Bereits vier Angriffe

Angst nach Farbattacken auf Stuttgarter Obdachlose: "Irgendwann ist es Benzin"

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INTERVIEW
Nicole Freyler
Maxim Flößer
AUTOR/IN
Katharina Kurtz
Katharina Kurtz (Foto: SWR)
Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR  (Foto: SWR, SWR/Tim Benscheid)

Unbekannte übergießen immer wieder wohnungslose Menschen in Stuttgart mit Farbe - im Schlaf. Auch der frühere Obdachlose Harry hat Gewalt erfahren: 'Ich wurde angepinkelt'.

Nach insgesamt vier Angriffen mit Farbe macht sich unter Stuttgarter Obdachlosen Furcht breit, zum Beispiel bei Edoardo Agnello.

"Ich habe Angst, dass die kommen."

Eduardo Agnello lebt seit zehn Jahren in Stuttgart auf der Straße. Er hat Angst, dass auch er Opfer einer Farbattacke werden könnte. (Foto: SWR)
Eduardo Agnello lebt seit zehn Jahren in Stuttgart auf der Straße. Er hat Angst, dass auch er Opfer einer Farbattacke werden könnte.

Angriffe auf Obdachlose in Stuttgart

Nachdem er von den Angriffen hörte, habe er vergangene Nacht im Sitzen geschlafen. Denn dann sei er im Fall eines Angriffs schneller auf den Beinen, hofft Edoardo Agnello. "Im Schlaf bist du wehrlos." Hintergrund ist, dass die Farbattacken auf Obdachlose immer dann stattfanden, wenn diese schliefen.

"Ich weiß nicht, wie gefährlich diese Farbe ist, wenn sie ins Auge kommt", sagt Agnello in der Wärmestube der Evangelischen Gesellschaft (eva) in Stuttgart. Die Polizei vermutet, dass es sich um Malerfarbe handelt.

"Man denkt, dass es einen auch erwischen kann. Wir sind ausgeliefert. Es kann jeden treffen."

Attacken mit Farbe in Stuttgart

Auch Harry Pfau hat von den Angriffen mitbekommen. Denn nur wenige Meter von "Harrys Bude" vor der Stuttgarter St. Maria Kirche entfernt ist in der Nacht auf Samstag ein Obdachloser mit Farbe angegriffen worden. Die weißen Farbspritzer sind noch auf den Steinstufen vor der Kirche zu sehen.

Auf den Stufen vor der St. Maria Kirche in Stuttgart hat sich ebenfalls eine Farbattacke auf einen schlafenden Obdachlosen ereignet. Spritzer der weißen Farbe sind auf den Stufen noch zu sehen.  (Foto: SWR, Maxim Flößer)
Auf den Stufen vor der St. Maria Kirche in Stuttgart hat sich ebenfalls eine Farbattacke auf einen schlafenden Obdachlosen ereignet. Spritzer der weißen Farbe sind auf den Stufen noch zu sehen.

"Harrys Bude" ist eine feste Institution unter Obdachlosen. Dort wird gespendetes oder gerettetes Essen kostenlos verteilt. Harry ist in der Szene gut vernetzt, schließlich hat auch er früher auf der Straße gelebt.

Einer seiner regelmäßigen Gäste habe ihm erzählt, er passe jetzt viel mehr auf, berichtet Harry. "Er hat Angst." Harry versteht das nur allzu gut. Während seiner Zeit als Obdachloser wurde auch er Opfer von Gewalt.

"Ich wurde auch angepinkelt auf der Straße."

Harry Pfau macht sich Sorgen, dass die Angriffe sich noch verschlimmern könnten. "Jetzt ist es Farbe, was ist es das nächste Mal? Irgendwann ist es Benzin." Er hofft, dass nach den aktuellen Vorfällen die Polizei mehr auf Obdachlose achtet. Für den oder die Täterin hat Edoardo Agnello nur ein Wort: "asozial".

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