Nach drei Stunden unterwegs mit dem Tafel-Auto ist Bernhard Schottmüller-Vogel sichtlich erschöpft, aber hochzufrieden. Für heute sind alle Lebensmittelspenden eingesammelt und nach Baden-Baden-Lichtental zum Tafel-Laden gebracht worden. Als Neuling unter den Tafel-Fahrern ist der 68-Jährige am Ende aber doch etwas überrascht, wie anstrengend der Job ist: "Ich habe gedacht, wir holen die Sachen nur bei den Supermärkten ab. Aber so ist es ja nicht. Wir müssen alles nochmal umpacken und dann in den Transporter laden. Aber es macht Spaß."
Ich hatte immer schon Mitleid mit Menschen, die ärmer sind. Und ich weiß, dass Hilfe gebraucht wird.
Bernhard Schottmüller-Vogel hat nach eigenen Worten seit jeher ein Herz für Menschen, denen es nicht so gut geht. "Ich hatte schon immer Mitleid mit ärmeren Leuten. In der Fußgängerzone werfe ich den Bettlern auch immer Geld rein, weil ich weiß, dass die Hilfe gebraucht wird."
Initiative erhält immer mehr Zulauf Lebensmittelausgabe in Unterführung: So helfen Ehrenamtliche in Karlsruhe Bedürftigen
Viele Menschen können sich einen normalen Wocheneinkauf nicht mehr leisten. Viel Zulauf hat daher eine private Initiative in Karlsruhe: eine Lebensmittelausgabe in einer Unterführung.
Rüstiger Rentner aus Baden-Baden wird "Tafel-Fahrer-Lehrling"
Zusammen mit seiner Frau betreibt er ein Appartement-Hotel in Baden-Baden. Doch das fülle ihn nicht aus. "Mir war langweilig. Und ich bin ja noch fit." Als er erfuhr, dass die Tafel Baden-Baden dringend neue Helfer für den Fahrdienst suchte, hat er sich beworben - und soll nun beim Einsatz mit dem Tafel-Fahrzeug lernen, was ein Fahrer alles so können muss.
Tafel-Fahrer brauchen Führerschein und Kraft
Ein gültiger Führerschein ist Grundvoraussetzung und "zwei linke Hände" wären fehl am Platz für diese Arbeit. Die Logistik sieht vor, dass die Fahrer mit einem 3,5-Tonner rückwärts an die Wareneingänge der Supermärkte heranfahren. Nach dem Einparken wird die Laderampe herabgelassen. Alles, was an Waren am Vortag nicht verkauft wurde, kommt als Spende der Tafel zugute. In den Kisten stapeln sich Lauchzwiebeln, Kohl- und Salatköpfe, Orangen, Bananen, Schnittblumen, Brötchen, Schokolade und andere Süßigkeiten. Tafel-Fahrer müssen fit und kräftig sein, denn jetzt heißt es: Bücken, anpacken, schleppen, hochheben.







Alfred Link, 70 Jahre alt, ist schon seit 16 Jahren Fahrer bei der Tafel, er kennt die Tour aus dem Effeff. Für ihn geht es auch darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. "Ich hatte so viel Glück im Leben. Anderen Menschen geht es nicht so gut." Von den neuen Kollegen erwartet er vor allem, "dass sie mit Freude bei der Sache und teamfähig sind."
Ich hatte so viel Glück im Leben. Jetzt geht es darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.
Sein Kollege Wolfgang Lietz, ebenfalls 70 Jahre alt, ist pensionierter Lehrer und hat schon einen guten Eindruck von dem "Neuen". "Man sieht, der Mann kann zupacken und hat Grobhand-Geschick, das braucht man hier. Wir hatten hier schon Leute, die sehen einfach nicht, wo sie hinlangen müssen."
Helfer arbeiten rein ehrenamtlich für Tafel
Finanziellen Lohn gibt es für die Tafel-Helfer nicht, sie arbeiten rein ehrenamtlich. Für Alfred Link ist es Lohn genug, als Rentner eine sinnvolle Beschäftigung zu haben und neue Leute kennenzulernen, mit denen er zusammenarbeitet. Das schaffe Struktur, und die sei im Alter wichtig. Für Wolfgang Lietz geht es auch um die Wertschätzung, die er von anderen erfährt. "Der Ruf, wenn du bei den Tafel-Fahrern mitarbeitest, der ist schon toll. Die ganzen Nachbarn bewundern dich. Klar, das nimmt man gerne mit."
Am Ende seines ersten Arbeitstages als "Fahrdienst-Lehrling" ist Bernhard Schottmüller-Vogel auch mit dem Tafel-Virus infiziert: "Es macht Spaß, wenn man anderen Leuten helfen kann. Einmal in der Woche mache ich auf jeden Fall weiter als Fahrer. Ich bleib' dabei."