Eines gleich vorweg: Zwei wichtige Voraussetzungen, um Oberbürgermeister von Mainz zu werden, bringt Martin Malcherek auf jeden Fall mit:
Zum einen hat er überhaupt keine Scheu, auf Menschen zuzugehen und ihnen von den Themen zu erzählen, die seiner Meinung nach in Mainz im Argen liegen. Das tut er zum Beispiel an seinem Wahlkampfstand am Mainzer Schillerplatz. Trotz ungemütlichen Nieselregens und kühler Temperaturen nutzt er jede Gelegenheit, um mit den vorbeilaufenden Mainzerinnen und Mainzern ins Gespräch zu kommen.
Das perfekte "Oberbürgermeister-Gesicht"
Zum anderen hat er das perfekte Oberbürgermeister-Gesicht. Das zumindest zeigt er der Schülerin Luna vom Frauenlob-Gymnasium. Sie will für ihre Schülerzeitung ein Foto-Interview mit Malcherek machen, bei dem er nur mit Gesten und Gesichtsausdrücken antworten darf. Auf die Frage, warum ausgerechnet er Mainzer OB werden sollte, zeigt Malcherek auf sich und - natürlich augenzwinkernd - sein "perfektes Oberbürgermeister-Gesicht".
Aber genauso humorvoll, wie er dieses lustige Schülerinterview mitmacht, so ernsthaft setzt sich der 49-Jährige eben auch mit den drängenden Fragen und Problemen von Bürgerinnen und Bürgern auseinander. Wie etwa dem knappen Wohnraum und den exorbitant hohen Mieten - ein Thema, das dem Linken Malcherek offensichtlich ein Herzensanliegen ist.
Günstiger Wohnraum für alle als Schwerpunkt
"Es kann einfach nicht sein, dass sich hier nur noch die Reichen eine Wohnung leisten können. Der Wohnraum muss für alle bezahlbar sein", sagt Malcherek im Gespräch mit einer Mainzerin, die über die 20 Euro pro Quadratmeter klagt, die sie an Miete berappen muss. Um die Wohnsituation in Mainz zu entspannen, schlägt Malcherek unter anderem vor, mehr in die Höhe zu bauen.
Außerdem müsse die Stadt viel mehr Grund und Boden kaufen, sagt der Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Verwaltungsrecht. Mehr als 150 Millionen Euro im nächsten Haushalt auf die hohe Kante zu legen, sei der völlig falsche Weg. Das Geld sei jetzt da und solle ausgegeben werden.
Die Mainzerin scheint nach dem Gespräch noch etwas unschlüssig, was sie von Malchereks Vorschlägen halten soll: "Dafür verstehe ich von Finanzen zu wenig", sagt sie. Aber immerhin: "Nett ist er ja und viele Ideen scheint er auch zu haben."
Im Gespräch mit einer jungen Familie kommt Malcherek dann auf ein weiteres Herzensthema zu sprechen: das dauerhafte 9-Euro-Ticket. Jeder, der Bus und Bahn nutzen wolle, müsse sich das leisten können.
Aus Malchereks Sicht spricht auch nichts dagegen, den Autoverkehr weitestgehend aus der Innenstadt zu verbannen. Wenn Parkplätze wegfielen, könnten stattdessen wieder mehr Grünflächen in der City entstehen.
Obwohl man merkt, wie wichtig Malcherek diese Themen sind: Er hält den Leuten keine Vorträge. Stattdessen fragt der Linken-Politiker ganz viel. Er will wissen, welche Probleme die Bürgerinnen und Bürger beschäftigen, wo sie Handlungsbedarf in der Stadt sehen, was ihnen wirklich auf den Nägeln brennt.
Sympathie für Kandidaten, Fremdeln mit der Partei
Bei den Menschen, die sich auf die Gespräche einlassen, kommt das gut an. "Der ist wirklich sympathisch", hört man immer wieder. Und "man glaubt ihm, dass er hinter dem steht, was er sagt." Malcherek erzählt, dass er persönlich häufig dieses positive Feedback erlebt, aber immer wieder auch, dass Menschen mit seiner Partei fremdeln.
Bei der letzten Wahl vor drei Jahren hatte der Linke 2,8 Prozent der Stimmen bekommen. Ob er wirklich daran glaubt, dass es diesmal mehr werden? Wie motiviert man sich bei solchen Aussichten für einen kräftezehrenden Wahlkampf?
Motiviert trotz geringer Chancen
"Ich rechne fest mit einem linken Erdrutschsieg", lacht der 49-Jährige. Aber im Ernst: "Wahlkampf ist zwar Arbeit, aber es macht mir auch Spaß. So habe ich die Möglichkeit, für die Belange der Bürgerinnen und Bürger einzutreten und werde auch gehört. Das motiviert mich."
Malcherek glaubt, dass es derzeit eine politische "Bubble" - also eine Blase - in Mainz gibt, die kein Gefühl mehr dafür hat, was die Menschen tatsächlich bewegt. Dafür will er seinen Wahlkampf einsetzen. Selbst wenn er den linken Erdrutschsieg "knapp" verfehlen sollte, habe er zumindest die Chance genutzt, den Belangen der Bürgerinnen und Bürger eine Stimme zu geben.
Ob sie ihn dafür wählen werden? Luna zumindest - von der Schülerzeitung - würde es nicht ausschließen. Allerdings: Sie ist erst 14 und darf frühestens bei der nächsten Oberbürgermeisterwahl mitentscheiden.