Seit fast 50 Jahren ist Govind Jain Edelsteinhändler in Idar-Oberstein. Er importiert Ketten und Edelsteine aus Indien und verkauft sie zum kleinen Preis an Touristenläden und Boutiquen.
Dieses Geschäft läuft allerdings schleppend. "Die regelmäßige Kundschaft ist weniger geworden", sagt Jain. Günstige Ware werde deutlich seltener nachgefragt. Anders sieht es bei teuren Produkten aus.
"Momentan ist es fast einfacher, einen Stein für 50.000 Euro als für 5.000 Euro zu verkaufen", sagt Vikas Jain, der das Geschäft mit seinem Vater führt. Und Jain Senior ergänzt: "Den Leuten, die das Geld haben, ist die Inflation egal."
Karrieremesse in der Schmuckstadt Gesucht: Edelsteinschleifer in Idar-Oberstein!
Edelsteine zum Strahlen zu bringen, ist eine hohe Kunst. In Idar-Oberstein kann dieses Handwerk erlernt werden. Doch der Nachwuchs fehlt. Eine Karrieremesse soll das ändern.
Verband: Luxus läuft immer
Das bestätigt auch der Bundesverband der Juweliere. Geschäftsführer Joachim Dünkelmann erzählt, dass das Schmuckgeschäft noch einmal angezogen hat, seitdem die Preise für fast alle Produkte in die Höhe geklettert sind. In Zeiten, in denen Geld weniger wert ist, steige das Interesse an teuren Produkten.
"Luxus läuft - vollkommen unabhängig von Inflation und Konjunktur."
Vor allem hochwertige Steine boomen
Diesen Trend spüren aber nicht nur die Händler und Juweliere, sondern auch die Edelsteinindustrie. Alexander Arnoldi führt mit seinem Vater eine Edelsteinschleiferei in vierter Generation in Idar-Oberstein. Farbsteine wie Aquamarine und Turmaline werden hier geschliffen und an Schmuckproduzenten in der ganzen Welt verkauft.

"Während die Serienanfertigungen zurückgehen, merkt man schon, dass es in den hochwertigen Bereichen einen Anfrageanstieg gibt", sagt Arnoldi. Auch andere Edelsteinschleifereien und Schmuckproduzenten bestätigen dem SWR diesen Trend, aktuelle Zahlen gibt es keine.
Corona hat Lieferketten für Edelsteine gestört
In der Vergangenheit lag der Umsatz bei der Produktion von Schmuck im Kreis Birkenfeld laut Statistischem Landesamt bei rund 235 Millionen Euro pro Jahr (Stand 2019). Dann kam die Corona-Pandemie. Seitdem sind auch in der Schmuck- und Edelsteinindustrie die Lieferketten gestört.
Für Arnoldi ist das Fluch und Segen zugleich. Denn: Die Idar-Obersteiner brauchen Steine, um zu schleifen. "Rohsteine werden seltener, weil durch die Pandemie Handels- und Reiseaktivitäten weniger geworden sind. Die sind für unsere Branche aber Grundvoraussetzung", sagt er.
Edelsteine aus Europa wieder gefragter
Das trübt die allgemein gute Stimmung etwas, denn potenziell könnte noch mehr verkauft werden. Dafür beobachtet Arnoldi aber einen anderen Trend: Europäische Schmuckproduzenten geben Arbeiten wieder vermehrt in Europa in Auftrag. Und davon profitiert auch die Edelsteinindustrie in und um Idar-Oberstein.
"Wir sind in Idar-Oberstein einfach vor Ort, um den innereuropäischen Markt beliefern zu können. Da kommen jetzt Anfragen, die vorher erst gar nicht nachgefragt waren."