ein Handalarm im Amokfall an einer Grundschule (Archivbild) (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Arno Burgi)

Darüber spricht die Region

Wochenrückblick Stuttgart: Wenn Amok den Beruf erschüttert und das Herz in Alarm ist

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Kerstin Rudat
Kerstin Rudat (Foto: SWR, Foto: Tim Benscheid)

15 Jahre Amoklauf in Winnenden - das hat auch den Journalismus verändert. Gefahr plötzlicher Herztod - was man tun kann und wie man Symptome erkennt. Das alles im Wochenrückblick.

Hallo, ich bin Kerstin Rudat und arbeite als Redakteurin im Studio Stuttgart. Was mich diese Woche in der Region Stuttgart beschäftigt hat, erfahrt ihr hier. Vielleicht hat das ja auch etwas mit euch gemacht.

Die ganz dunklen Momente im Journalismus

Winnenden

Erinnerung bei der Gedenkstätte im Stadtgarten 15 Jahre nach dem Amoklauf: Wie Winnenden der Opfer gedachte

Am 11. März 2009 tötete ein 17-Jähriger in Winnenden 15 Menschen und sich selbst. Es ist auch nach 15 Jahren eine schwer fassbare Tat.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Am Montag jährte sich der Amoklauf von Winnenden (Rems-Murr-Kreis) zum 15. Mal. Viel wurde berichtet - jedes Jahr seit 2009, was sich verändert hat, für den Ort, für die Realschule, für Schulen generell, weil es mehr Präventionsarbeit und -maßnahmen gibt. Zig Bücher sind zum Thema erschienen, denn seit 1999 gab es weitere 15 Amok-Taten an deutschen Schulen. Der Fall Winnenden war entscheidend dafür, dass das Waffenrecht verschärft wurde.

Damit so etwas hoffentlich nie wieder passiert, sollten wir als Journalist*innen auch weiterhin berichten. Aber genau das macht den Beruf manchmal so schwer und unangenehm. Weil die Angehörigen der Opfer ein Recht darauf haben, in Ruhe trauern zu dürfen und eigentlich nicht mit Journalisten reden wollen. Auch bei einer Gedenkveranstaltung wie am Montag haben wir das Gefühl, wir wären besser nicht da. Es ist die Frage nach einer Balance zwischen Informationspflicht zu Ereignissen, die von öffentlichem Interesse sind, und Sensibilität, weil wir als Reporter*innen niemanden retraumatisieren wollen.

Und das müssen wir in den Redaktionen auch ständig neu thematisieren. Grenzen und unser Verhalten überdenken. Unsere Sprache. Auch bei der direkten Berichterstattung zu solch einer Tat kann man viel falsch machen. Beziehungsweise gibt es schwarze Schafe in der Branche, die für Aussagen Geld zahlen und die Situation inszenieren oder dramatisieren - auch das ist in Winnenden passiert. Allein das Medien-Aufkommen vor Ort, dieser Belagerungszustand, war für die Menschen 2009 schlimm. Es ist richtig, dass dann die Medien in der Kritik stehen:

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Deswegen hat Winnenden auch im SWR einiges verändert. Es wurde in den Monaten nach der Tat aus den Erfahrungen mit der Berichterstattung ein Leitfaden entwickelt, wie sich Mitarbeitende im Umgang mit emotional schwer belasteten Menschen verhalten können und sollen. Inzwischen ist es normal, dass zu speziellen Fragen unserer täglichen Arbeit Leitlinien oder Ratgeber erstellt werden. Dass wir regelmäßig darüber reden. Das tun wir nicht in der Öffentlichkeit. Aber das gehört auch zu unserem Arbeitsalltag. Manchmal ist dieser Job echt ziemlich hässlich.

Über 15 Jahre nach dem Amoklauf in Winnenden berichtete SWR Aktuell TV am 11.03.2024.

Und dann ist auf einmal in Sekundenschnelle alles vorbei

Einem Mann werden Elektroden für ein Elektrokardiogramm (EKG) angelegt. (Archivbild) (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Maurizio Gambarini)
Kommt euch das bekannt vor? Selbst schon mal ein EKG machen lassen? Wie sieht es mit der Vorsorge aus? (Archivbild)

Total berührt hat mich Anfang der Woche der Fall eines Taxifahrers in Stuttgart, der nach einer Auseinandersetzung mit einem Fahrgast erst plötzlich ohnmächtig geworden und dann später im Krankenhaus gestorben ist. Am Mittwoch wurde dann mit der Obduktion klar: Der Tod hatte nichts mit dem Streit oder einem Angriff zu tun. Losgelassen hat mich die Geschichte aber nicht. Von jetzt auf gleich stirbt jemand? Ja, und zwar gar nicht mal so selten.

Laut der Deutschen Herzstiftung ist der "plötzliche Herztod" oder "Sekundentod", wie das sofortige Herzversagen auch genannt wird, eine recht häufige Todesart. Die Ursachen sind allerdings vielfältig. Die schlechte Nachricht: Jüngere, gesunde Menschen sind weniger betroffen, aber es kann trotzdem jeden treffen, auch altersunabhängig. Die gute Nachricht: In gewisser Weise kann vorgebeugt werden. Denn Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße lassen sich feststellen. Sich ab 35 Jahren ab und an untersuchen zu lassen, wäre gut. Dann kann ein Kardiologe mit einem EKG (Elektrokardiogramm) Unregelmäßigkeiten und Symptome erkennen. Infos dazu gibt es beispielsweise hier auf der Seite des Robert-Bosch-Krankenhauses Stuttgart.

Und wenn alles eigentlich schon vorbei war - aber dann doch nicht? Hier berichten zwei Menschen Anfang 30 bei "ARD Gesund" über ihr Leben nach dem Herztod:

Über den seltsamen Tod des Taxifahrers berichtete SWR4 BW am 11. und am 13.03.2024.

Die Abstimmung ist bereits beendet.

Hand aufs Herz: Wie oft geht ihr zum Arzt?

  • Ja, klar mach' ich das regelmäßig. Ich mache sogar immer direkt den Termin fürs nächste Mal aus. 38,8%
  • Ich geh' halt hin, wenn ich muss. Oder eine Krankmeldung brauche. 55,1%
  • Ich hab' gar keinen Hausarzt. 6,1%

Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.

In der vergangenen Woche wollten wir von euch wissen, ob ihr im Auto raucht. Die Mehrheit (72,1 Prozent) antwortete: "Ich bin Nichtraucher."

Doomscrolling: Wie geht man mit schlechten Nachrichten um?

Und wenn ihr das Gefühl habt, ihr konsumiert zu viel negative Nachrichten - hier erklärt euch MrWissen2Go Mirko Drotschmann, was das mit einem macht und wie man da wieder rauskommt:

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Die AfD Esslingen ruft auf Facebook zum Essen von Schweinefleisch auf parallel zum islamischen Fastenmonat. Neben Zustimmung gibt es im Netz Häme wegen des KI-generierten Bildes.

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Mögliche Szenarien im Überblick Stuttgart 21: Wann und wie wird der Bahnhof eröffnet?

Fast wöchentlich gibt es inzwischen Berichte mit neuen Details über die Verzögerungen bei Stuttgart 21. Doch wie könnte eine Inbetriebnahme aussehen? Eine Analyse.

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Stuttgart

Marburger Bund hatte zu Warnstreiks aufgerufen Unikliniken in BW: Ärztinnen und Ärzte demonstrierten in Stuttgart

Ärztinnen und Ärzte an den Unikliniken in Baden-Württemberg haben am Montag in Stuttgart demonstriert. Sie forderten mehr Geld und höhere Zuschläge für Überstunden und Nachtarbeit.

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Was hat euch diese Woche beschäftigt? Schreibt uns: online.studiostuttgart@swr.de.

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