Hart im Nehmen

Warum Störchin Barbara die klirrende Kälte in Staufen nichts ausmacht

Stand

Von Autor/in Kristin Haub, Paula Zeiler

Sie ist zurück, aber viel zu früh im Jahr: Störchin Barbara. Und das ohne ihren Storchenmann Hugo. Beides sorgte für Aufregung in Staufen. Aber ist das überhaupt ein Problem?

Störchin Barbara kommt eigentlich immer erst im Februar zurück aus ihrem Winterurlaub. Jetzt ist aber alles anders als sonst. Schon Ende Dezember hat sie es sich wieder in ihrem Quartier in Staufen-Grunern (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) gemütlich gemacht. Dazu kam, dass ihr Storchenpartner Hugo fehlte. Denn normalerweise kommt er immer vor Barbara zurück aus dem Süden. Beides sorgte für helle Aufregung im Ort. Barbaras früher Heimflug sei zwar ungewöhnlich, aber kein Grund zur Sorge, versichert Gustav Bickel vom Verein "Weissstorch Breisgau".

Immer mehr Störche kommen früher zurück in die Region Freiburg

Seit Jahren hat Barbara ihr Nest auf dem alten Schuldach in Staufen-Grunern. Das weiß auch Konrad Grammelspacher, der sozusagen ihr Storchenvater im Ort ist. Als die Störchin schon Ende Dezember wieder da war, fiel das Grammelspacher direkt auf.

Im Ort vermutete man, dass Barbara durch die Kälte wenig Nahrung finden würde. Deshalb wurde Gustav Bickel, Vorsitzender des Vereins "Weissstorch Breisgau" in Freiburg-Opfingen, um Rat gebeten. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Störchen und hat mitgeholfen, die Population in der Region wieder zu stabilisieren. Also ein wahrer Storchen-Experte.

Barbaras früher Heimflug sei keine Seltenheit, räumt Bickel ein. In den letzten Jahren habe es nämlich einen wirklichen Umbruch gegeben. Das hat auch Konrad Grammelspacher beobachtet: "Jedes Jahr wird es früher". Zudem sei Barbara auch erst Mitte September weggeflogen.

Storch sitzt auf seinem Nest. Das befindet sich auf dem Dach eines Hauses.
Konrad Grammelspacher beobachtet das Verhalten von Barbara und Hugo ganz genau.

Storch gesehen? NABU sucht nach Weißstörchen, die hier bleiben

Auch der Naturschutzbund (NABU) hat festgestellt, dass sich das Zugverhalten der Störche in Deutschland verändert. Manche würden gar nicht mehr wegfliegen, schreibt der NABU.

Um herauszufinden, warum Weißstörche immer öfter im Winter in Deutschland bleiben, hat der NABU eine Internetseite erstellt. Dort können Störche gemeldet werden, die im Winter da bleiben. Auch Gustav Bickel vom Verein "Weissstorch Breisgau" hat seit Dezember schon ein paar Anrufe von Leuten erhalten, die sich über die Anwesenheit von Störchen im Winter gewundert hätten.

Auch im Winter können Störche genug Nahrung finden

Ein paar kalte Tage mit minus 10 oder sogar minus 15 Grad würden den Tieren aber nichts ausmachen, sagt Bickel. Die Hauptsache sei, dass die Störche genug zu fressen finden. Das könnten im Winter Wühlmäuse, Krebse oder kleine Wassertiere sein. Die finden sie in kleinen Bachläufen oder auf überfluteten Wiesen.

Bei Frost gebe es zwar keine Würmer, aber der ein oder andere Landwirt pflüge auch im Januar seinen Acker. Das nutze der Storch dann direkt. Wäre es den Störchen zu kalt, könnten sie einfach in wärmere Gebiete fliegen. Von Freiburg würde das - je nachdem - nur ein bis zwei Tagen dauern, so der Storchen-Experte.

Storch sitzt auf seinem Nest. Das befindet sich auf dem Dach eines Hauses.
Auf Feldern finden Störche Nahrung - auch im Winter.

Storch und Störchin überwintern meist getrennt voneinander

Und was ist mit Hugo? In Grunern gab es die nettesten Theorien, warum Barbara diesmal vor Hugo zurück ist. Vielleicht sucht Barbara sich ja einen Neuen, war eine Idee. Gustav Bickel kennt die Storchenstatistik. Und die zeigt, dass es eben auch Nester gibt, bei denen die Frau vor dem Mann zurückkehrt. Denn anders als erwartet, machen Storchenpaare ihren Winterurlaub nicht zusammen. So kann es sein, dass Barbara nur bis Südfrankreich geflogen ist. Hugo aber im weiter entfernten Marokko überwintert.

Barbara trägt keinen Sender und ist schwerer zu finden

Einmal Spanien, immer Spanien. So ist es auch bei Störchen und ihrem Winterquartier. Als Beispiel nennt Bickel die Störchin Angela. Sie ist etwa neun Jahre alt und fliegt immer nach Cádiz, an den südlichsten Zipfel Spaniens.

Bickel weiß das so genau, weil Angela einen Sender trägt. Wahrscheinlich wird die Störchin Mitte Februar zurückkommen. Dafür braucht sie manchmal 14 Tage oder weniger. Mit dem Auto müsste man übrigens über 2.000 Kilometer von Freiburg bis nach Cádiz fahren.

Barbara trägt hingegen keinen Sender, sondern einen Ring mit einer Nummer. Diese ist bei der Beringungszentrale des Max-Planck-Instituts erfasst. Bickel hat Barbara beringt und hat deshalb Zugriff auf ihre Daten. Wenn also jemand irgendwo auf der Welt Barbara findet und ihre Nummer in das System eingibt, kann Bickel das zurückverfolgen. Das war in diesem Jahr aber nicht der Fall, weshalb Bickel nicht weiß, wo die Störchin ihr Winterquartier 2024 hatte.

Peter Steffe erzählt in SWR4 von Barbara und Hugo:

"Weissstorch Breisgau" kümmert sich um Störche in Freiburg und Region

Über 220 Storchennester zählt der Verein "Weissstorch Breisgau" von Bad Krozingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) bis Wyhl am Kaiserstuhl (Landkreis Emmendingen) aktuell. Im Dezember und Januar sind aber nicht alle Nester leer. Laut Gustav Bickel gibt es rund 25 sogenannte Winterstörche im Breisgau. "Die kennen wir alle persönlich", sagt Bickel.

Denn oft sind es immer dieselben Störche, die im Winter hier bleiben würden. Die meisten seien sehr alte Störche - so 15 Jahre und älter, sagt Bickel. Es gebe aber auch 20 Jahre alte Störche, die noch in den Süden fliegen. Für die gehe es dann aber meistens nach Spanien oder Frankreich, denn da bräuchten sie nur wenige Tage hin. Mal sehen, wann Hugo seinen Rückflug nach Staufen-Grunern antritt und ob Barbara ihn noch ins Nest lässt.

Östringen

Leben zwischen Dönerbude und Einkaufswagen Verrückter Vogel: Storch Ali auf dem Supermarkt-Parkplatz in Östringen

Seit drei Jahren lebt ein Storch auf einem Supermarkt-Parkplatz in Östringen (Landkreis Karlsruhe). Er heißt Ali und fühlt sich so wohl, dass er gar nicht mehr in den Süden fliegt.

Schallstadt

Nest auf Baukran Das sind die Karussell-Störche aus Schallstadt

Ausgerechnet einen Baukran hat sich das Storchenpaar vor drei Jahren als Nistplatz ausgesucht. Seitdem gibt es die Zweckgemeinschaft zwischen Bauunternehmen und Storchennachwuchs.

Schwäbisch Hall

Eine Baustelle bedrohte den Nistplatz Happy End für Storchenpaar aus Schwäbisch Hall

Das Drama um das Storchenpaar in Schwäbisch Hall hat endlich ein Ende. Lange bedrohte eine Baustelle ihren Brutplatz. Auch ein neu gebautes Nest wollten die Vögel nicht annehmen.

Strecken um die 10.000 Kilometer

Strecken um die 10.000 Kilometer Zugvögel unterwegs ins Warme - doch einer bleibt vermehrt in Südbaden

Ab in den Süden! Der Vogelzug hat in der Region begonnen. Viele sind schon länger unterwegs, andere warten noch ab - oder bleiben gleich ganz hier.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent. 

Südwesten

Aktuell, regional, multimedial Die SWR Aktuell-App - Nachrichten auf Handy und Tablet

Die SWR Aktuell-App bringt aktuelle und regionale Nachrichten aus dem Südwesten aufs Smartphone und Tablet. Alle Details zur App und die Links zum Download gibt es hier.

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.