Wittlicher Bäckerei

Wenn die Künstliche Intelligenz den Christstollen backt

Stand
Autor/in
Sebastian Grauer
Foto von Sebastian Gauer, Redakteur bei SWR Aktuell im Regionalbüro Traben-Trarbach

Die Bäckerei Wildbadmühle in Wittlich geht neue Wege. Mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz spart das Unternehmen nicht nur Geld, sondern macht den Beruf auch attraktiver.

In der großen Backstube der Wittlicher Bäckerei laufen die Maschinen auf Hochtouren. Auf einem Band wird eine große und lange Bahn Teig unter ein Messer geschoben und geschnitten. Neben an werden die kleinen Teiglinge dann von Hand rund geknetet. Anschließend kommen sie in Formen und werden gebacken. Fertig ist der Christstollen.

Künstliche Intelligenz wird immer besser

Holger Linden, der gemeinsam mit seinem Bruder die Geschäfte führt, beobachtet die Produktion. "Wir produzieren jede Woche 100 Stollen, so kommen wir auf 900 Stück in der Saison", sagt er. Dass er ab Ende November 100 Stollen pro Woche herstellen muss, hat ein Computer berechnet.

Diese Künstliche Intelligenz (KI) ist in der Wittlicher Bäckerei schon mehrere Jahre im Einsatz. Das System berechnet das ganze Jahr über, wie viele Brötchen, Brote oder Nussecken gebacken und ausgeliefert werden müssen. Dafür verwendet der Computer große Mengen an Daten und lernt weiter dazu. Die Ergebnisse werden dabei immer genauer.

Über die Jahre hat die KI bei uns im Unternehmen viele Erfahrungswerte gesammelt.

Holger Linden ist Geschäftsführer einer Wittlicher Bäckerei und setzt KI ein
Holger Linden ist gemeinsam mit seinem Bruder Inhaber und Geschäftsführer der Wildbadmühle in Wittlich-Wengerohr.

"Über die Jahre hat die KI bei uns im Unternehmen viele Erfahrungswerten gesammelt", sagt Linden. Zum Beispiel, welche Waren von den Kunden wann gekauft werden. So wissen die Bäcker jetzt, was in warmen oder kalten Jahreszeiten besonders beliebt ist und was nicht. "Ferien spielen eine große Rolle, aber auch Feiertage. Auch muslimische Feiertage oder jüdische Feiertage", sagt Linden.

Weniger Nachtarbeit wegen KI

Für Holger Linden und seine Bäckerei bringt das viele Vorteile und spart Geld. Es wird nur so viel produziert, wie auch verkauft wird, weil die Anzahl der benötigten Brote und Brötchen für die 15 Filialen genauer berechnet werden kann. Und nicht nur das: Die Arbeit, die in vielen Bäckereien nachts erledigt werden muss, kann in der Wittlicher Bäckerei jetzt am Tag erledigt werden. Denn in der Backstube muss niemand mehr darauf warten, dass die Bestellungen aus den Filialen komme. Das alles war früher der Fall, sagt Linden. Heute berechnet der Computer zeitnah, welche Waren gebaucht werden und wie viele davon.

"Nachts sind nur noch wenige Bäcker da, die auch nur noch zum Backen kommen. Das Kneten und das Aufarbeiten der Teige passiert bei uns jetzt tagsüber." Ein wichtiger Punkt für den Nachwuchs des Handwerks, erklärt Linden. "Das macht den Beruf natürlich für Auszubildende interessanter. Denn das K.o.- Kriterium Nachtarbeit ist bei uns passé." Sorgen um den Nachwuchs hat Linden deshalb nicht. Er beschäftigt derzeit mehr als 30 Auszubildende.

In einer Witticher Bäckerei berechnet eine KI wie viel Brot gebacken werden muss
Die KI berechnet nicht nur, wie viele Christstollen produziert werden müssen. Das System ist das ganze Jahr im Einsatz und bestellt auch das Brot und die Brötchen, die in der Wittlicher Backstube hergestellt werden.

Beschäftigte profitieren von KI

Linden ist sich sicher, dass alle seiner mehr als 100 Beschäftigten profitieren. Die Verkäufer und Verkäuferinnen müssen kaum noch Bestellungen eintippen und können sich auf die Kundschaft konzentrieren. Im Büro müssen die Bestellungen aus den Bäckerei-Filialen nicht mehr von einem Mitarbeitenden bearbeitet werden. Keiner muss den Bestellungen mehr hinterher telefonieren und sie korrigieren. Das regelt jetzt alles der Computer, erläutert Bäcker Linden.

"Unsere KI ist mittlerweile soweit, dass sie die Bestellungen vollautomatisch durchläuft." Von Hektik im Büro ist nichts mehr zu spüren. "Hier ist es mucksmäuschenstill. Hier sitzt eine Mitarbeiterin. Das ist gigantisch."

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