Bei den aktuell hohen Temperaturen wenden sich in Stuttgart zahlreiche obdachlose und wohnungslose Menschen an die sogenannte Kältestube. Das teilte der Betreiber, die Evangelische Gesellschaft (EVA), dem SWR mit. Bekannt sind die Räumlichkeiten aus dem Winter als "Wärmestube" zum Aufwärmen. Für den Sommer sind sie als kühler Zufluchtsort ausgestattet.
Seit diesem Jahr ist ein Raum klimatisiert. Außerdem gibt es gratis Getränke, Listen über Trinkwasserbrunnen in Stuttgart, Toiletten, Duschen und frische Kleidung sowie Sonnencreme und Kopfbedeckung zum Mitnehmen. Für die Organisation mitverantwortlich ist Sozialarbeiterin Silvia Kundrat, Mitarbeiterin bei der Evangelischen Gesellschaft.
SWR Aktuell: Frau Kundrat, wie wird Ihr Angebot denn angenommen?
Silvia Kundrat: Wir haben im Sommer inzwischen genauso viel zu tun wie im Winter. Der Hitzeschutz ist ein großes Thema. Es kommen jeden Nachmittag bis zu 50 Menschen zu uns, die Entspannung suchen und Schutz vor der Hitze.
SWR Aktuell: Was beobachten Sie, wie belastet kommen die Menschen aufgrund der Hitze hier zu Ihnen?
Silvia Kundrat: Wir stellen oft fest, dass viele zu wenig trinken, weil sie nicht die Möglichkeit haben, genug aufs Klo zu gehen, eben hygienische Toiletten vorzufinden und sind oft sehr erschöpft. Manche kommen mit einem hochroten Kopf und klagen über Kopfschmerzen und Schwindel, wo wir auch eindeutig sehen, dass sie einen Sonnenbrand haben und auch einen Sonnenstich.
SWR Aktuell: Für wen ist die Kältestube geöffnet?
Silvia Kundrat: Die Kältestube fragt nicht nach. Wir haben eine offene Tür und wer reinkommt, der ist da und auch hier richtig. In erster Linie kommen natürlich Obdachlose, aber auch wohnungslose Menschen, die in prekären Wohnverhältnissen leben - die zwar in der Nacht einen Platz zum Schlafen haben, aber keine wirkliche Wohnung.