Drei Tage lang hatten Aktivisten vier Platanen in der Karlsruher Fußgängerzone besetzt. Sie protestierten damit gegen das Vorhaben der Stadt, alle 48 Platanen dort zu fällen und durch 86 neue, klimaresistente Bäume zu ersetzen. Nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub, will Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) nun den Dialog mit den Aktivisten suchen, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte.
Ein Sprecher des Aktionsbündnisses "Karlsruher Platanen bleiben" begrüßte das Gesprächsangebot, Das schließe allerdings weitere Protestaktionen nicht aus, wenngleich derzeit nichts geplant sei.
Baumbesetzung in Karlsruher Fußgängerzone dauerte drei Tage
Am Samstag war die Protest-Aktion in Hängematten und Astgabeln nach knapp drei Tagen und Nächten abgeschlossen. Das Seilnetzwerk zwischen den vier besetzten Platanen wurde abgebaut. Sollte die Stadt aber weiter an ihren Plänen festhalten, die Platanen zu fällen, werde man die Bäume erneut besetzen, so die Aktivisten.
Banner und Unterschriften am Rathaus
Im Anschluss kletterten einige Aktivistinnen und Aktivisten in Richtung einer Brüstung des Rathauses und befestigten dort ein Plakat und eine Liste mit Unterschriften. Die Polizei beobachte die Aktion, forderte die Kletterer zum Entfernen des Plakats auf, griff aber nicht ein. Das Plakat wurde später entfernt.
Von Mittwochnacht bis Samstag hatten Aktivisten des Aktionsbündnisses "Karlsruher Platanen bleiben!" auf den Bäumen in der Karlsruher Fußgängerzone ausgeharrt. Damit wollen sie gegen die geplante Fällung der Bäume vorgehen.
Die Klimaschützer übernachteten in Hängematten in rund fünf Metern Höhe. Auf großen Transparenten, die zwischen den Bäumen aufgehängt waren, stand "Gesunde Bäume für ein gesundes Stadtklima" und "Karlsruher Platanen bleiben". Tagsüber waren abwechselnd zwölf Protestierende oben, nachts vier.
Weitere Aktionen der Aktivisten geplant
Offiziell ist derzeit nur von einer Unterbrechung der Besetzung die Rede. Wie dann weiter verfahren werde, hänge von den Reaktionen aus der Politik ab, sagte Sprecher Ingo Blechschmidt dem SWR am Samstagmorgen. Es seien aber noch weitere Aktionen geplant, die auch eine erneute Besetzung der Platanen beinhalten könnten.
Die Karlsruher Baumbesetzer verweisen auf andere Aktionen, unter anderem in Ravensburg. Dort hätten sich Klimaschützer zum Teil wochenlang in von Fällung bedrohten Stadtbäumen eingenistet. Neben dem Übernachten in Hängematten und dem Aufhängen von Transparenten hatten die Aktivisten auch Kletterkurse für Interessierte angeboten.
Besetzer fordern: Stadt soll Baumfällungen noch einmal überdenken
Die Protestierenden wollen erreichen, dass die Stadt ihre Pläne noch einmal überdenkt, die Platanen nicht fällt und eine Mischung aus alten Platanen und neuen Zürgelbäumen pflanzt. Nach Angaben der Kritiker brauchen neue Bäume viel zu lange, um die alten zu ersetzen.
Stadt bleibt bei ihrer Absicht
Die Stadt Karlsruhe reagierte auf den Protest zunächst nur schriftlich. In einer Mitteilung verwies sie darauf, dass die Neugestaltung der Kaiserstraße und der Erhalt der Bäume nicht miteinander vereinbar seien. Laut Stadt sollen mehr als 80 neue Bäume gepflanzt werden.
Argumente für oder gegen eine Neupflanzung habe der Karlsruher Gemeinderat "intensiv und auch kontrovers ausgetauscht und abgewogen", hieß es darin. Damit verweist die Stadt auf eine Entscheidung des Gemeinderats vom Dezember. Im Frühling begannen die Bauarbeiten. Kurz danach fielen die ersten Bäume. Gegen das Fällen der Bäume gab es schon mehrfach Proteste.
Weder Fridays for Future noch Letzte Generation
Der Protest wurde organisiert vom Aktionsbündnis "Karlsruher Platanen bleiben!". Das Bündnis ist laut eigener Aussage eigenständig und weder Teil von Fridays for Future noch der Letzten Generation. Unterstützung bekommen die Aktivisten vom Klimabündnis Karlsruhe. Das Bündnis umfasst mehrere Vereinigungen.
Von Passanten in der Fußgängerzone gab es unterschiedliche Reaktionen. Von "vollkommener Schwachsinn" über "besser, als sich vor ein Auto zu kleben" bis zu "den Protest finde ich sehr in Ordnung."