Silke Fuchsen stellt ihren Käse auf dem Altfuchshof in Handarbeit her.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )

Milch und Energie immer teurer

Die Käsekrise: Wie Molkereien in der Region Trier ums Überleben kämpfen

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)
Maximilian Storr

Die hohen Preise für Gas, Strom und Milch setzen Molkereien zu. Große Betriebe rüsten auf Öl um, kleine Unternehmen wie der Altfuchshof in Kahren können ihre Kosten kaum senken.

Es ist heiß im Wärmeraum der Molkerei auf dem Altfuchshof in Saarburg-Kahren (Landkreis Trier-Saarburg). Die Milchsäurebakterien brauchen die hohen Temperaturen zum Arbeiten. Damit der Käse, der hier in den Regalen reift, sein Aroma entfaltet.

Das Problem ist: Um den Raum zu heizen, braucht es eine Menge Gas, ebenso wie für das Hochkochen und das Runterkühlen der Milch. Und seit dem Krieg in der Ukraine sind nicht nur die Kosten für Gas explodiert.

"Auch der Strom, das Glas, die Verpackungen und die Milch sind teurer geworden", sagt Chefin Silke Fuchsen: "Das ist ein Riesenrattenschwanz." Und am Ende des Rattenschwanzes bleibt immer weniger Gewinn für die kleine Molkerei auf dem Saargau übrig.

"Die Frage ist: Was kommt da kostenmäßig noch auf uns zu? Das macht einem schon ein mulmiges Gefühl."

Silke Fuchsen stellt ihren Käse auf dem Altfuchshof in Handarbeit her.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Silke Fuchsen stellt ihren Käse auf dem Altfuchshof in Handarbeit her.

Molkereien suchen Alternativen zum Gas

Der Altfuchshof versucht bereits Energie einzusparen. Die Lampen werden nicht so lange brennen gelassen, der Boden nicht mehr mit heißem Wasser geputzt. Und auch eine Solaranlage hat die Familie in Auftrag gegeben, obwohl die wohl noch etwas auf sich warten lassen wird.

Doch nicht nur auf dem Saargau tut sich was. Die ganze Branche ist im Umbruch. Die Eifeler Hofkäserei in Kerpen (Vulkaneifelkreis) setzt bereits auf Wärmepumpen und Photovoltaik. Dennoch machen dem Betrieb die gestiegenen Preise zu schaffen, wie Chefin Ursula Gröner sagt.

"Ganz wesentlich sind die sehr stark gestiegenen Milchpreise, die in unserem Betrieb zu einer hohen, sechsstelligen Kostenexplosion geführt haben."

Arla und Hochwald produzieren mit Öl

Auch die beiden Großmolkereien in der Region Trier, Arla und Hochwald, stellen Butter und Käse inzwischen größtenteils mit Öl statt mit Gas her. Laut den Unternehmen soll dies aber nur eine vorübergehende Umstellung sein, um die Produktion zu sichern. Das Arla-Werk in Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) soll bis Ende 2025 mit Ökostrom laufen.

Milchprodukte werden immer teurer

Trotz der Maßnahmen sahen sich beide Konzerne gezwungen, die Preise zu erhöhen, genauso wie die Eifeler Hofkäserei und die Käserei Bauer in Jünkerath: "Wir haben die Preise im März um fünf Prozent erhöht. Das deckt zwar nicht die gestiegenen Kosten, aber wir haben Bedenken, dass uns sonst der Umsatz noch mehr einbricht."

Schon jetzt sei der Absatz zurückgegangen. Die Kunden kaufen dieser Tage auch den Käse eher im Discounter ein als im Biomarkt oder Hofladen, erzählen die Molkereibetreiber.

Fuchsen: Kunden müssen Käse noch bezahlen können

Silke Fuchsen vom Altfuchshof hat dafür Verständnis, sagt sie. Mit den steigenden Preisen habe im Moment jeder, auch im Alltag, zu kämpfen: "Unser Käse kann noch so gut sein. Wenn die Leute ihn nicht mehr bezahlen können, bringt uns das nichts."

"Wir wollen nicht extrem teuer werden, weil wenn wir nachher den Bogen überspannt haben und keiner mehr kommt, dann ist auch Feierabend."

Trotz all der Probleme glaubt Fuchsen an die Zukunft ihrer Käserei. Sie hofft, dass ihre Kunden dem Betrieb treu bleiben: "Und ich denke, wenn man gegenseitig fair bleibt, dann wird man auch so eine Zeit überstehen.“

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