eine zerbrochene Rasierklinge (Foto: IMAGO, IMAGO / Steinach)

Darüber spricht die Region

Wochenrückblick Stuttgart: Vorsicht vor Rasierklingen unter Aufklebern

Stand
AUTOR/IN
Philipp Pfäfflin
Bild von Philipp Pfäfflin (Foto: SWR, SWR - Foto: Alexander Kluge)

An einer Schule haben Täter Rasierklingen unter Aufklebern versteckt. Und ein Klima-Aktivist erzählt, warum er Albträume hat. Das sind die Themen im Wochenrückblick für Stuttgart.

Hallo, ich bin Philipp Pfäfflin und Redakteur im SWR Studio Stuttgart. Im Wochenrückblick geht es um diese Themen:

Mit Rasierklingen gespickte Aufkleber

Dieses Thema lässt mich nicht los. In Backnang (Rems-Murr-Kreis) ist am Wochenende eine Realschule mit Hakenkreuzen und SS-Runen beschmiert worden, außerdem wurden an Mülleimern, Türen und Fahrradständer Aufkleber mit laut Polizei "politisch rechtsmotivierten Parolen" angebracht. Das Perfide dabei: Unter manchen Aufklebern waren Rasierklingen. Sprich: Hätte ein Kind versucht, einen dieser Aufkleber zu entfernen, hätte es sich möglicherweise verletzt. Oder anders ausgedrückt: Die, die die Aufkleber angebracht haben, hatten offensichtlich das Ziel, dass sich jemand verletzt.

Wer steckt dahinter? Warum macht das jemand? Wie weit ist das verbreitet? Und was macht das mit den Schülerinnen und Schülern an der betroffenen Schule? Das sind Fragen, die Stand jetzt nur zum Teil beantwortet werden können. Zu den Tätern: Die Polizei hat (Stand Donnerstag) noch keine heiße Spur. Der Staatsschutz ermittelt. Denn das Verbreiten oder Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ist verboten.

Zur Frage Rasierklingen in Aufklebern. "Das habe ich noch nie gehört. Das gab es bei uns noch nicht." So oder so ähnlich heißt es bei den meisten Polizeipräsidien in der Region Stuttgart. Nur bei der Polizei in Stuttgart kennt man diese perfiden Aufkleber. Es gab bereits einen Fall, und zwar vergangenes Jahr nach dem Christopher Street Day im Sommer, heißt es beim Polizeipräsidium Stuttgart. Dabei sei eine Person am Finger verletzt worden. Auch andernorts gab es entsprechende Vorfälle. Zum Beispiel in Lüdenscheid (Nord-Rhein-Westfalen) oder Mainz.

Timm Ruckaberle, der Rektor der Max-Eyth-Realschule in Backnang, formuliert es so: "Das hat tatsächlich eine Qualität, die uns überrascht hat. Das ist schockierend." Aber die Schule will sich nicht einschüchtern lassen. Für den Schulleiter darf trotz unterschiedlicher Meinungen die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. "Das ist menschenverachtend und menschenfeindlich. Das bleibt so nicht stehen." In einer ersten Reaktion haben Schülerinnen und Schüler eine Plakatwand gebastelt. Weitere Aktionen sind geplant.

Backnang

Schule will sich gegen Fremdenhass wehren Hakenkreuze und Rasierklingen: Unbekannte attackieren Realschule in Backnang

Unbekannte haben die Max-Eyth-Realschule in Backnang binnen weniger Tage zwei Mal mit Hakenkreuzen beschmiert. Außerdem wurden Aufkleber mit Rasierklingen angeklebt.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Über die mit Rasierklingen gespickten Aufkleber an der Max-Eyth-Realschule in Backnang hat SWR4 BW am 18. März 2024 berichtet.

Klimaaktivist Moritz Riedacher will nicht mehr Straßen blockieren

Moritz Riedacher hat als Klimaaktivist der "Letzten Generation" Straßen blockiert. Damit hat er nach eigenen Angaben aufgehört. (Foto: (privat))
Moritz Riedacher (r.) hat als Klimaaktivist der "Letzten Generation" Straßen blockiert. Damit hat er nach eigenen Angaben aufgehört.

Die Bild-Zeitung hat Anfang der Woche getitelt: "'Klima-Protest hat mich psychisch kaputt gemacht' - 'Letzte Generation'-Aussteiger gesteht." Darin - wie auch in einem SWR3-Interview - berichtete der Stuttgarter Klimaaktivist Moritz Riedacher von aggressiven Reaktionen von Autofahrern: Tritte, Attacke mit Pfefferspray und wüste Beschimpfungen. Der 27-Jährige litt unter Schlafstörungen und Albträumen und ist mittlerweile bei der "Letzten Generation" ausgestiegen.

Ich will von Moritz Riedacher wissen, ob er die Straßenblockaden im Nachhinein möglicherweise bereut. Schließlich wurde er nicht nur zu hohen Geldstrafen, sondern auch zu 20 Monaten Gefängnis verurteilt. Auch interessiert mich, ob er Verständnis für die Anfeindungen hat, den Hass, der ihm vor allem in den sozialen Medien entgegenschlägt.

Ins Gefängnis möchte er nicht unbedingt gehen, sagt Moritz Riedacher, als ich ihn darauf anspreche. "Aber wenn das Gericht diese Strafe ausspricht, dann werde ich mich dieser stellen." Noch sind die Haftstrafen nicht rechtskräftig, sagt der Stuttgarter. Im Oktober sei der nächste Verhandlungstermin. Dieses Mal vor dem Landgericht Heilbronn, nachdem er gegen das Urteil vom Amtsgericht Rechtsmittel eingelegt hatte.

Dass die Straßenblockaden der "Letzten Generation" viele Menschen aufgebracht haben, das könne er nachvollziehen. Dass manche Autofahrer handgreiflich wurden und Selbstjustiz geübt haben, das nicht. Trotzdem weiß er: Das Thema Klimaschutz emotionalisiert. Und die teils heftigen Reaktionen erklärt er sich dadurch, dass zwar die meisten Leute wüssten, dass die Klimakrise immer dramatischer werde, aber nicht daran erinnert werden wollten. Klimaschützer wie er legten den Finger in die Wunde, würden Menschen zwingen, sich mit dem unangenehmen Thema zu beschäftigen.

Aber genau das war sein Ziel: ein unignorierbarer Protest, damit sich die Bundesregierung an ihre eigenen Klimaziele halte. Entsprechend bereue er seinen Protest nicht. Eine weitere Motivation - so erzählt er weiter - ihm mache das Engagement anderer Mut. Dann merke er, dass er nicht allein für eine weniger drastische Klimaveränderung kämpfe. Und deswegen habe er auch Straßen blockiert und wolle sich auch künftig für eine klimagerechte Welt einsetzen, sagt er. Nicht auf der Straße, dafür in der Politik. Sein Ziel: Er will für die Tierschutzpartei kandidieren und wenn möglich in den Stuttgarter Gemeinderat gewählt werden.

Über Moritz Riedacher, der erklärt hat, warum er nicht mehr Straßen blockieren will, hat SWR3 am 19. März 2024 berichtet.

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