus fünf und an dessen Ende zehn Jahre alt. David ist das Gegenteil einer Identifikationsfigur; ein zwar kluger, aber auch undurchschaubarer, fast durchtriebener Charakter, der einst mit seinen Pflegeeltern mit rudimentären Sprachkenntnissen und ohne eigene Geschichte in einem ihnen selbst fremden Leben angekommen ist. Coetzee hat aus dieser Konstellation ein komplexes, gedanklich verschachteltes und ausgetüfteltes Szenario entwickelt, in dem theologische Unterströmungen mit philosophischen Diskursen verknüpft sind.
Hinter alldem steht letztendlich die größte aller Frage: „Warum bin ich hier?“ Am Ende steht tatsächlich nur noch eine vage Hoffnung auf Auferstehung. Coetzee ist ein großer, aber kein optimistischer Autor.