Großer Bollywoodfilm mit Massentanzszenen und Herzschmerz
„Dhadak“ ist einer der derzeit angesagten großen Bollywoodfilme. Natürlich mit bombastischen Massentanzszenen, rasant und dynamisch gedreht, dazu viel Herzschmerz. Die Jungstars des indischen Kinos laufen hier auf. Regisseur Shasank Kaitan erzählt die Liebesgeschichte von Pathaivi und Madhukar. Sie stammt aus einer angesehen Politikerfamilie und der junge Mann aus einer der unteren Kasten.
Der Streifen setzt auf mehr als nur eine romantische Romeo-und-Julia-Geschichte. Politische Verstrickungen und Korruption, die wieder stärker gewordene Abgrenzung zwischen den indischen Kasten – ganz selbstverständlich verhandeln heute auch massentaugliche Streifen wie „Dhadak“ gesellschaftskritische Themen, die man sonst eher in Arthouse-Filmen vermutet.
asdfBildung als Schlüssel für ein besseres Leben in Indien
Wie in „Ubuntu“, einer tragikomischen Geschichte über die Schwierigkeiten eines aufgeschlossenen jungen Lehrers auf dem Land in einer kleinen Dorfschule, die geschlossen werden soll. Bildung als Schlüssel für ein besseres Leben, das ist ein immer wiederkehrendes Thema, erklärt Elisa Kromeier, die die Filme für das Festival mit ausgesucht hat.
Ihrer Meinung nach liegt das an den sehr unterschiedlichen Bildungsniveaus innerhalb des Landes: „Es gibt immer noch in manchen Bundesländern eine erschreckend hohe Zahl an Analphabeten. Auf der anderen Seite gibt es viele, die in den Städten aufwachsen, wo es normal ist, dass viele ihren Abschluss machen, der vergleichbar ist mit dem Abitur, oder ihren Bachelor und Master in Großbritannien oder den USA machen und auf der Welt zu Hause sind.“
Trailer „Ubuntu“
Armut und Reichtum – nebeneinander auf engstem Raum
Diese krassen Gegensätze des riesigen Landes spiegelt auch das Indische Filmfestival wider. Einerseits Zwangsheiraten, Gewalt gegen Frauen, versklavte Kinderarbeiter oder die Benachteiligung religiöser Minderheiten. Andererseits eine gutsituierte Mittelschicht in den großen Städten, deren Leben sich immer weniger von dem in der westlichen Welt unterscheidet. Armut und Reichtum – nebeneinander auf engstem Raum.
Wie in Mumbai, der Filmmetropole Indiens, der ein Schwerpunkt gewidmet ist. Der Dokumentarfilm „Purdah“ von Jeremy Guy erzählt die Geschichte eines muslimischen Mädchens, das professionelle Cricketspielerin werden möchte. Gegen alle Widerstände legt es den Schleier ab und trainiert für sein Ziel.
„Alle meine Nachbarn wissen, dass ich Cricket spiele“, sagt das Mädchen in einer Szene. „Wer weiß, was sie hinter meinem Rücken reden. Ich will nicht den Islam ändern. Denn sonst werden sich die Leute gegen mich wenden.“ Und dennoch versucht die junge Frau, ein kleines bisschen Freiheit für sich zu gewinnen.
Ein Wunsch, der viele antreibt unter den Jüngeren, die oft zwischen Tradition und Moderne gefangen sind. Wie einige andere Filme zeigt aber auch „Purdah“, wie erfinderisch die Menschen in Indien sind, um ihre Situation zu verbessern, erklärt Elisa Kromeier: „Wir sind auf der Suche nach Filmen, die diese Probleme benennen, aber auch sagen: Wenn ihr uns helft, können wir es ein Stück besser machen.“
Audio: Gespräch mit Oliver Mahn, Leiter des Indischen Film Festivals Stuttgart
Wer sich auf die Vielzahl der unterschiedlichen Filme und Formate beim Indischen Filmfestival in Stuttgart einlässt, der kann sich bis zum 22. Juli in Stuttgart einen sehr guten Einblick verschaffen, über die beeindruckenden Geschichten, die das moderne indische Kino zu erzählen hat.